Das Fussballeck-Topspiel: Findet Gladbach gegen den FC Bayern zu alter Stärke?
Der 24. Spieltag der Bundesliga hält einen Klassiker bereit. Borussia Mönchengladbach, derzeit Tabellendritter mit 43 Punkten, empfängt am Samstag um 18:30 Uhr den FC Bayern, der mit 51 Punkten Rang 2 belegt. Die Champions League-Aspiranten mögen zwar in der Tabelle wie direkte Konkurrenten wirken, gehen in das Sechs-Pukte-Spiel jedoch mit völlig anderen Vorraussetzungen. Trainer Niko Kovac und seine Mannschaft werden die schmerzliche 0:3-Hinspielpleite aus dem kollektiven Gedächtnis jagen wollen und müssen weiter Punkten, um am Spitzenreiter aus Dortmund dranzubleiben. Die Fohlen hingegen haben mittlerweile seit drei Spielen nicht kehr gewonnen. Ein Ausblick auf ein Spiel, das Wegweiser für die beteiligten Mannschaften und den Kampf um die oberen Plätze der Bundesliga werden könnte.
FC Bayern kämpft um die Meisterschaft, Gladbach gegen sich selbst
Die Rückrunde der Saison 18/19 ist in vollem Gange. Bevor es auf die Zielgerade im Rennen um die Meisterschaft und die internationalen Plätze geht, scheinen viele Mannschaften derzeit Anspruch auf die oberen Tabellenplätze zu erheben. Wolfsburg, Frankfurt, Leverkusen und Hoffenheim drücken gegen die bisher klar als Champions League-Starter gehandelten Klubs aus Leipzig und Gladbach.
Der Rekordmeister scheint die ungeliebte Verfolgerrolle angenommen zu haben und richtet seinen Blick auf den gewohnten Platz an der Sonne. Acht Punkte dahinter brechen bisher grandiose Gladbacher ein, verspielen entscheidende Punkte und können in diesem Rennen derzeit nicht mitmischen. Die Münchner kommen zu einem äußerst heiklen Zeitpunkt in den Borussia Park. Eine Chance für Gladbach? Oder wird die Partie zu einem weiteren Stolperstein?
Ribéry fällt aus – Müller-Rückkehr oder Davies-Debüt?
Den FC Bayern plagt die fast schon gewohnte Sorge auf Außen. Neben den länger ausfallenden Kingsley Coman (Muskelfaserriss, Rückkehr offen) und Arjen Robben (Zahn-OP, Rückkehr für den 25. Spieltag angepeilt), wird auch Franck Ribéry im Topspiel mit Magen-Darm-Erkrankung fehlen. Zu erwarten ist eine viel diskutierte Rückkehr von Thomas Müller in die Startelf auf Linksaußen. Auch Stürmer Roberr Lewandowski musste die Woche über krank pausieren. Hier würde Kovac der Ersatz fehlen und er müsste auf Müller als Mittelstürmer zurückgreifen.
Sollte neben Ribéry auch Lewandowski ausfallen, wäre ein Startelfdebüt von Alphonso Davies auf Außen möglich. Mats Hummels und Sven Ulreich stiegen derweil wieder ins Mannschaftstraining ein. Nationalkeeper Manuel Neuer fehlte die gesamte Woche und auch David Alaba leidet unter einer Sehnenreizung. Seine Einsatzfähigkeit entscheidet sich wie die von Leon Goretzka (Sprunggelenk) am Freitag.
Kehrt Plea in die Anfangsformation zurück?
Bei Gladbach verpassten Jordan Beyer, Oscar Wendt, Fabian Johnson und Tony Jantschke den Wochenauftakt, melden sich jedoch rechtzeitig fit. Dennoch könnte der Schweizer Fabian Lang für Johnson als Rechtsverteidiger starten. Ibrahima Traoré wurde erfolgreich operiert, ist aber natürlich noch keine Option.
Nach der Pressekonferenz am Donnerstag machte Hecking klar: Auch Mamadou Doucouré, Mickaël Cuisance und Josip Drmic werden gegen den FC Bayern fehlen. Raffael wird voraussichtlich auch am Wochenende noch keine Option für den Kader sein. Nach eher schwachem Auftritt von Patrick Herrmann ist denkbar, dass Hecking Alassane Plea wieder von Beginn an ran lässt. Sollte Florian Neuhaus auf die Acht rutschen, müsste Denis Zakaria weichen. Christoph Kramer bot sich zuletzt vor Tobias Strobl für die Sechserposition an.
Voraussichtliche Aufstellungen
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lang, Ginter, Elvedi, Wendt – Kramer – Neuhaus, Hofmann – Hazard, Stindl, Plea
FC Bayern München: Neuer – Kimmich, Süle, Boateng, Rafinha – Martinez – Thiago, James – Müller, Lewandowski, Gnabry
Bayern macht Schlagzeilen – Inzwischen aber ohne Krise
Welchem Bundesligakonkurrenten hat das Herz nicht schadenfroh gelacht, als die Münchner den 12. Spieltag auf Platz 5 beendeten und der deutschen Presse mit einer ungewohnten Unsicherheit Munition bot. Während Dortmund marschierte, machten die Bayern maximal Truppenübungen. Doch das Blatt hat sich gewendet. Statt Uli Hoeneß Parolen, wie die Rufe eines angeschossenen Tieres, dominieren mögliche Neuverpflichtungen derzeit die Schlagzeilen.
Werner, Havertz oder Hernandez – kaum ein Transfer scheint dieser Tage ausgeschlossen beim Rekordmeister. Auch wenn Dortmund nach kurzem Leistungstief wieder punktet, ist das Meisterschaftsrennen mit drei Punkten Unterschied absolut offen. Seit dem 13. Spieltag gaben sich die Münchener keine Blöße und verwaltet in gewohnter Manier überlegend Sieg um Sieg bis zum Schlusspfiff. Lediglich gegen Leverkusen lies der amtierende Meister in der Rückrunde Federn.
Gladbach in der Krise – schwache Chancenverwertung wird zum Fluch
Anders sieht es in Gladbach aus. Die herausragende Hinrunde scheint vergessen. Die Torgaranten Thorgan Hazard und Plea bekommen den Ball nicht mehr in das gegnerische Netz. Im Gegenteil: Die Gladbacher Chancenverwertung ist desaströs. Gegen Wolfsburg schossen die Fohlen 15 mal aufs Tor, trafen jedoch nicht einmal. „Du musst einfach die Tore machen!“, bilanzierte Hecking trocken nach der 0:3-Niederlage. Plea im Leistungstief, verbrachte die letzten zwei Spiele anfangs nur auf der Bank.
Auch das Mittelfeld um Jonas Hofmann oder Arbeitstier Lars Stindl im Sturm versprühen längst nicht die Spielfreude, die Gladbach zu einem Kandidaten im Titelrennen erscheinen liessen. Statt aufzuschließen zur Top Zwei, sieht Gladbach sich von Leipzig, Wolfsburg und Frankfurt verfolgt und spielt nach drei Spielen ohne Sieg mehr oder weniger gegen sich selbst. Die Fohlen ringen um festen Stand auf dem dritten Champions League-Platz.
Fazit: Der FC Bayern geht schon wegen der aktuellen Form beider Mannschaften als Favorit ins Rennen. Für Gladbach könnte das Spiel gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner jedoch bedeuten befreiter aufzuspielen und die letzten Rückschläge abzuhaken. Bei beiden bleibt die Personalsituation spannend. Klar ist: Eine Gladbacher Dominanz wie im Hinspiel wird sich wohl kaum wiederholen. Die Borussen werden alles aufbieten müssen um mit der gewohnten Stärke die Münchner Pass- und Ballbesitzdominanz zu brechen, zumal die Konkurrenz aus Leipzig bei Schlusslicht Nürnberg gastiert.