Obwohl es Thomas Berthold trotz der beachtlichen Anzahl von 332 Bundesliga-Einsätzen nie gelungen ist, Deutscher Meister zu werden, ist sein Name vielen Fußballfans im In- und Ausland ein Begriff. Das liegt natürlich vor allem am Gewinn der Weltmeisterschaft 1990 in Italien, zu dem er als Stammspieler erheblich beitragen konnte. Außerdem stand Berthold damals im Gastgeberland bei der AS Rom unter Vertrag, mit der er nur ein Jahr später den italienischen Pokal holte. Im Interview mit „Tuttomercatoweb“ sprach der 55-Jährige nun unter anderem über die Corona-Maßnahmen, den italienischen Fußball und Überflieger Robin Gosens.
Berthold berichtet, dass Deutschlands erste beiden Ligen den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen haben, der Termin für die Saison-Fortsetzung ohne Zuschauer allerdings noch nicht steht. Doch er moniert, dass es „schön wäre, mehr Freiheit und mehr Persönlichkeitsrechte zu haben.“ Fußball sei für Berthold aktuell reine Nebensache. „Ich schaue auf die Persönlichkeitsrechte unserer Gesellschaft und hoffe, dass die Regierungen die richtigen Dinge tun, aber ich habe meine Zweifel.“ Schließlich hätte es „vor zwei Jahren hier in Deutschland 25.000 Grippe-Tote gebeben, aber bei dieser Gelegenheit gab es keinen Artikel oder Regierungsmaßnahmen, um alles zu schließen.“ Er maße sich natürlich keine fundierten virologischen Urteile an, beklagt aber: „Es gibt auch grundlegende Menschenrechte.“
Dem italienischen Fußball steht Berthold seit seiner aktiven Spielerkarriere sehr nahe. 1987 war er als 22-Jähriger in die damals beste Liga der Welt zu Hellas Verona gewechselt. Gegenwärtig belegt der Aufsteiger mit dem beim BVB ausgebildeten Koray Günther einen überragenden achten Tabellenplatz. „Sie verteidigen gut, sind diszipliniert und funktionieren als Team.“ Berthold hebt insbesondere den erst 20-jährigen Innenverteidiger Marash Kumbulla hervor. Der Italo-Albaner wird längst mit Top-Teams wie Dortmund in Verbindung gebracht und „spielt so, als hätte er bereits zehn Jahre Serie A auf dem Buckel.“
Auch der offene Meisterschaftskampf gefällt dem früheren Abwehrmann. Neben Serienmeister Juventus Turin hat auch Lazio Rom noch reelle Chancen auf den Scudetto. Das mittlerweile zurückgefallene Inter hatte lange ebenfalls ganz oben mitgemischt. „Für die Fans ist es spannender, sonst wäre es immer die gleiche Geschichte wie hier in den letzten Jahren mit Bayern München“, verweist Berthold auf die mit sieben Meistertitel in Folge beeindruckende Serie einer seiner weiteren Ex-Vereine. Sollte der Ball ohne Zuschauer tatsächlich wieder rollen, werde zudem „die mentale Frage wichtig und interessant zu sehen sein, wer sich besser an die verschiedenen Umstände anpassen kann.“
Von der Meisterschaft weit entfernt ist die auf Platz fünf liegende Roma. „Fans und Stadt sind einzigartig. Man braucht jetzt ein langfristiges Programm. Das Team ist da, aber es muss eine Führung geben, die in die gleiche Richtung geht. In den letzten Jahren gab es zu viele Vorfälle und solche Turbulenzen helfen nicht“. Der gebürtige Hanauer hofft dennoch, dass die Giallorossi „wieder an die Spitze zurückkehren werden.“
Keine Chancen auf den Scudetto hat auch Franck Riberys Fiorentina. Der 37-Jährige musste sich nach starkem Beginn Anfang Dezember einer Knöchel-Operation unterziehen, seine Rückkehr rückt indes näher. „Er ist eine große Persönlichkeit und tut auch der Kabine gut. Er ist verrückt nach Fußball, ein hochkarätiger Spieler und ich hatte keine Zweifel, dass es sofort passen würde.“
Neben Titelanwärter Lazio habe Berthold vor allem Champions-League-Viertelfinalist Atalanta Bergamo mit Gosens überrascht. „Die Leistungsexplosion von Gosens hat mich wirklich beeindruckt. Nach seiner Vergangenheit in niederländischen Mannschaften hat er ein großartiges Niveau erreicht und ist nun auf dem Sprung in die deutsche Nationalmannschaft.“
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