Ganz Fussball-Deutschland fiebert dem 6. April, 18:30 Uhr entgegen. Denn der 28. Spieltag hält den absoluten Klassiker der Bundesliga bereit. In den letzten Jahren waren die Bedingungen des Duells Bayern München gegen den BVB nicht mehr so günstig für ein absolutes Topspiel. Nun empfangen die Münchner mit derzeit zwei Punkten Rückstanb den Tabellenführer aus Dortmund. Schon das Hinspiel im Signal-Iduna-Park war eine Augenweide. Im Ligaendspurt müssen die beiden Meisteraspiranten jetzt alles abrufen, um die Meisterschaft für sich zuzu entscheiden. Ein Ausblick auf eine Partie, welche stellvertretend für die unterhaltsamste Bundesligasaison der letzten Jahre steht.
Die Schwarz-Gelben hadern besonders mit der Besetzung der Aussenverteidigung. Achraf Hakimi wird in dieser Saison mit einem Mittelfußbruch keine Rolle mehr spielen. Da mit Abdou Diallo der erste Stellvertreter angeschlagen ist, könnte Trainer Lucien Favre zur Improvisation gezwungen sein. Sollte Diallo, der am Mittwoch nur ein leichtes Lauftraining absolvierte, fehlen, wäre ein Comeback von Urgestein Marcel Schmelzer denkbar. Alternativ könnte auch Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou auf die linke Abwehrseite rücken. Auch der vielseitige Raphael Guerreiro wäre eine Option.
Auf rechts bleibt der Einsatz von Lukasz Piszczek unwahrscheinlich. Der Pole laboriert an einer Fersenverletzung und wird, wie schon in den letzten Wochen, auch im Spitzenspiel durch Marius Wolf vertreten. Wie Favre auf der Pressekonferenz am Donnerstag bekannt gab, ist auch Torjäger Paco Alcacer fraglich. Eine Armverletzung, zugezogen bei 2:0 gegen Wolfsburg, lässt ihn für Samstag wackeln. Da noch Matchwinner, wäre Alcacers Verlust ein herber Schlag für die Westfalen. Kapitän Marco Reus kehrt hingegen zurück in die Startaufstellung. Letztes Wochenende wurde der Schlüsselspieler erstmals Vater. Seine Rückkehr dürfte dem zuletzt schwerfälligen Dortmunder Mittelfeld Auftrieb verleihen.
Beim FC Bayern meldet sich Kingsley Coman wieder fit. Trainer Niko Kovac ging auf der gestrigen Pressekonferenz auch von einem Einsatz des zuletzt fehlenden David Alaba aus. Im Pokal gegen Heidenheim und am letzten Ligaspieltag wurde er durch den brasilianischen Routinier Rafinha ersetzt.
Auch Manuel Neuer musste die letzten beiden Spiele aussetzen. „Manuel Neuer hat heute einen Belastungstest gehabt, der war so weit okay. Er hat nicht mit der Mannschaft trainiert“, äußerte sich Kovac zur Wadenverletzung von Neuer und lässt offen ob der Nationaltorhüter erneut durch Sven Ulreich vertreten wird. Die Bayern gehen also, abgesehen von dem im Aufbautraining befindlichen Arjen Robben, mit fast bestmöglicher Personalsituation in das Spitzenspiel.
FC Bayern München: Ulreich – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Thiago – Goretzka, James – Gnabry, Lewandowski, Coman
Borussia Dortmund: Bürki – Wolf, Weigl, Akanji, Zagadou – Witsel – Sancho, Reus, Götze, Guerreiro – Alcacer
Die Personallage macht es für Favre schwierig, sich optimal auf die Bayern einzustellen. Ein Ausfall von Alcacer würde bedeuten, den zuletzt auf der Zehnerposition überzeugenden Mario Götze im Sturm einzusetzen. Die daraus folgende Umstellung im Mittelfeld hätte ein wesentlich körperbetonteres und weniger spielfreudiges System zur Folge. Favre ist jedoch ein Trainer, der seine Asse im Ärmel zu behalten pflegt. Daher sind auch größere Überraschungen durchaus möglich. Diese könnte der BVB allerdings auch gut gebrauchen.
Denn gegen Wolfsburg tat man sich denkbar schwer und nutzte in Gestalt von Alcacer erst in letzter Sekunde das Momentum für sich. Nach dem Remis der Bayern in Freiburg reist der BVB nun dennoch als Tabellenführer in den Süden. Die Leichtfüßigkeit der Hinrunde ist den Borussen jedoch verloren gegangen. Gegen vermeintlich schwächere Klubs tat man sich zuletzt schwer und brauchte oft sehr lange, seine Spielfreude und die gewohnte Dominanz auf den Platz zu bringen. Anders als bisherige Gegner würde die Münchner ein solches Zögern wohl eiskalt bestrafen.
Was für ein Spiel hinter dem FC Bayern mit dem 5:4 gegen den FC Heidenheim liegt, bewies das anschließende Statement von Thomas Müller. Der ehemalige Nationalspieler bilanzierte ein dominantes Auftreten der Bayern und freute sich über den Erfolg. Da kann man angesichts des Wahnsinns, der sich in den 90 Minuten zuvor abgespielt hatte, ins Stutzen kommen.
Zwar waren die Bayern spielbestimmend, fingen sich gegen einen Zweitligisten aber dennoch vier Tore. Und es brauchte sogar einen Elfmeter um schlussendlich als Sieger vom Platz zu gehen. Kovac war natürlich alles andere als erfreut über das Torfestival. Auch gegen Freiburg zeigten sich die Bayern extrem konteranfällig. Gegen Heidenheim konnten die Stürmer des Rekordmeisters immerhin Tore erzielen. Die Verteidigung wies jedoch Lücken auf, welche gegen Dortmund wesentlich üblere Folgen haben könnten. Die Bayern zeigten in diesen zwei Spielen ihr wankelmütiges Gesicht, welches an die miserable Form der Hinrunde erinnerte.
Fazit: Beide Meisterschaftsanwärter überzeugten in den letzten Spielen nicht mit ihren Stärken. Das enge Duell der beiden Kontrahenten steht symbolisch für die Spannung der diesjährigen Bundesligasaison. Die Europapokal-Plätze werden unter sieben Mannschaften ausgemacht, der dritte Platz ist noch nicht sicher besetzt und erstmals seit einigen Jahren ist am 28. Spieltag sogar die Meisterfrage absolut offen.
Das wissen alle Beteiligten des Topspiels. Ab 18:30 Uhr am Samstag kann alles passieren. Von absoluter Dominanz einer Mannschaft bis hin zum offenen Schlagabtausch ist alles denkbar. Selten konnte man sich auf die Ansetzung Bayern gegen Dortmund so sehr freuen. Eine Partie wie eine Wundertüte im Endspurt einer wundervollen Saison.
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