Seit seinem Bundesliga-Debüt vor fast neun Jahren ist Mario Götze eine der polarisierndsten Figuren im deutschen Fußball und immer in aller Munde. Vom Dortmunder Fanliebling wurde er nach seinem Wechsel zum FC Bayern zur Hassfigur Fußballdeutschlands. In München wurde er zum WM-Siegtorschützen und erlitt einen großen Leistungsabfall. Seit seiner Rückkehr zum BVB haben sich viele Fans wieder mit ihm versöhnt, doch seine gezeigten Leistungen liegen noch immer weit unter seinen Möglichkeiten. Im Gespräch mit dem „kicker“ sprach das einstige Wunderkind nun über seine sportliche Situation bei Borussia Dortmund und den großen Druck der Öffentlichkeit.
Mit nur 26 Jahren steht Mario Götze schon zum wiederholten Male an einem Scheideweg seiner Karriere. Nun geht es statt einer positiven Abzweigung allerdings ums nackte Überleben seiner Laufbahn. Noch keine Minute kam er in der bisherigen Bundesligasaison zum Einsatz. Seit seinem Treffer im WM-Finale 2014 im Maracana hat der damals als Spaßfußballer bekannte gebürtige Memminger seine Leichtigkeit auf dem Platz verloren. Er scheint zu viel nachzudenken und sich nicht auf den Sport, der ihm so viel Freude bereitet, konzentrieren zu können. Ihren Anteil daran haben auch die Medien, gibt Götze nun erstmals öffentlich zu. Er nennt diese Phase seiner Karriere „eine Herausforderung“. Der Druck der Presse, die jeden seiner Schritte verfolgt und kritisiert, spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die Tatsache, dass quasi jedermann eine Meinung zur Causa Mario Götze hat und sie – ob im TV, in den sozialen Netzwerken oder in der Zeitung – kundgibt.
„Ich schaffe es nicht, das auszublenden. Das ist ein Thema für mich“, sagt der 26-Jährige dem „kicker“ und gibt damit einen ungewohnt tiefen Einblick in seine Gefühlswelt. Normalerweise schottet Götze sich emotional ab, wenn er mit Journalisten spricht. Oft wirkt er arrogant oder abgehoben, doch das scheint nur ein Schutzmechanismus zu sein. „Es fällt ihm schwer, Vertrauen zu fassen. Aber wenn er sich erst einmal geöffnet hat, ist er aufrichtig freundlich, empathisch, unterhaltsam überhaupt nicht arrogant“, erklärt Haruka Gruber, der ausführende Produzent der Dokumentation „Being Mario Götze“, die vor einigen Monaten veröffentlicht wurde. „Ein Hauch Arroganz im Sinne von mehr Lässigkeit und Selbstsicherheit würde ihm vermutlich guttun.“
Innerhalb des BVB scheint das Thema Mario Götze nicht annährend so groß zu sein. Seine Kollegen hätten vor allem einfach gerne Ruhe für ihren Mitspieler. „Egal ob wir gewinnen oder verlieren, es dreht sich derzeit alles nur um Mairo. Dabei will der Junge einfach nur Fußball spielen“, beschreibt Marco Reus die Situation um seinen guten Freund. Sein Appell an die Öffentlichkeit lautet „Lasst ihn einfach kicken!“.
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