Eigentlich sollte Robin Gosens am Freitagabend beim Bundesligaspiel gegen den FC St. Pauli in der Startelf von Union Berlin stehen. Doch knapp vier Stunden vor Anpfiff war klar, dass der 30-Jährige die Köpenicker plötzlich gen Italien verlassen würde – der Last-Minute-Abgang sorgte teamintern für Chaos.
Am Freitagmittag hatte Gosens noch bei den ‚Eisernen‘ trainiert. Nach langen Wochen der Ungewissheit über seine Zukunft schien ein Verbleib am letzten Tag des Transferfensters so gut wie sicher. Somit war der Schienenspieler für die Anfangsformation gegen St. Pauli vorgesehen. Bis ein Angebot aus Italien einging. „Um kurz nach 16 Uhr kam dann die Meldung, dass [die AC] Florenz sich gemeldet hat. Da ist Robin auf uns zugegangen und meinte, dass er das gerne machen würde“, erzählte Horst Heldt, Geschäftsführer Profifußball in Berlin-Köpenick.
In den vergangenen Wochen hatte Gosens öfter mit dem Gedanken geliebäugelt, die Hauptstadt zu verlassen. Demnach wusste Heldt, dass sich nach der Anfrage aus Florenz ein Abgang anbahnen würde. Die Gründe für den Wechselwunsch seien aber persönlicher und nicht sportlicher Natur gewesen. „Wir sind überzeugt, dass wir Spieler brauchen, die alles geben bei Union. Dafür ist auch wichtig, dass sich in deren Umfeld alle damit identifizieren“, so Heldt. „Wenn das aber nicht der Fall ist, dann ergibt es keinen Sinn, diesen Spieler hierzubehalten.“
Der 53-Jährige kritisierte den Zeitpunkt des späten Wechsels: „Es ist blöd, dass man am selben Tag noch spielt. Aber dafür hat es die Mannschaft ganz gut gemacht.“ Union Berlin gewann das Freitagabendspiel gegen St. Pauli knapp mit 1:0. Trainer Bo Svensson war mit der Leistung seiner Mannschaft dennoch nicht zufrieden. Die Art und Weise, wie sein Team auftrat, hat dem 45-Jährigen nicht gefallen.
„Ich kann nur sagen: Die Mannschaft, die ich die ganze Woche im Training gesehen habe, war anders. Die hatte Qualität, Power und Intensität. Das hat uns heute gefehlt und ich weiß nicht genau, warum“, sagte der Däne nach dem Spiel bei „DAZN“. Gosens‘ Last-Minute-Abgang sei einer der Gründe gewesen. „Ich weiß nicht, ob man sich das vorstellen kann. Du bereitest dich intensiv auf das Spiel vor. Und innerhalb weniger Minuten ändert sich das alles. Das ist natürlich nicht so einfach“, so der Coach.
Der späte Wechsel sorgte auch in der Mannschaft für Unruhe, wie Kapitän Rani Khedira verriet. Einen Mitspieler kurz vor Anpfiff eines Spiels zu verlieren, sei eine „Katastrophe“, so der 30-Jährige. „Robin stand völlig aufgelöst vor uns. Vor dem Mittagessen ist er noch davon ausgegangen, dass er spielt. Und nach seinem Mittagsschlaf kam die Nachricht, dass alles aufgeht.“ Zwar sei es schön, dass der Transfer für alle Parteien positiv sei, „aber für uns als Mannschaft ist es komisch.“
Khedira forderte eine Lösung für das späte Ende der Transferperiode – inbesondere kurz vor Spieltagen. Er schlug vor, dass das Transferfenster „entweder nach dem Spieltag oder klar davor“ schließen sollte. Und schon gar nicht kurz vor Anpfiff eines Ligaspiels. Trotz aller Aufregung wurden die Dokumente für Gosens‘ Rückkehr in die Serie A regelkonform unterschrieben – rund eine halbe Stunde vor Beginn des Union-Spiels.
Auch der Bundesligist schlug spät auf dem Transfermarkt zu: Andrej Ilic kam aus Lille. Die Ausleihe des Serben wurde knapp eineinhalb Stunden vor Anpfiff bekanntgegeben. Union-Coach Svensson fasste das Wechselgeschehen treffend zusammen: „Das war ein sehr komischer Tag.“
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