Seine eigene Choreo im größten Stadion Deutschlands. Auswechslung per Spalier. Selbst das Bier der Fans auf der Südtribüne ging auf ihn. Und zum Abschied aus dem Westfalenstadion zirkelt er noch einen Freistoß ins gegnerische Netz. Das letzte Heimspiel im BVB-Trikot hätte für Marco Reus wohl kaum besser laufen können.
„Wir freuen uns riesig für ihn. Ich glaube, wie das Spielgeschehen gelaufen ist, ist es perfekt gewesen“, resümierte Mitspieler Julian Brandt nach dem 4:0-Sieg gegen Darmstadt 98 bei „Sky“. Elf Minuten nach Anpfiff verhinderte erst die Latte ein Abschiedstor. Nach dem Assist zum 1:0 durch Ian Maatsen, traf Reus in der 38. Minute schließlich selbst. Der 34-Jährige zirkelte einen selbst herausgeholten Freistoß sehenswert in den Winkel. Sein 100. Tor in einem BVB-Heimspiel, das der Klub noch am Vortag in den sozialen Netzwerken angekündigt hatte.
Nach 82 Minuten endete Reus‘ letzter Arbeitstag im Signal Iduna Park, der seit 2012 sein zweites Zuhause war. Unter stehenden Ovationen und per Spalier verließ der gebürtige Dortmunder den Platz. Als er Felix Nmecha am Ende des Spaliers abklatschte, war gewiss, dass sein Kapitel im Stadion von Borussia Dortmund zu Ende war. „Da geht einem jede Menge durch den Kopf“, beschrieb Reus nach Abpfiff bei „Sky“. In seinem 428. Pflichtspiel für den BVB versuchte er ein letztes Mal, als Kapitän, jeden Moment im Dortmunder Fußballtempel zu genießen.
„Die letzte Busfahrt zum Stadion, das Aufwärmen, das Spiel, einfach alles. Ich habe das den Jungs gesagt: Das sind die Momente, für die man wirklich Fußballer wird. Du bist oft von deiner Familie weg und das ist deine zweite Familie“, so der 34-Jährige. Eine große Familie, zu der auch die zahlreichen Anhänger von Borussia Dortmund gehören. Nach dem Abpfiff stieg Reus zu ihnen auf die Südtribüne. Nach dem Spiel spendierte er der gesamten Tribüne Freibier.
Die Fans dankten ihm schon vor Anpfiff des Spiels gegen Darmstadt mit einer großen Choreo und einem „Danke, Marco!“-Spruchband. Der Verein verabschiedete ihn mit einem Porträt, einem großen Blumenstrauß, Luxusuhr und Graffiti an der Außenfassade des Stadions.
„Ich habe mich bedankt für wunderschöne Jahre, für den Support, den sie mir gegeben haben“, erklärte er. Der Offensivspieler erlebte im Stadion der Schwarz-Gelben viele schöne, aber auch traurige Momente. Das Verpassen der Meisterschaft in den letzten Minuten der Vorsaison war ein prägendes Tief. „Es gab natürlich nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Ich habe mich einfach bedankt, dass sie trotzdem immer an meiner Seite gestanden und mich unterstützt haben. Das ist nicht selbstverständlich und sowas gibt es dann auch nur in Dortmund.“
Mit seiner „zweiten Familie“ möchte Reus, dem neben zwei DFB-Pokalsiegen die großen Titel fehlen, noch den großen Wurf schaffen. Am 1. Juni hat die Vereinslegende – ähnlich wie im Vorjahr – die Chance, seine Zeit in Dortmund zu krönen. Im Champions-League-Finale trifft der Bundesligist auf Rekordsieger Real Madrid. „Die Gier nach dem Titel ist grenzenlos. Auch der Glaube muss grenzenlos sein“, sagte der Mittelfeldspieler mit Blick auf das Duell.
Die Chancen auf den zweiten Champions-League-Triumph der BVB-Geschichte hält er nicht für zu gering. „Wir haben jetzt zwei Wochen Zeit, um uns wirklich sehr, sehr gut auf Real Madrid vorzubereiten. Es wird ein unfassbar schwieriges Match, aber es ist nur ein Spiel, 90 Minuten und im Fußball ist alles möglich.“ Wie es danach für Reus weitergeht, ist noch offen. Der technisch begnadete Kicker hat mehrere Angebote, unter anderem aus der US-amerikanischen MLS. Mit zwei Torbeteiligungen zum Abschied aus der Bundesliga unterstrich er erneut seine Qualität. „Ich denke, dass ich noch gut bin. Deswegen spiele ich ja auch noch weiter“, schmunzelte Reus.
Die Entscheidung, den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, habe man „beidseitig“ entschieden, wie er verriet. „Es ist halt manchmal im Leben so, dass es irgendwann Situationen gibt, wo man dann sagt: ‚Okay, das war es.'“ Dennoch sei Reus „unfassbar dankbar, dass ich hier so viele schöne Momente erlebt habe. In diesem Stadion, mit den Fans, das gibt es nirgendwo anders.“ Mitspieler adelten das einstige Eigengewächs.
Für Julian Brandt ist die BVB-Ikone „ein Wahnsinnstyp, eine lebende Legende und er wird für immer einer von denjenigen sein, zu denen ich hochgeschaut habe in meiner Karriere.“ Jadon Sancho forderte sogar, dass Reus‘ Rückennummer 11 bei Borussia Dortmund nicht mehr vergeben wird. Die Nummer, die er seit seiner Rückkehr vor zwölf Jahren trägt, ist Symbol einer – wenn auch (noch) ungekrönten – bildschönen BVB-Karriere.
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