Am 20. Februar 2005 debütierte Christian Gentner in der Bundesliga. Seither sollten für den damals 19-Jährigen noch 379 weitere Einsätze im Oberhaus folgen. Die allermeisten davon für den VfB Stuttgart, den der Routinier im Sommer jedoch nicht allzu harmonisch in Richtung Union Berlin verlassen hat. Im „Sport-Bild“-Interview spricht er über den Wechsel, die drohenden Gefahren für die Köpenicker und den Tod seines Vaters.
„Ich hatte gespürt, dass der Verein ohne mich plant“, war Gentner von seiner Aussortierung nicht überrascht. Ihm die Entscheidung allerdings erst „eine Woche nach dem Abstieg“ mitzuteilen sei „unglücklich gelaufen“. Seit der Mittelfeldmann 2000 in die VfB-Jugend kam, hatte er sich nur in seinen drei Jahren in Wolfsburg nicht das Trikot mit dem Brustring übergestreift. Eine Rückkehr will Gentner nicht ausschließen. „Ich habe den Verantwortlichen gesagt, dass ich mir einen anderen Ablauf gewünscht hätte, aber ich bin nicht nachtragend“.
Nun spielt er mit Union ausgerechnet für den Klub, gegen den Stuttgart noch im Mai in der Relegation unterlag. „Ich habe tatsächlich kurz überlegt, ob ich das mit mir vereinbaren kann“. Den Abstieg könne man aber nicht nur an der Relegation festmachen, „28 Punkte in der Saison waren einfach zu wenig“. Mit den Eisernen strebt er nun eine zufriedenstellendere Ausbeute an. „Berlin war schnell eine Option, weil ich hier meine Erfahrung einbringen kann“, so Gentner, der bereits dem Mannschaftsrats angehört.
Mit dem großen Kader könnte es im Saisonverlauf aber „schwierig werden, da es mehr Frustpotenzial gibt“. Man habe „das Thema offen in der Mannschaft angesprochen“. Missgunst und Grüppchenbildung „wären fatal, da müssten wir sofort einschreiten“. Bisher gäbe es zwar keine Probleme, „aber ein Risiko ist da.“ Der 34-Jährige fordert, stets wachsam zu bleiben. „Man darf die Situation nie unterschätzen“. Auch in einer guten Phase „dürfen wir uns nie etwas vormachen, dass ein paar Prozente weniger reichen würden“. Letztlich seien Kleinigkeiten entscheidend und Union müsse „jedes Mal an Maximum kommen, um eine Siegchance zu haben. Und ich habe in der Relegation am eigenen Leib erfahren, dass dieses Stadion ein weiterer Pluspunkt sein kann“, lobt er die Stimmung in der Alten Försterei.
Im vergangenen Dezember kam es in der Mercedes-Benz-Arena nach Stuttgarts Sieg gegen die Hertha zu einem tragischen Vorfall, als Gentners Vater Herbert nach Abpfiff im Stadion zusammenbrach und verstarb. „Die Szenen waren auch im vergangenen Rückrunde nicht immer präsent, wenn ich gespielt habe“, berichtet er. „Natürlich sind es Bilder, die du nie vergisst“. Gentner blickt aber nach vorne, „es wäre in seinem Interess gewesen.“ Gemeinsam mit der Familie habe er es „gut verarbeitet. Ich kann den Fußball wieder voll genießen.“ Sei Vertrag läuft bis 2020, „wenn Union und ich aber im Januar, Februar das Gefühl haben, dass wir ein weiteres Jahr miteinander fortführen wollen, werden wir sicherlich eine Lösung finden“. Ans Karriereende denkt er noch nicht, aber „ein Jahr in den USA oder Australien kann ich mir gut vorstellen.“
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