Leverkusens Demirbay: „Der Druck ist ein ganz anderer“
Seit Sommer 2019 trägt Kerem Demirbay das Trikot von Bayer 04 Leverkusen. Der 26-jährige Mittelfeldspieler feierte mit seinem Team zuletzt einen 3:0-Sieg über Fortuna Düsseldorf und belegt mit 34 Punkten Platz fünf der Bundesligatabelle. Mit „SPORTBUZZER“ hat er über Traditionsvereine, Ablösesummen und Kai Havertz gesprochen.
Demirbay: „Hier gibt es auch Druck, weil die Qualität höher ist“
Kerem Demirbay lief schon für Traditionsvereine wie Schalke 04, Borussia Dortmund, den HSV und Kaiserslautern auf, ehe er 2016 nach Hoffenheim und 2019 nach Leverkusen wechselte. Den Unterschied schildert er im Interview wie folgt: „Nehmen wir Hamburg, ein Riesenverein, bei dem es in den letzten Jahren allerdings viel Unruhe gegeben hat. Das spürt man natürlich gerade als Spieler. Auf dem Trainingsgelände, wenn man nach Hause fährt, in der Stadt. Dann bin ich nach Hoffenheim gekommen – das ist im Gegensatz zu Hamburg natürlich ein Dorf. Alles ist sehr familiär, sehr harmonisch. Verliert man mal ein Spiel, nimmt einem das eigentlich niemand übel. Verliert man noch ein Spiel, immer noch nicht wirklich. Der Druck ist ein ganz anderer als bei einem Traditionsverein.“
Den Druck gibt es in Leverkusen allerdings auch, wie der zentrale Mittelfeldspieler erzählt: „Hier gibt es diesen Druck auch, weil die Qualität höher ist – sonst wäre ich nicht gewechselt. Aber mit der Diskussion um Traditions- und Werksklubs kann ich nichts anfangen. Das Problem ist, dass die Leute oftmals nicht hinterfragen, was hinter dem Erfolg steckt. Und das ist sehr viel Arbeit! RB Leipzig stünde sonst sicher nicht an der Tabellenspitze. Der Erfolg dieser Klubs hat natürlich auch mit Sponsoren und strategischen Partnern zu tun, aber vor allem mit Menschen und Persönlichkeiten. Ohne deren Qualitäten gibt es keinen Erfolg.“
Bescheidener Rekordtransfer
Demirbay wirkt in vielen Dingen zurückhaltender als andere Spieler. Social Media und die Medien im Allgemeinen interessieren ihn nur wenig, er selbst nutzt kein soziales Netzwerk. Der anonyme Hass im Internet ist für ihn unverständlich, die Zeit mit seinem Sohn kostbarer als Selfies und regelmäßige Posts. Auch hinsichtlich der Ablösesummen und Marktwerte im Fußball bleibt der gebürtige Hertener gelassen. Seine Ablösesumme von 32 Millionen Euro als Leverkusener Rekordtransfer lässt ihn eher kalt: „Auch davon mache ich mich komplett frei. Wir als Fußballer können nichts dafür, dass wir so viel kosten. Das hat sich über die Jahre hinweg so entwickelt. Manch einer sagt ja bei den heute möglichen dreistelligen Millionensummen, dass jeder Transfer unter 50 Millionen Euro ein Schnäppchen ist. Fest steht: Alles hat letztlich den Wert, den der Markt hergibt. Aber fragen Sie mich nicht, wie hoch mein Marktwert ist.“
Demirbays Teamkollege Kai Havertz besitzt aktuell einen Marktwert von rund 90 Millionen Euro. Was den 20-Jährigen auszeichnet, verrät Demirbay abschließend: „Seine Lockerheit. Diese gewisse Ruhe in seinem Alter ist schon erstaunlich. Ich glaube, er wird einen ganz besonderen Weg einschlagen. Wenn er wirklich dranbleibt, dann traue ich ihm international wirklich alles zu, dann kann er ein ganz Großer werden.“