Keine typische Nummer zwei – Marwin Hitz im Porträt
Am vergangenen Mittwoch stand Marwin Hitz erstmals seit seinem Wechsel zu Borussia Dortmund bei einem Pflichtspiel auf dem Platz. Der 31-Jährige wusste sofort zu überzeugen und half seiner Mannschaft mit mehreren starken Paraden gegen den aufmüpfigen Zweitligisten Union Berlin zu bestehen und in die nächste Runde des DFB-Pokals einzuziehen. Was der Schweizer in seiner bisherigen Karriere erlebte und was ihn von seinem Landsmann Roman Bürki, den er bisher nicht dauerhaft aus der Startelf des BVB verdrängen konnte, unterscheidet, zeigen wir euch im Folgenden.
Hitz war bisher nur in Augsburg erste Wahl
Die sportliche Geschichte von Marwin Hitz ist umtriebiger als die die meisten Leute vermuten würden. Im zarten Alter von neun Jahren wurde er 1996 bei einem „Grümpelturnier“, ein Freizeitturnier an dem fast jeder teilnehmen kann, vom FC St. Gallen entdeckt. Bis 2005 durchlief er sämtliche Jugendmannschaften des 1879 gegründeten Klubs. Danach ging es über die zweite Mannschaft des FC St. Gallen und zwei Leihgeschäfte zum VfL Wolfsburg. Die Wölfe nahmen den damals 21-Jährigen als dritten Torhüter unter Vertrag. Erst im Februar 2010 kam Marwin Hitz, wegen den Verletzungen von Diego Benaglio und André Lenz, zu seinem Bundesliga-Debüt. Als die Stammtorhüter nach fünf Wochen wieder fit waren, verlor Hitz seinen Platz direkt wieder.
In fünf Jahren beim VfL Wolfsburg kam der Schweizer auf insgesamt 64 Einsätze, doch gerade einmal 19 davon waren für die erste Mannschaft der Wölfe. Es ist ein klein wenig die Geschichte der Karriere von Marwin Hitz. Wo auch immer er war, er stand im Schatten eines anderen Torhüters – bis er zum FC Augsburg wechselte. Dort fand der Schweizer seine persönliche Wohlfühloase. Nachdem sich der als Stammkeeper in die Saison gegangene Mohamed Amsif verletzte, überzeugte Hitz den damaligen Trainer Markus Weinzierl so sehr, dass er sich dauerhaft als neue Nummer eins festsetzen konnte. Diese Rolle sollte er bis zum Ende seiner Zeit bei den Fuggerstädtern nicht mehr abgeben.
In der Hoffnung auf eine neue sportliche Herausforderung wechselte der inzwischen 31-Jährige im Sommer 2018 zu Borussia Dortmund. Dort droht im aktuell ein ähnliches Schicksal wie schon in Wolfsburg. An Roman Bürki ist für ihn zumindest aktuell kein Vorbeikommen und das hat ganz bestimmte Gründe.
Spielaufbau ist seine große Schwäche
Nicht wenige Vereine träumen davon einen Torhüter wie Marwin Hitz zwischen den Pfosten stehen oder gar auf der Bank sitzen zu haben. Borussia Dortmund kann sich diesen Luxus leisten. Die Stärken von Marwin Hitz liegen eher in den klassischen Torhüterattributen wie Reaktionsschnelligkeit und Lufthoheit. Dank seiner auch für Keeper inzwischen nicht mehr unbedingt standardmäßigen 1,93m kommt der Schweizer oftmals an schon im Tor geglaubte Bälle ran. Auf der Linie ist er unglaublich stark. Zudem strahlt er viel Ruhe aus und kann eine Mannschaft von hinten aus absichern und anführen. Der Schweizer ist auf und neben dem Platz eine absolute Führungspersönlichkeit
Die eine eklatante Schwäche des Marwin Hitz ist allerdings ein wichtiger Aspekt des modernen Torwarts: Das Spiel mit dem Ball. Sobald der 31-Jährige einen Ball am Fuß hat, merkt man warum es ihn eher ins Tor gezogen hat. Er wirkt deutlich unsicherer als wenn er den Ball in der Hand hat. Stellenweise scheint Hitz sogar richtig nervös zu sein, wenn er beispielsweise bei einem Rückpass eine Situation schnell mit dem Fuß lösen muss. Immer wieder schlägt er den Ball lieber weit ins Aus als gezielt nach vorne. Diese Schwäche ist wohl auch der Hauptgrund für seinen Stammplatz auf der Bank. Lucien Favre möchte einen mitspielenden Torhüter, der sich wohl fühlt wenn er den Ball am Fuß hat und platzierte Pässe spielen kann.
Diese Qualität bringt Roman Bürki mit. In den restlichen Bereichen kann der ehemalige Augsburger auf jeden Fall mit seinem Landsmann mithalten. Klar ist aber vor allem eines: Marwin Hitz ist keine klassische Nummer zwei. Wenn er sich im Spielaufbau verbessern kann, darf er sich berechtigte Hoffnungen auf einen Stammplatz beim BVB machen.