Kaum irgendwo bei Borussia Dortmund zeigte sich der Konkurrenzkampf nach den Neuverpflichtungen des Sommers derart extrem wie im Mittelfeld. Thomas Delaney, letztes Jahr noch gesetzter Abräumer und Leistungsträger, verbrachte die ersten Spieltage auf der Bank oder wurde früh ausgewechselt. Wenn Delaney spielte, blieb der Däne blass. Er trumpfte beim großartigen 4:0-Sieg seiner Mannschaft jetzt aber auf und darf wieder auf die Startelf hoffen.
Dortmund verdiente sich seine drei Punkte gegen Bayer Leverkusen mit einer tollen Mannschaftsleistung. Weniges gibt es zu bemängeln, vieles zu loben. Besonders auffällig am vergangenen Samstagnachmittag war das Auftreten von Thomas Delaney. Selten genug kommt es vor, dass im Mittelfeld jemand mehr Präsenz versprüht als Axel Witsel. Doch gegen die Werkself stoppte Delaney zahlreiche Konterläufe, stoppte jegliches Aufkommen gegnerischer Kreativität und glänzte als Balleroberer sowie Verteiler. Seine Rolle neben dem technisch und kreativ versierten Witsel ist klar: Abräumen. Doch zuvor gelang dem 28-Jährigen genau das häufig nicht – auch, weil Lucien Favre bisher Julian Weigl den Vorzug gab.
Nach Delaneys Auftritt gegen Leverkusen, dem folgenden Sonderlob der BVB-Verantwortlichen Michael Zorc und Sebastian Kehl sowie dem souveränen Sieg könnten die Karten neu gemischt werden. Julian Weigls äußerst positiver Beginn wurde zuletzt durch einen kopflosen Auftritt beim 1. FC Köln getrübt. Auch bei der Niederlage gegen Union Berlin wusste Weigl nicht zu überzeugen. Julian Brandt, bei Leverkusen noch zum überragenden Achter umgeschult, kam unter Lucien Favre derweil bislang nur in seiner ursprünglichen Rolle auf der Außenbahnposition zum Zug.
Das aus der letzten Saison bekannte Mittelfeld aus Witsel und Delaney gegen Leverkusen hatte vor allem eine Folge: Dortmund geriet zum ersten Mal nicht in Rückstand. Mehr noch, man kassierte gar kein Tor. Die Aufstellung im 4-3-3-System mit Witsel und Delaney ergibt eine funktionierende Balance aus offensivem Drang und defensiver Gnadenlosigkeit und Stabilität. Vielleicht ist dieses Verhältnis genau das, was in den ersten drei Spielen fehlte. Doch Weigl gilt als einer der Lieblingsschüler von Lucien Favre. Ausserdem wurde ein offensiveres 4-1-4-1-System mit Brandt und Marco Reus im dann doppelt besetzten offensiven Mittelfeld noch nicht getestet. Der Kader des BVB lädt also weiter zu Spekulationen um die Stammformation ein. Doch es ist denkbar, dass die Rückkehr zum erfolgreichen System der Vorsaison, Thomas Delaney die Rückkehr in eben jene beschert.
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