BVB-Sportvorstand Zorc: „Wir haben zu viele Chancen liegengelassen“
Am Mittwoch ist Borussia Dortmund im Rahmen der UEFA Champions League zu Gast bei Slavia Prag. Nach dem 0:0 Unentschieden gegen den FC Barcelona will der BVB gegen Prag einen Sieg einfahren. Im „kicker“-Interview spricht Dortmunds Sportvorstand Michael Zorc über die Champions League und das Image und die europäische Zukunft der Bundesliga.
Zorc: „Für uns geht es darum, die Gruppe zu überstehen“
Mit Inter Mailand, Slavia Prag und dem FC Barcelona hat der BVB kein leichtes Los für die Gruppenphase der Champions League gezogen. Michael Zorc hat mit dem Dortmunder Team klare Ziele, bleibt aber auf dem Boden der Tatsachen: „Wir beim BVB haben da eine sehr realistische Herangehensweise. Andere Klubs sind in der Favoritenrolle. Für uns geht es darum, die Gruppe zu überstehen. Und die Auslosung hat es nicht wirklich gut mit uns gemeint.“
Das Unentschieden gegen Barcelona und die verlorenen zwei Punkte beschäftigen Zorc noch immer: „Wenn du so eine Leistung zeigst wie wir gegen Barcelona, dann musst du am Ende auch die Ernte einfahren. Wir haben zu viele Chancen liegengelassen.“ Und auch wenn Slavia Prag nicht zu den stärksten Klubs in der Champions League zählt, möchte Zorc den Verein keinesfalls unterschätzen. Der 57-Jährige sieht im Spiel eine große Herausforderung für den BVB: „Wir werden eine 100-Prozent-Leistung benötigen, um dort zu gewinnen. (…) Das wird schwierig genug. Vermutlich hat jeder der drei anderen Klubs die Rechnung aufgemacht, gegen Slavia volle Ernte einzufahren. Aber da kann man sich schnell verrechnen. (…)“
Für Mats Hummels und Axel Witsel soll die Reise nach eigenen Aussagen weit übers Achtelfinale hinausgehen. Michael Zorc findet Gefallen an dieser ehrgeizigen Einstellung, auch wenn er sich mit dem Bestehen der Gruppenphase ein niedrigeres erstes Ziel gesetzt hat: „Ich habe es immer gerne, wenn Spieler entsprechend ambitioniert sind, weil dann natürlich die Herangehensweise klar sein muss. Und am Ende des Tages musst du dann auch liefern.“
England und Spanien weit vor der Bundesliga
Laut einer „kicker“-Umfrage sind 72 Prozent der Meinung, dass bis 2024 ein deutscher Klub einen Europapokal gewinnen wird. Für Zorc wäre das ein wichtiger Titel für die Liga: „In den vergangenen sechs Jahren hatten wir eine klare Dominanz der spanischen und englischen Liga. Diese beiden Ligen sind uns mehr als nur einen Schritt voraus. Schon vor diesem Hintergrund muss es in Champions League und Europa League eine besondere Anstrengung sein, eine bessere Visitenkarte abzugeben. Speziell in der Europa League war das Abschneiden mit Ausnahme von Eintracht Frankfurt in den vergangenen Jahren mehr als unterdurchschnittlich.“
Zorc sieht bei anderen europäischen Ligen deutlich andere Strukturen und Chancen als in der Bundesliga: „Ich glaube schon, dass wir mit der Leistungsstärke der Bundesliga ausreichend selbstkritisch umgehen. Es gehören aber nicht viel Fantasie und Fachwissen dazu, wenn man feststellt, dass die Leistungsspitze in der Premier League breiter ist als bei uns. Und dann muss man nur sehen, wie viele Titel die drei spanischen Topklubs (…) international geholt haben. (…) Natürlich sind uns England und Spanien in der Spitze enteilt. Das hat sehr wahrscheinlich auch mit Geldeinflüssen zu tun. Es gibt da schon einen Zusammenhang. Wer das verneint, ist naiv.“