Sichert Mainz in diesem Jahr frühzeitig die Klasse?
Nach dem Herzschlag-Finale um Relegation oder Abstieg in der letzten Saison, hofft man in Mainz auf eine ruhigere Spielzeit mit souveränem Ende und dem ungefährdeten Klassenerhalt. So war es nicht zuletzt Eigengewächs Riedle Baku mit seinen starken Auftritten gegen Leipzig und Borussia Dortmund am vorletzten und letzten Spieltag den Verbleib in der Bundesliga sicherte.
Transfers und Personal
Wie viele andere „Ausbildungsvereine“ konnte auch der 1. FSV Mainz 05 in diesem Jahr nur wenige Leistungsträger halten. Verkraften muss man die Abgänge von Verteidiger Abdou Diallo, der für eine Rekordsumme von 28 Millionen Euro nach Dortmund wechselt. Zudem die Transfers von Mittelfeldspieler Suat Serdar, sowie der Stürmer Yoshinori Muto, Leon Balogun und Nigel de Jong. Den schmerzlichen Abgängen gegenüber steht jedoch ein dickes Transfer-Plus, welches auch direkt weiter investiert wurde.
So kam in Jean-Philippe Mateta ein junger Mittelstürmer mit der Empfehlung von 17 Treffern in 25 Spielen, der der doch sehr behäbigen Offensive aus dem letzten Jahr auf die Sprünge helfen soll. Als Ersatz für Rekord-Abgang Diallo schauten sich die 05er ebenfalls in Frankreich um und einigten sich mit dem FC Metz über einen Wechsel von Innenverteidiger Moussa Niakhaté. Im zentralen Mittelfeld soll Pierre Kunde von Atlético Madrid den Abgang von Eigengewächs Suat Serdar vergessen machen. Schlagzeilen machten die Rheinhessen mit dem einjährigen Leihgeschäft von Linksverteidiger Aarón Martín von Espanyol Barcelona.
Trotz zahlreicher Neuzugänge rückt man in Mainz nicht komplett von der Strategie eines Ausbildervereins ab. Mit Leandro Barreiro Martins, Ahmet Gürleyen und Jonas Burkardt durften gleich drei Youngsters mit in die beiden Trainingslager fahren. Jonas Burkardt erinnert aufgrund seiner Spielweise an Ex-Mainzer André Schürrle. Schlüsselfigur neben Danny Latza im Mittelfeld wird sicherlich wieder Jean-Philippe Gbamin sein, welcher trotz eines „Mondangebotes“ gehalten wurde. Schon im letzten Jahr zeigten sich dessen Leader-Qualitäten und auch Rouven Schröder bestätigte diese: „Jean-Philippe ist absoluter Führungsspieler, obwohl er die Sprache nicht spricht.“
Über mögliche Abgänge wurde in Sachen Pablo de Blasis, der schon kurz nach dem erfolgreichen Klassenerhalt seinen Anspruch auf einen Tapetenwechsel klar machte, sowie Gaetan Bussmann, letztjährig an Freiburg verliehen, und José Rodríguez einiges spekuliert. Stand jetzt wechselt aber lediglich Rodríguez für ein Jahr auf Leihbasis zu Fortuna Sittard. Jedoch ist es gut möglich, dass sich der aktuell 29 Mann umfassende Kader noch einmal verjüngt. Wie kürzlich vermeldet, wurde auch de Blasis vorerst vom Training freigestellt, um mit Vereinen über einen Wechsel sprechen zu können. Spekuliert wird über einen Wechsel nach Spanien zu Eibár.
Stärken und Schwächen
Eine der großen Schwächen des letzten Jahres war mitunter die abschlussschwache Offensive der Mainzer. Auch die zwischenzeitlich sehr instabile Hintermannschaft bereitete Mainz einige Probleme. Nun gilt es also vor allem für den letztjährigen Rückkehrer zum Winter, Anthony Ujah, an seine damaligen Leistungen anzuschließen und damit auch den Druck vom jungen Mateta zu nehmen. Abwehrseitig liegt es größtenteils an den erfahrenen Bell, Brosinki und Bungert die neuen Verteidiger Martín, Mwene und Nlakhaté einzubinden und mit ihnen eine gute Abstimmung zu finden. Dem helfen werden auch die stabilen Sechster Gbamin und Latza, welche als Übermittler zwischen Defensive und Offensive fungieren und damit schnelle Umschaltaktionen möglich machen sollen.
Prognose
Entscheidend dürfte, wie bei eigentlich jedem Bundesligisten, der Start in die Saison werden. Während man letzte Saison noch mit zwei knappen 1:0-Niederlagen ungünstig Fuß fasste, wird das Ziel nun sein, von Anfang an den Anspruch auf einen einstelligen Tabellenplatz auf spielerische Weise kund zu tun. Ein erster Schritt dazu ist mit dem 1:0-Sieg gegen Stuttgart in der letzten Woche bereits gemacht.
Der zweite wichtige Aspekt ist die Einbindung der Neuzugänge. Eine starke Rolle spielt dabei auch die Integration der vielversprechenden und teuren Errungenschaften. In Mateta, Niakhaté und Kunde tätigte Manager Schröder drei der vier teuersten Transfers in der Vereinshistorie. Ein weiteres Indiz für den gestiegenen Anspruch der Mainzer. Die Transfers möglich macht die kluge Vorgehensweise in Sachen Ein- und Verkäufe. Auffällig hierbei ist nicht nur die Tatsache, dass Schröder mit den insgesamt 53 Millionen Euro an Einnahmen den Gelddrucker ordentlich in Gang setzte. Auch die Marktkonzentration auf Frankreich und Spanien erscheint beim zweiten Hinsehen sehr nutzenorientiert. So überlies man beispielsweise den englischen Markt der zahlungskräftigeren Konkurrenz und suchte gezielt Talente dort, wo sie noch erschwinglich und wirtschaftlich vertretbar sind.
Mit 25,4 Jahren im Durchschnitt stellt Mainz zur kommenden Saison eine Mannschaft mit erfahrenen Spielern wie Bell, Adler oder auch Latza und erhofft sich durch die jungen Zugänge die nötige Unbekümmertheit um befreit aufspielen zu können. Zudem stehen sicherlich Torgefahr und Stabilität der Elf im Vordergrund. Sollten die Verantwortlichen der 05er all diese Aspekte unter einen Hut bekommen, sollte einer erfolgreichen Saison kaum etwas widersprechen. Gut gerüstet ist man am Bruchweg in jedem Fall.
So könnte Mainz spielen:
Adler – Martín, Bell, Niakhaté, Brosinski – Gbamin, Latza, Kunde – De Blasis, Mateta, Öztunali
Fakten:
- Trainer: Sandro Schwarz
- Taktische Aufstellung: 4-3-3
- Transfereinnahmen: 53,80 Millionen Euro
- Transferausgaben: 24,50 Millionen Euro
- Voraussichtliche Tabellenplatz: Mittelfeld (Platz 8-13)