Nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Pflichtspielen steht Borussia Dortmund-Trainer Peter Bosz in der Kritik. Der Hauptvorwurf an ihn ist sein Festhalten am offensiven 4-3-3-System, welches den Spielern in letzter Zeit offenbar Probleme bereitet. Nun hat sich der Niederländer im Interview mit „SPORT BILD“ zum Formtief des BVB geäußert.
Nach der Niederlage gegen Aufsteiger Hannover 96 musste Borussia Dortmund die Tabellenführung an den FC Bayern München abgeben. Zum ersten Mal in dieser Saison steht der BVB nicht mehr an der Spitze der Liga. Für Peter Bosz ist das allerdings noch kein Grund zur Aufregung. „Unser Saisonziel ist nach wie vor die direkte Champions League-Qualifikation. Aber natürlich bin ich ehrgeizig und will am liebsten jedes Spiel gewinnen“, erklärt er. „Das gilt auch für Titel. Doch ich weiß auch, dass dies nicht einfach wird.“
Für gewöhnlich schaue er sich am Abend nach einem Spiel die Partie noch einmal am Laptop an, doch nach der Niederlage gegen Hannover sei er „zu enttäuscht“ gewesen und habe das Spiel bewusst erst einmal sacken lassen. Zu viel Schlaf sei er aber nicht gekommen. „In der Nacht wurde die Zeit um eine Stunde zurückgestellt. Ich kann ihnen sagen, dass ich die Uhr noch selbst umgestellt habe“, lässt der ehrgeizige BVB-Trainer wissen. „Am nächsten Morgen habe ich das Spiel dann direkt analysiert.“
„Wir haben in diesen drei Partien nur einen Punkt geholt. Da verstehe ich, dass Kritik aufkommt“, sagt Peter Bosz hinsichtlich der Kritik an seinem System. Überraschend sei für ihn die öffentliche Reaktion auf die erste Saisonniederlage in Leipzig gewesen, nach der „schon von einer Krise gesprochen“ wurde. „Jedes System ist anfällig, wenn man es nicht perfekt ausführt und selbst Fehler macht. Wir müssen uns darin verbessern, unser System richtig auszuführen.“ Das Hauptproblem sei die aktuell fehlende Aggressivität des Teams. Damit meine er allerdings nicht nur bissigere Zweikämpfe, sondern auch Aggressivität in den Aktionen ohne Ball. „Wie laufe ich mich frei, wie unterstütze ich meine Mitspieler?“ sei eine Prämisse seines Systems und essentiell wichtig für den Erfolg dessen.
Wie schon seit vielen Jahren wird Borussia Dortmund auch in dieser Saison vom Verletzungspech heimgesucht. Gerade in der Defensive stellt sich das als Herausforderung heraus. In 16 Pflichtspielen musste der neue BVB-Trainer zehn verschiedene Viererketten auf den Platz schicken. „Ich bin kein Typ, der Entschuldigungen oder Ausreden sucht. Das werde ich auch nicht in Zukunft“, stellt Peter Bosz auf die Frage, warum er sich denn eigentlich nie beklage, fest. Wenn beispielsweise beide Linksverteidiger monatelang ausfielen, mache das die Sache allerdings nicht einfacher, gibt er zu.
Die Ausfälle in der zentralen Defensive zwangen Bosz dazu Julian Weigl dort aufzustellen. „Jeder der sich ein bisschen auskennt, weiß, dass Julian Weigl kein Innenverteidiger ist – trotzdem musste er auf der Position spielen,“ erklärt er. Sokratis war gesperrt, Toprak verletzt, Bartra musste aufgrund der Piszczek-Verletzung hinten rechts aushelfen und Zagadou konnte mit einer leichten Knieblessur keine 90 Minuten durchhalten.
Die Herangehensweise von Teams wie Freiburg, die sich voll auf das Verteidigen konzentrieren, kritisiere er nicht, aber „aggressiv und offensiv zu verteidigen“ sei eine andere Möglichkeit an Spiele heranzugehen. Auch gegen den FC Bayern München werde Borussia Dortmund an seiner bekannten Spielweise festhalten. „Wir werden auch gegen den FC Bayern sicher nicht den Bus vor unserem Tor parken. Das ist nicht unsere Spielweise“, so Bosz zum anstehenden Topspiel am Wochenende.
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