Am Samstag kommt es im Signal Iduna Park zum Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Der BVB steht mit 24 Punkten an der Spitze der Bundesliga. Am letzten Spieltag stellte man sogar einen Startrekord auf. Den Borussen gelang es zum ersten mal in der Vereinsgeschichte die ersten 15 Pflichtspiele ohne Niederlage zu überstehen. Als Grund für den sensationellen Start der Schwarz-Gelben wird oft die spektakuläre Offensive rund um Marco Reus, Jadon Sancho und Paco Alcácer genannt. Der Vater des Erfolgs ist jedoch ein Anderer, nämlich der neue Trainer des BVB, Lucien Favre.
Im Sommer 2017 trennte sich der BVB nach zwei sportlich sehr erfolgreichen Jahren von ihrem damaligen Trainer Thomas Tuchel. Grund dafür soll Tuchels sehr schwierige Persönlichkeit gewesen zu sein, wie die Verantwortlichen der Borussia bekanntgaben. Auf der Suche nach einem Nachfolger wurden viele Namen gehandelt. Unter anderem war schon damals der heutige Trainer Lucien Favre im Gespräch. Schlussendlich verpflichteten die Westfalen aber Peter Bosz von Ajax Amsterdam. Seine Amtszeit war nach einem historischen Leistungseinbruch nach nur fünf Monaten wieder beendet. Die Saison brachte dann Peter Stöger als Interimslösung zu Ende, bis sich die Verantwortlichen in diesem Sommer erneut auf Trainersuche begaben.
Diesmal entschied man sich für eine Verpflichtung des 60-jährigen Schweizers Lucien Favre. Von Vielen wurde diese Entscheidung kritisch aufgenommen, da Favre ähnlich wie Thomas Tuchel als sehr schwieriger Charakter gilt. Wenn man den Schweizer auf Pressekonferenzen oder in Interviews beobachtet, scheint sich dieser Eindruck zu bestätigen. Oft antwortet er sehr kurz. Er will so wenig Informationen wie möglich über seine Mannschaft und über seine Arbeit preisgeben. Dabei wirkt er oft etwas kauzig.
Wenn sich aber Leute, die bereits mit dem Schweizer gearbeitet haben, über ihn äußern, hört man fast ausschließlich Positives. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc war unlängst voll des Lobes über seinen Trainer und machte ihn als Hauptgrund für den erfolgreichen Start seiner Borussia aus. „Er ist derjenige, dem das Lob für unseren bislang äußerst erfolgreichen Fußball gehört“, lobte Zorc den 60-Jährigen.
Dabei wird oft seine unglaubliche Detailverliebtheit herausgestellt. Während den Spielen seiner Mannschaft kann man Favre fasst ununterbrochen dabei zusehen, wie er eifrig Dinge zum Spiel auf seinem Zettel notiert. Auch auf den Pressekonferenzen wirkt Favre immer unglaublich gut auf den kommenden Gegner vorbereitet. Manchmal schweift er sogar etwas ab und philosophiert über die Geschehnisse in der Fußballwelt. Er wirkt dabei oft wie ein etwas zerstreuter Professor, der aber ein unglaubliches Kontingent an Wissen über den Fußball besitzt.
Auch seine Spieler äußern sich fast ausschließlich positiv über den Schweizer. Kapitän Marco Reus, der schon in Mönchengladbach mit Favre zusammenarbeitete, bezeichnete ihn „menschlich und fachlich“ als den besten Trainer, den er je hatte. Weiter äußerte sich der Spielführer des BVB über die Detailverliebtheit seines Trainers. „Er ist unheimlich detailversessen. Er hat immer die richtigen Lösungen parat, das ist für uns Spieler extrem wichtig“, sagte Reus gegenüber der „SPORT BILD“.
Neben dem Kapitän äußerte sich auch Neuzugang Axel Witsel gegenüber „ESPN“ zu seinem Trainer. „Jeder hört ihm zu, das ist sehr wichtig“, so Witsel. „Der Grund wieso wir momentan so stark spielen, ist neben uns Spielern vor allem die Philosophie, die der Trainer uns jeden Tag im Training vermittelt“, analysierte der Belgier weiter. Des Weiteren stellte auch Witsel nochmal heraus, wie detailliert Favre arbeitet. „Wenn man den Ball beispielsweise von der rechten Seite bekommt, will er dass man den Ball mit dem linken Fuß kontrolliert. Somit verliert man weniger Zeit. Es ist ein kleines Detail, aber es hat sehr große Auswirkungen“, erzählt der Neu-Dortmunder.
Es scheint also, als habe Borussia Dortmund mit Lucien Favre den richtigen Trainer für seinen angekündigten Neuanfang verpflichtet. Am vergangenen Dienstag gegen Atlético Madrid mussten die Dortmunder ihre erste Niederlage in dieser Saison hinnehmen. Wie Favre mit seinem ersten Rückschlag als BVB-Trainer umgeht, wird sich am kommenden Samstag im Spitzenspiel gegen den FC Bayern zeigen.
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