Adventskalender Törchen 18 – Hannes Wolf im Fokus
Mit nur 37 Jahren ist Hannes Wolf bereits zweifacher deutscher B-Jugend-Meister, deutscher A-Jugend-Meister und er führte den VfB Stuttgart souverän aus der zweiten Bundesliga ins Oberhaus. Gemeinsam mit Julian Nagelsmann steht er exemplarisch für eine neue Generation von Trainern. Trainer, die vor ihrer Laufbahn nie als Profifußballer in Erscheinung traten. Wir möchten euch den 37-jährigen Fußballlehrer aus Bochum etwas genauer vorstellen.
Schlüsselfigur Jürgen Klopp
Der 22. Januar 2009. Ein entscheidender Tag in Hannes Wolfs Entwicklung. Nachdem er mit dem ASC 09 Dortmund als Spielertrainer innerhalb von zwei Saisons von der Bezirksliga in die Westfalenliga aufstieg, wurde er als Dortmunds Sportler des Jahres ausgezeichnet. Auch der damalige BVB-Trainer Jürgen Klopp war an diesem Abend anwesend. Die Beiden lernten sich kennen, tauschten Nummern aus und Klopp lud Wolf später zu sich ein. Als Ergebnis dieses Treffens heuerte Hannes Wolf im Sommer 2009 beim BVB an.
In seinen ersten beiden Jahren bei Borussia Dortmund fungierte er erst als Co-Trainer der U23 und wurde dann Übungsleiter der U19, bevor er wieder als Interimscoach zur U23 der Borussen zurückkehrte. Im Sommer 2011 begann dann die Erfolgsgeschichte von Hannes Wolf. Er wurde Cheftrainer der U17 vom BVB. Während seinen vier Jahren in dieser Funktion konnte er die B-Jugend der Schwarz-gelben zweimal zur deutschen Meisterschaft führen. Darauf folgte die Beförderung zum U19-Trainer im Sommer 2015. Dort setzte er seine Erfolgsgeschichte fort. Bereits in seiner ersten Saison als Trainer der Dortmunder U19 führte er sein Team ins Finale um die deutsche Meisterschaft – und gewann. Innerhalb von weniger als zehn Jahren entwickelte er sich vom Spielertrainer eines Bezirksliga-Klubs zum dreifachen deutschen Junioren-Meister als Cheftrainer, und dass alles mit gerade einmal 35 Jahren.
VfB Stuttgart: Der Profifußball ruft
Nach seiner Meisterschaft mit der Dortmunder U19 verlief alles wie geplant. Wolf bereitete sich mit seiner A-Jugend auf die anstehende Saison vor und startete mit 13 Punkten aus sechs Spielen solide in die neue Spielzeit, als sich plötzlich eine riesige Chance für den gebürtigen Bochumer auftat. Der VfB Stuttgart, gerade frisch aus der 1. Bundesliga abgestiegen, stand nach dem überraschenden Rücktritt ihres damaligen Trainers Jos Luhukay nach nur vier Spieltagen ohne Übungsleiter da. Daraufhin entschied sich Sportvorstand Jan Schindelmeister für den mutigen Schritt, dem bisher im Profigeschäft völlig unbekannten Hannes Wolf diesen Posten anzubieten. Wolf sagte zu und wurde mit gerade einmal 35 Jahren Cheftrainer beim VfB Stuttgart.
Mit dem Auftrag den Verein wieder in die 1. Bundesliga zu führen wurde der Fußballlehrer am 21. September 2016 in Stuttgart vorgestellt. Wolf überzeugte und führte den VfB in seiner ersten Saison an die Spitze der 2. Bundesliga, somit war der Wiederaufstieg perfekt. Dabei stellten die Stuttgarter mit großem Abstand die beste Offensive der Liga. Auch in der 1. Bundesliga lief zu Beginn alles planmäßig. Nach 13 Spielen hatte man ein Polster von neun Punkten auf die Abstiegsplätze, alles schien in Ordnung. Doch ab dem 14. Spieltag begann die Abwärtsspirale für den VfB. Aus den nächsten sieben Spielen verloren die Schwaben sechs. Problem dabei war die, in der 2. Liga noch so überzeugende, Offensive. In 20 Ligaspielen erzielte die Mannschaft von Hannes Wolf lediglich 16 Tore. Die Führungsetage des VfB Stuttgart zog die Reißleine und stellte Wolf im Januar 2018 frei.
Rückkehr zum BVB?
Nach einem halben Jahr Pause bot sich im vergangen Sommer erneut eine große Chance für Hannes Wolf. Sein ehemaliger Arbeitgeber Borussia Dortmund hatte mit Lucien Favre gerade erst einen neuen Cheftrainer verpflichtet. Man war dabei ein Trainerteam für den 61-jährigen Schweizer aufzubauen und somit kam der erneute Kontakt zwischen Wolf und dem BVB zustande. Die Westfalen wollten den gebürtigen Bochumer als Co-Trainer verpflichten und ihn ihrem neuen Trainer zur Seite stellen. Nach längere Bedenkzeit lehnte Wolf dieses Angebot jedoch ab. „Ich habe mich sehr über das Angebot gefreut, wollte dann aber den Schritt in die „zweite Reihe“ nicht machen. Es hätte natürlich einen Riesencharme gehabt, nur 20 Minuten zur Arbeit zu fahren, Champions League zu erleben in diesem Stadion“, begründete der 37-Jährige seine Entscheidung später gegenüber „Radio 91.2“.
In diesem Interview äußerte er sich außerdem noch über seine Pläne für die Zukunft. „Egal wo, da wird dann Feuer drin sein, aber das ist genau das, was ich machen möchte. Ich will auch nichts ausschließen, aber Schalke schon“, sagte Wolf mit einem Augenzwinkern.
HSV: Mission Wiederaufstieg
Weniger als einen Monat nach diesem Interview entschied sich Hannes Wolf für eine neue Herausforderung. Er wurde Trainer beim Hamburger SV. Die Zielsetzung ist identisch zu der bei seinem Amtsantritt beim VfB Stuttgart – Wiederaufstieg, komme was wolle. Er übernahm den HSV als Tabellenfünfter, zwei Punkte hinter dem damaligen Tabellenführer aus Köln. Sieben Ligaspiele später steht der HSV nun mit vier Punkten Vorsprung an der Spitze der Tabelle. Wolf konnte sechs seiner ersten sieben Spiele gewinnen, lediglich gegen Union Berlin trennte der Dino sich durch einen Ausgleich der Berliner in letzter Minute nur unentschieden. Auch im DFB-Pokal überstand man die zweite Runde mit einem souveränen 3:0 Sieg über den Drittligisten Wehen Wiesbaden. Der nahezu perfekte Start ist ihm also gelungen und der HSV ist auch Dank Wolf wieder auf dem Weg in die 1. Bundesliga.
Die Zukunft von Hannes Wolf sieht rosig aus. Der 37-Jährige ist eines der größten Trainertalente in Deutschland und verfügt trotz seines jungen Alters schon über ein beachtliches Maß an Erfahrung. Es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis man den gebürtigen Bochumer auch auf europäischer Ebene an der Seitenlinie sieht. Ob mit dem HSV, dem BVB oder einem ganz anderen Klub, bleibt abzuwarten. Es lohnt sich in jedem Fall die Karriere von Hannes Wolf weiter zu verfolgen. Denn er ist nicht nur ein brillanter Fußballtrainer, sondern wird von jedem, der mit ihm zutun hat, auch als außergewöhnlich angenehmer Mensch beschrieben.