In den letzten Zügen dieser Bundesliga-Saison berichtete Fussballeck bereits über die Spieler, die wider Erwarten in der Liga groß aufspielten. Im Fussball bedeutet der Aufstieg des einen oft den Abstieg eines Anderen. Bei Werder Bremen kam mit Martin Harnik ein erfahrener Bundesliga-Akteur. Ihm wurde jedoch schnell der Rang von der internen Konkurrenz abgelaufen. Ein Blick auf alle Klubs im deutschen Oberhaus und die Spieler, die in der Saison 18/19 unerwartet enttäuschten.
Es mag kontrovers klingen, doch aus statistischer, wie auch spielerischer Sicht enttäuschte bei Eintracht Frankfurt bis auf einige Ausnahmen ein Stammspieler. Gelson Fernandes war in vielen Spielen Motor und Motivator. Zumeist lief er mehr als alle anderen Spieler auf dem Platz und liegt mit seiner Passquote von 83% leicht über dem Durchschnitt aller Mittelfeldspieler der Bundesliga. Doch angesichts des Offensivdrangs seines Teams blieb Fernandes enttäuschend häufig hinter seinen Möglichkeiten. Seine Laufbereitschaft war zumeist notwendig, weil er dem Gegner hinterherlaufen musste. Eine schwache Zweikampfquote von nur 42% entspricht wohl kaum den Einzelbeispielen dieser Saison, in denen er als Abräumer brillierte. In den meisten Fällen waren seine eröffnenden Pässe, sein Aufbauspiel oder körperliche Präsenz schlicht nicht vorhanden.
Schon vor dem Europa League Halbfinale wurde öffentlich diskutiert, wer die Mittelfeldposition stabiler ausfüllen könnte. Fernandes hatte Glück, dass weder Lucas Torro, der aus einer langen Verletzungspause zurückkam, noch Jetro Willems auf der Sechserposition genug überzeugten, um diese wichtige Rolle zu übernehmen. Abwehrchef Makoto Hasebe spielte einige Male auf der Sechs, fehlte dann jedoch in der Dreierkette. Fernandes Hauptproblem: Sein teils zu ungestümes Einsteigen. Mit 56 Fouls griff der Schweizer am dritthäufigsten zu unfairen Mitteln. Zwar ist sein Job in erster Linie die Defensive, doch sind 13 gelbe Karten in 37 Einsätzen deutlich zu viel. Die Lichtblicke des 32-Jährigen sicherten einige wichtige nationale und internationale Punkte. Die viel häufigeren Schwächen wurden – glücklicherweise für die Eintracht – oft von der Mannschaftsleistung egalisiert.
Ein Spieler steht sinnbildlich für die Entgleisung der Fohlen nach Beginn der Rückrunde. Rekordtransfer Alessane Plea erlebte in Gladbach einen Traumstart. Durch seine Tore wurde er in die Reihen der französischen Nationalmannschaft befördert, durch seine Offensivgefahr im Zusammenspiel mit Thorgan Hazard schnell der Liebling der Gladbacher Fans. Dann kam jedoch der Bruch. Nur zwei Tore und eine Vorlage gelangen dem 26-Jährigen in der zweiten Hälfte der Saison. Dem zu Beginn gesetzten Stürmer wurden in der Rückrunde von Zeit zu Zeit nur Kurzeinsätze gewährt. Oftmals musste er auf der offensiven Außenbahn ran. Die teils erschreckende Lustlosigkeit am Ball und die viel zu häufig fehlende Torgefahr wurde zu einem Spiegel des schwachen Gladbacher Rückrundenstarts.
Im Kollektiv zieht der VfL Wolfsburg nach einer katastrophalen Vorsaison am Ende dieser Spielzeit verdient nach Europa ein. Viele Akteure haben ihren Beitrag dazu geleistet. Besonders hoch ist es Trainer Bruno Labbadia aber anzurechnen, wie er aus vielen Individualisten ein homogenes Team schuf. Ein technisches Genie, an dessen Leistungen vor der Saison hohe Erwartungen gestellt wurden, spielte dabei eine marginale Rolle. Auf gerade einmal 690 Spielminuten in 21 Partien – also rund 33 Minuten pro Einsatz – kommt Yunus Malli in der Liga. Der technisch zweifellos hochbegabte Ex-Mainzer schien für Labbadia schlicht nicht ins Konzept zu passen.
Im Winter kokettierte der 27-Jährige mit einer Leihe ins Ausland. Laut Berater und Onkel Ilhan plant Yunus Malli jedoch nun seinen Vertrag bis 2021 bei den Wölfen zu erfüllen. Mit einem neuen Trainer kommt vielleicht eine zweite Chance bei den Niedersachsen. In dieser Saison liefen ihm allerdings Maximilian Arnold und überraschenderweise Admir Mehmedi den Rang ab. Malli, 12,5 Millionen Euro kostete, wurde seinem Ruf nicht gerecht, setzte sich nicht durch und enttäuschte in der Saison als Reservist.
Es hätte eine Geschichte werden können, wie sie nur der Fußball schreiben kann. Martin Harnik und Max Kruse, die in der Jugend gemeinsam den Fussball für sich entdeckten und über die Jahre hinweg eng befreundet, werden wieder vereinigt und komplettieren den ohnehin gut besetzten Kader von Werder Bremen. Jedoch blieb der Erstgenannte deutlich hinter den Erwartungen. Milot Rashica entwickelte sich zur effektiveren Variante im Sturm, während Routinier Claudio Pizarro zum Einwechselspieler erster Wahl wurde.
Harnik zeigte sich nur in wenigen Spielen seine ganze Qualität und lies lediglich erahnen, welch hochwertige Kombination er und Kruse bilden könnten. Der gebürtige Hamburger, vor der Saison von Hannover 96 gekommen, enttäuschte auf ganzer Linie. Zeitweise auch gebremst durch eine Verletzung kam der 31-Jährige nicht über eine Reservistenrolle hinaus. Mit dem feststehenden Abgang von Max Kruse bekommt Harnik vielleicht eine neue Chance im Trikot der Werderaner. Die Rolle als Offensivallrounder im Stil seines alten Freundes wird er wohl nicht ausfüllen können.
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