Am 27. Spieltag wird beim Fussballeck-Topspiel ein Duell um die Europa-League-Plätze beleuchtet. Sowohl für Bayer 04 Leverkusen als auch für die TSG 1899 Hoffenheim geht es um den Anschluss an die Konkurrenz. Leverkusen-Trainer Peter Bosz gab zu Beginn der Woche dem „kicker“ ein Interview, in welchem er die positive Arbeit mit seinem Team hervorhob. Im Sechs-Punkte-Spiel gegen die Elf von Julian Nagelsmann in Sinsheim muss die Werkself diese Aussage unterstreichen, um die spielfreudigen Kreichgauer tabellarisch auf Abstand zu halten. Am Freitag erwartet die Bundesliga Offensivfussball allererster Güte. Ein Ausblick auf ein Spiel, welches die Weichen stellt für den Endspurt aller Teams um die Europa-League-Plätze.
Wie schon oft zuvor müssen die Mannschaften der Bundesliga personelle Konsequenzen aus der Länderspielpause ziehen. Die Nationalmannschaften beriefen für die EM-Qualifikationsspiele ihre besten Spieler und beanspruchten damit entscheidende Akteure des Ligaalltags. Andrej Kramaric kehrt aus zwei Spielen mit den Kroaten über 90 Minuten mit Knieproblemen zurück. Sein Ausfall wäre schwer zu kompensieren für die Hoffenheimer. Sicher fehlen wird Nico Schulz. Der Matchwinner der DFB-Partie gegen die Niederlande muss gelbgesperrt aussetzen. Zudem reiste Adam Szalai krankheitsbedingt verspätet vom ungarischen Nationalteam ab und wackelt für Freitag. Reiss Nelson kehrte von der Arbeit mit der englischen U21 mit Oberschenkelproblemen vorzeitig nach Sinsheim zurück. Auch sein Einsatz ist ungewiss.
Für Bayer-Trainer Bosz war es eine gute Nachricht, dass Lars Bender nach ausgestandener Krankheit Dienstag wieder am Training der Werkself teilnehmen konnte. Da Linksverteidiger Wendell mit Gelbsperre ausfällt, bietet die Bender-Rückkehr neue Optionen. Im Test gegen Ajax Amsterdam rückte Mitchell Weiser von rechts nach links. Ein Umbau mit Bender als Rechtsverteidier erscheint nach dem erfolgreichen Spiel gegen Ajax durchaus sinnvoll. Tin Jedvaj wies in der Rückrunde einige Unzulänglichkeiten, besonders im Positionsspiel, auf. Bosz beklagte aufgrund der Länderspielpause in Kombination mit dem Freitagsspiel die mangelnde Vorbereitungszeit. Eine große Umstellung wird es trotz der 3:1-Schlappe gegen Werder Bremen im letzten Ligaspiel nicht geben. Der Niederländer kann am Freitagabend, abgesehen vom Brasilianer Wendell, personell aus dem Vollen schöpfen. Aranguiz reiste verspätet vom Länderspieltest gegen die USA nach Hause und könnte durch Baumgartlinger ersetzt werden.
TSG 1899 Hoffenheim: Baumann – Posch, Vogt, Bicakcic – Kaderabek,Brenet- Grillitsch – Demirbay, Kramaric – Joelinton, Belfodil
Bayer 04 Leverkusen: Hradecky – L. Bender, Tah, S. Bender, Weiser – Aranguiz, Havertz, Brandt – Bellarabi, Volland, Bailey
Die TSG spielt alles andere als eine konstante Saison. Das hat zwei entscheidende Gründe: Zum einen wechseln sich souveräne Siege und unnötige Punktverluste zu willkürlich ab. Zum anderen haben die Hoffenheimer oft das Problem, ihre drückende Überlegenheit nicht konsequent auszuspielen. Das zeigte sich auch zuletzt gegen krisengeschüttelte Stuttgarter. 90 Minuten dominierten die Kreichgauer das Geschehen. Doch ein gut gesetzter Nadelstich des Gegners reichte aus, um eine 1:0-Führung noch zu verspielen.
Erschwert wurde die Suche nach Hoffenheimer Konstanz noch von einigen individuellen Patzern in der Verteidigung. Allerdings: Andrej Kramaric knüpft nahtlos an die letzten beiden Spielzeiten an und überzeugt als Spielmacher, Vorlagengeber und Torschütze. Youngster Joelinton, der sich zuletzt nach vielen Spekulationen zu Hoffenheim bekannte, überragt als offensiver Impulsgeber. Kerem Demirbay ruft trotz langer Verletzungspause ein hohes Niveau auf dem Platz ab. Die Bausteine, um an die letzte Saison anzuknüpfen und Julian Nagelsmanns Erbe einer offensivfreudigen Hoffenheimer Zukunft zu bauen, sind also da. Sie müssen nur genutzt werden.
Leverkusen kämpft laut Nagelsmann gegen die eigene Hinrunde an. Peter Bosz schaffte es, das hohe Offensivpotential der enorm talentierten Youngster in der Bayer-Mannschaft zu fördern und die Mannschaft zurück auf Kurs zu bringen. Doch die 3:1-Niederlage in Bremen zeigte auch auf, warum Nagelsmann mit seiner Äußerung recht haben könnte. Kommen die Leverkusener erst einmal in Fahrt, sind sie schwer zu bremsen. Sie vereinen technische Finesse, unheimliches Tempo und individuelle Stärke.
Wie man die Fehler dieses Systems erkennt und für sich nutzt, bewiesen die Bremer von Florian Kohfeldt jedoch äußerst eindrucksvoll. Bayer spielt keine Saison auf Champions-League-Niveau. Lediglich Anzeichen von europäischer Spitzenklasse lassen sich immer wieder erkennen. Gegen Hoffenheim folgt nun die Prüfung, die zeigen muss, ob das Bosz-System für Europa bereit ist.
Fazit: Es ist ein Spiel auf absoluter Augenhöhe. Die unnötigen Punktverluste Hoffenheims nagen an der Mannschaft. Die Leverkusener sind von der Pleite gegen Bremen schwer getroffen. Doch beide Mannschaften wollen nach Europa und geben dieses Niveau personell defintiv auch her. Zwei offensivstarke Mannschaften mit defensiven Schwächen treffen hier aufeinander. Spielentscheidend könnte beispielsweise die konsequente und leitende Führung des Spiels aus dem Mittelfeld werden. Dort hat Hoffenheim mit Demirbay einen leichten Vorteil. Jonathan Tah und Sven Bender überzeugen jedoch in der Innenverteidigung eher als die ständig von Rotation gezeichnete Hoffenheimer Defensive. Es gibt keinen Favoriten, auch wenn Bayer aufgrund der Tabelle und des klareren Offensivkonzepts auf dem Papier bessere Chancen hat.
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