Rafal Gikiewicz und Union, das schien perfekt zu passen. Vor zwei Jahren heuerte der Pole in Köpenick an, seither ging es für beide Seiten stetig bergauf. Auf den Aufstieg folgte in dieser Saison der Klassenerhalt in der Bundesliga. In diesem Sommer trennen sich jedoch die Wege, Gikiewicz wechselt zum FC Augsburg. Im polnischen Fernsehen hat er sich nun ausführlich zu dem Abgang geäußert und seinen ehemaligen Arbeitgeber dabei deutlich kritisiert.
Der Torhüter stellte in der Sendung „Hejt Park“ erneut klar, dass er nicht die Absicht hatte, die Eisernen zu verlassen. „Ich bin mit meinen Erwartungen runtergegangen, aber Union hatte eine andere Planung.“ Sein Vorwurf richtet sich dabei hauptsächlich an Oliver Ruhnert, der noch am Sonntag keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass er im Sinne des Vereins gehandelt habe. „Er geht ungern, wir geben ihn im Endeffekt auch ungern ab. Aber das ist so manchmal im Leben. Das ist Profifußball und Bundesliga“.
Gikiewicz, der sich nach dem Aufstieg das Vereinslogo auf den linken Unterarm tätowieren ließ, macht jedoch keinen Hehl daraus, dass er die Situation anders empfindet. „Der Sportdirektor hat in einem Interview gesagt, dass Rafal Gikiewicz nicht größer als der Verein ist, weil er viel verdienen will. Aber das stimmt nicht“, will sich der 32-Jährige nicht in eine Schublade stecken lassen. „Wir hätten uns einigen können, aber nach den zwei guten Jahren konnte ich keinen Einjahresvertrag auf dem Niveau annehmen, das mir angeboten wurde“, so der Schlussmann. „Das habe ich ehrlich gesagt, sie haben es akzeptiert und wollten nicht kämpfen, damit Gikiewicz bleibt“.
Dass er für Union bezahlbar gewesen wäre, steht für den ehemaligen Freiburger jedenfalls außer Frage. Umso größer ist sein Unverständnis, dass man ihn ziehen lässt. In der Tat war Gikiewicz ein wichtiger Führungsspieler, sein Wort hatte Gewicht. „Nach dem Restart, als wir bei Hertha 0:4 und in Gladbach 1:4 verloren, hat mich Urs Fischer zu sich geholt und gesagt: ‘Verdammt, ich brauche den Gikiewicz von vor der Pause, den der laut ist in der Kabine, auf dem Platz.‘ Weil es ohne Zuschauer schwer war zu spielen für Union.“
Und so war Ligakonkurrent Augsburg längst nicht der einzige Verein, der ihn verpflichten wollte. Anfragen von überall aus Europa trudelten ein und ursprünglich hatte Gikiewicz bereits mit einem Wechsel in die Premier League geliebäugelt. Doch durch die Corona-Krise änderten sich allerorts die Konditionen. „Konkrete Angebote gab es von Montpellier und Bordeaux, dann kam aber die Pandemie und es erledigte sich damit. Ich wollte auch nicht Ersatz von Keylor Navas bei PSG sein, obwohl ich mehr als in Augsburg verdient hätte.“ Ebenfalls interessiert waren West Ham und ein spanischer Verein „aus einer kleinen Stadt, der um den Klassenerhalt kämpft. Aber ich habe das Angebot abgelehnt.“
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