Dortmunds Lukasz Piszczek: „Ich hatte den Spaß ein bisschen verloren“
Lukasz Piszczek prägt nun schon seit zehn Jahren das Gesicht von Borussia Dortmund. Erst kürzlich verlängerte der Pole seinen auslaufenden Vertrag bis 2021. Im Interview mit dem „kicker“ spricht der 35-Jährige unter anderem über die Arbeit mit seinem Sportpsychologen, prägende Trainer und seine Pläne für die Zukunft.
Das Dortmunder Urgestein
Der gebürtige Pole wechselte zur Saison 2010/11 von Hertha BSC zu Borussia Dortmund und entwickelte sich schnell zum Stammspieler. Über die Jahre wuchs seine Qualität und sein Ansehen und er wurde zu einem der offensivstärksten Außenverteidiger der Bundesliga. Die Zahlen seiner Karriere beim BVB sprechen für sich: 360 Spiele, 18 Tore und 64 Torvorlagen. Zudem gewann er mit Dortmund zweimal die Meisterschaft, zweimal den DFB-Pokal und dreimal den DFL-Supercup.
Lukasz Piszczek steht vor allem für Gelassenheit und Bodenständigkeit. Eine große Rolle spielte dabei auch seine Heimat. „Meine Eltern haben mir die Werte vermittelt, die für mein Leben wichtig sind“, sagt der Verteidiger. „Viele meiner Freunde und mein Berater teilen diese Werte mit mir. Zurück auf den Boden mussten sie mich in den vergangenen Jahren nie holen, das war nicht nötig.“
Besonders seine Gesundheit ist dem 35-Jährigen wichtig. Vor einigen Jahren hatte Piszczek mit Hüftproblemen zu kämpfen; heute ist er wieder schmerzfrei. Das hat er vor allem seinen Physiotherapeuten zu verdanken, bei denen er wöchentlich drei bis vier Zusatztermine wahrnimmt. „Ihnen gebührt großer Dank dafür, dass es mir gut geht“, sagt der Pole im Interview.
Piszczek: „Ich habe noch Spaß am Fußball, ich bin nicht verbrannt“
Als Piszczek vor drei Wochen seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängerte, sagte der Verteidiger: „Ich habe noch Spaß am Fußball. Ich bin nicht verbrannt“. Dem „kicker“ erzählte Piszczek, was er damit meinte: „Ich bin mental nicht verbrannt. Ich habe noch Hunger und will noch was erreichen.“ Diese Lust am Fußball war nicht immer so groß wie heute. In dieser Zeit arbeitete der 35-Jährige eng mit seinem Sportpsychologen zusammen. „Mit ihm treffe ich mich einmal im Monat“, erzählt Piszczek. „Er kommt für zwei, drei Tage für ein paar Meetings aus Polen nach Dortmund. Dafür muss ich einiges an Zeit investieren. Nur so geht es: Die Leute sehen mich 90 Minuten auf dem Platz. Um dort gut zu performen, muss ich mehr tun, als nur körperlich fit zu sein.“
Nach dem Champions League Finale im Jahr 2013 musste sich Piszczek einer Hüftoperation unterziehen und es dauerte acht Monate, bis der Verteidiger den BVB wieder unterstützen konnte. Doch es war schwerer als gedacht, an das alte Leistungsniveau anzuknüpfen. „Ich machte mir zu viel Druck und hatte den Spaß ein bisschen verloren“, schildert Piszczek. An diesem Punkt kam sein Sportpsychologe ins Spiel. Mit seiner Hilfe gelang es dem Polen, an seine alte Form anzuknüpfen. Leicht war es allerdings nicht, wie er berichtet: „Das ging nicht mit einem Fingerschnippen. Dazu waren viele Gespräche nötig. Danach mit diesen Gesprächen aufzuhören, wäre grundfalsch gewesen. Ich brauche einen Menschen, mit dem ich meine Probleme – im Fußball und im Alltag – ehrlich diskutieren kann. Ohne ihn wäre es nicht möglich gewesen, dass ich so lange auf diesem Niveau spiele.“
Ein außergewöhnliches Jubiläum und einflussreiche Trainer
Im mittlerweile unglaublich schnelllebigen Fußballgeschäft ist es immer seltener, dass Spieler über viele Jahre hinweg bei einem Verein spielen. Lukasz Piszczek feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum beim BVB. Gedanken über einen Abschied hatte der 35-Jährige nie. „Ich mag Stabilität in meinem Leben“, sagt der Verteidiger. „Es war 2010 persönlich schon ein schwerer Schritt, von Hertha wegzugehen. Dortmund musste ich einfach machen. Und warum sollte ich vom BVB weggehen? Ich bin doch schon bei einem großen Verein. Um Dortmund zu verlassen, hätte eine Menge passieren müssen. Ich habe unter allen Trainern meine Spielzeiten gehabt und musste deshalb – anders als Kuba Blaszczykowski – nie über einen Wechsel nachdenken.“
Mit Lucien Favre verbindet Piszczek nicht nur die vergangenen Jahre beim BVB. Schon während seiner Zeit bei Hertha BSC arbeitete er mit Favre zusammen; wurde von ihm zum Außenverteidiger umgeschult. Auf die Frage, ob er Favre am meisten zu verdanken hat, antwortet der Pole: „Was die Positionsumstellung angeht – sicher. Nur deshalb interessierte sich der BVB für mich.“ Aber nicht nur Lucien Favre ist für Piszczek ein einflussreicher Trainer. „Favre, Klopp und auch Thomas Tuchel sind drei Trainer, von denen ich viel gelernt habe in meiner Karriere. Peter Bosz war auch ein interessanter Mann. Seine Art von Fußball gefiel mir. Sein Spielansatz kann auch funktionieren, wie man jetzt bei Leverkusen sieht. Bei uns ging sein Konzept leider nur ein paar Wochen auf.“
Blick in die Zukunft
Dass Lukasz Piszczek seine Dortmunder Fußballschuhe nächstes Jahr an den Nagel hängen wird, steht für den 35-Jährigen fest: „Ich gehe nicht davon aus, dass sich daran noch etwas verändert.“ Für die Zeit nach seiner Karriere beim BVB hat der Pole feste Pläne: „Ich will mit Freunden von meinem Heimatverein LKS Goczalkowice, bei dem mein Vater auch Vize-Präsident ist, noch etwas spielen und mich um meine Nachwuchs-Akademie kümmern, die wir 2019 gestartet haben.“