Borussia Dortmund

Watzke mahnt: „Auch andere Vereine müssen etwas holen“

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Seit Jahren läuft es für Borussia Dortmund im internationalen Geschäft sehr gut – wenn es nach BVB-Boss Hans-Joachim Watzke geht, eigentlich schon fast zu gut. Deswegen fordert dieser jetzt im Interview mit „t-online.de“ die anderen deutschen Vereine – mit Ausnahme des FC Bayern München – auf, in den europäischen Wettbewerben besser mitzuhalten – zum Wohle der gesamten Bundesliga.

BVB „überperformt“ seit Jahren

„Mich bedrückt aber noch mehr, dass wir immer häufiger auch gegen Mannschaften aus Ländern verlieren, die viel geringere finanzielle Möglichkeiten haben als wir“, sagt Watzke. „Das ist ein Riesenproblem für die Fünf-Jahres-Wertung.“

Damit spielt er vor allem auf die Ergebnisse deutscher Vereine in der Europa League an, die seit Jahren unter den Erwartungen bleiben. So überstanden beispielsweise im vergangenen Jahr mit Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach nur zwei von vier möglichen Vereinen aus der Bundesliga die Gruppenphase der Europa League. Die anderen beiden deutschen Vertreter Mainz 05 und Hertha BSC scheiterten in der Gruppenphase oder schon in der Qualifikation.

„Die Vereine, die in der Europa League spielen, müssen verinnerlichen, dass es immer auch um Punkte für Deutschland geht. Es muss möglich sein, dass neben Bayern und Dortmund auch sie kontinuierlich etwas holen“, erklärt der 58-Jährige. Die Niederlage des 1. FC Köln gegen Arsenal klammerte er bei dieser Forderung allerdings aus. Nach 25 Jahren ohne internationalen Wettbewerb für die Domstädter sei es „das Normalste der Welt“.

Borussia Dortmund steht seit Jahren international oft als einer der letzten deutschen Vertreter in Wettbewerben. Dies liegt für Watzke nicht (nur) an der inzwischen gesunden finanziellen Situation des Vereins, sondern an den bemerkenswerten Leistungen der Mannschaft. „Wir stehen auf Platz acht der europäischen Klubs, das ist mit unseren Möglichkeiten außergewöhnlich“, sagt Aki Watzke. „Wir überperformen seit Jahren. Aber auch das wird künftig schwieriger.“

„50+1“ abschaffen laut Watzke der falsche Weg

Eine mögliche Abschaffung der 50+1-Regel um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Vereine zu sichern, sei für ihn keine Option. Die deutsche Fußballkultur würde sich seines Erachtens massiv verändern. „Der Deutsche lebt gerne in Vereinsstrukturen. Wenn du 50 plus 1 abschaffst, wird der Fußball noch mehr in Richtung Kapitalismus gehen“, so BVB-Boss Watzke. „Wenn du einen Besitzer aus China, Russland oder Katar hast, dann erklär‘ dem mal: ‚Wir haben 28.000 Stehplätze für elf bis 13 Euro.‘ Da sagt der: ‚Bist du eigentlich noch ganz dicht? Was meinst du, wofür ich mein Geld gegeben habe?'“

Englische Verhältnisse in Stadien sind für Hans-Joachim Watzke ebenfalls nicht erstrebenswert. „In England sind nur noch die Besserverdiener im Stadion und die anderen kaufen sich ein TV-Abo – das will ich persönlich und für den BVB auf keinen Fall“, erklärt er. Stattdessen fordert er eine Verbesserung in den Bereichen Sponsoring und TV-Vermarktung um „die Ticketpreise auf dem aktuellen Niveau halten“. Zudem müssten noch mehr Vereine in neue Märkte wie Asien und die USA vorstoßen, um den deutschen Fan zu schonen.

Punktabzüge statt Geldstrafen bei FFP-Verstößen

„Jeder, der den Fußball liebt, wünscht sich, dass ein 222-Millionen-Euro-Transfer nicht passiert“, glaubt Watzke. Zu verhindern sei eine solche Entwicklung aber fast gar nicht. Festgelegte Grenzen von Sponsoren möchte er nicht haben, da diese zu leicht umgangen werden könnten. „Der Staat Katar zum Beispiel hat diverse Industrie-Beteiligungen, die er mobilisieren kann. Die werden dann im Zweifel eben alle Sponsoren bei Paris [Saint-Germain]. Dann bekommen sie insgesamt auch hundert Millionen Euro zusammen.“

Die UEFA müsse versuchen ein engmaschiges Regelwerk zu konstruieren, dass es Vereinen mit Investoren zumindest schwieriger mache Schlupflöcher zu finden. Die bisherigen Regelungen samt Sanktionen seien nicht gut genug. „Was man nicht machen darf: Geldstrafen verhängen. Das ist der größte Unfug aller Zeiten, Paris eine Geldstrafe aufzudrücken. Da lachen die sich tot in Katar.“ Ersatzweise möchte er lieber sportliche Konsequenzen sehen. Ein Punktabzug würde diesen Vereinen seiner Meinung nach viel mehr weh tun. Letztlich obliege es jedoch der UEFA über ein neues Konzept zu urteilen.

Mega-Transfer war möglich, aber keine echte Option

Nach dem Abgang von Ousmane Dembele für insgesamt rund 148 Millionen Euro (inklusive Boni) sei laut BVB-Boss Watzke für seinen Verein im Sommer ein Transfer jenseits der 100 Millionen Euro Marke möglich, jedoch keine richtige Option gewesen. „So ein Spieler fordert doch auch ein exorbitantes Gehalt, sodass es dir die gesamte Gehaltsstruktur im Verein zerschießt.“ Als Ersatz für den zum FC Barcelona transferierten Franzosen landete Andrey Yarmolenko von Dinamo Kiew für rund 25 Millionen Euro beim BVB und erwies sich bisher als echter Glücksgriff. In vier Pflichtspielen erzielte der 27-jährige Ukrainer ein Tor selbst und legte drei weitere Treffer auf.

Dass Hans-Joachim Watzke kein Freund von Winter-Transfers ist, ist kein großes Geheimnis. Nur selten kauft Borussia Dortmund im Winter Spieler und in diesem Jahr wird der BVB im Winter voraussichtlich überhaupt nicht nachlegen. „Ein großer Winter-Transfer kann nur dann eine Möglichkeit sein, wenn dir ein außergewöhnlicher Spieler verletzt für längere Zeit fehlt. Dabei musst du aber zwei Dinge bedenken: Du bekommst in der Regel nicht deine Wunschspieler, weil sie nicht auf dem Markt sind“, gibt er zu bedenken. „Und wenn du sie trotzdem haben willst, musst du brutale Preise zahlen.“ Damit scheint ein Transfer von Ajax-Spieler Kasper Dolberg im Winter, über den von einigen Medien spekuliert wurde, fast komplett ausgeschlossen.

FC Bayern bleibt Favorit auf den Titel

Die aktuelle Tabellenführung des BVB in der Bundesliga bezeichnet der 58-Jährige als „Wunder“. „Wir hatten zuletzt teilweise neun Leute nicht dabei, davon fünf oder sechs aus der eigentlichen Stammformation. Schmelzer, Bartra, Reus, Guerreiro, Schürrle“, so Watzke. Dennoch sei Bayern München der Favorit auf den Titel, da man vor zwei Jahren nicht schlechter in die Liga gestartet sei und die Meisterschale doch in München blieb.

Um dem Rekordmeister auch nur in irgendeiner Form gefährlich zu werden, dürfe dieser nicht zu seiner Form finden. „Bayern hat so eine Stärke, die Mannschaft ist top – da müsste viel passieren. Aktuell sehe ich das nicht“, sagt er abschließend.

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