Hazard: „Wer in der Bundesliga kickt, hat auch England drauf“
Das er sich irgendwann mit zehn anderen Spielern auf einem Fußballplatz wieder findet, war bei seiner Geburt so gut wie vorprogrammiert. Seine Eltern standen in der ersten und zweiten belgischen Liga auf dem Feld. Sein ältester Bruder ist einer DER Stars des FC Chelsea und sein kleiner Bruder kickt in Chelseas U23. Thorgan Hazard stammt eben aus einer echten belgischen Fußball-Familie. Doch für Gladbachs wertvollstes Fohlen im Stall läuft es sportlich zurzeit alles andere als rosig.
Hazard: „Fußball ist das, was ich am besten kann“
Thorgan Hazard entspringt einer echten belgischen Fußball-Familie. Familienoberhaupt Thierry spielte in Belgiens zweiter Liga bei La Louviere und ist Berater seiner Söhne. Mutter Carine ging in der Pro League sechs Jahre auf Torejagd. Doch nicht nur seine Eltern gehören an den Ball, auch seine Brüder können sich ein Leben ohne wohl nicht vorstellen. Bruder Eden (27) zählt beim FC Chelsea zu den Top-Stars und auch sein kleinerer Bruder Kylian (22) fühlt sich in Chelseas U23 wie Zuhause.
Für den belgischen Nationalspieler ist klar: „Fußball ist das, was ich mit Abstand am besten kann.“ Doch neben Fußball hatte der 24-Jährige in seiner Jugend eine weitere Leidenschaft: Judo. Die japanische Kampfsportart, deren Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ ist, war für Hazard „eine gute Schule, um Körperbeherrschung und Durchsetzungsvermögen zu erlangen“, wie er im Interview mit „DerWesten“ verriet. Doch diese Fähigkeit fehlt ihm und seinen Sturmkollegen von Borussia Mönchengladbach derzeit.
Borussias Angriff wartet seit 630 Spielminuten auf ein Tor. Der Offensivspieler weiß: „Wir müssen diese Statistik schnell verbessern, wenn wir Platz sieben noch holen wollen. Hoffenheim wird am Samstag für uns ein Schlüsselspiel werden. Da können wir trotz der vielen Punktverluste zuletzt noch einmal ins Europa-Rennen zurückfinden. Wir brauchen endlich auch mal Spielglück. Und wir müssen clever sein und Kampfgeist zeigen – wie beim Judo.“
Hazard über „den Vorteil Raffael“ und Belgiens WM-Chancen
Doch auch wenn es dem 24-Jährigen nicht an Kampfgeist mangelt und Hazard „keine Spielminute verpassen“ will, weiß er, dass „frische Spieler von der Bank nun mal für Entlastung bei denen sorgen, die immer spielen“. Gleichzeitig fügt der Belgier an: „Wir sind alle keine Maschinen. Wer immer viel rennt und kämpft, wie Lars und ich es tun, der wird auch mal müde.“ Dass die andauernd lange Verletztenliste eine große Rolle in der derzeitigen Situation spiele, ist sich der zweitälteste Hazard-Spross sicher. „Wir sind derzeit nicht so gut, wie die Aufstellung auf dem Papier es aussagt. Das ist nicht nur eine Frage der Kraft, sondern auch eine des Selbstvertrauens“, erläutert der Rechtsfuß weiter.
Die Rückkehr von Routinier Raffael ins Mannschaftstraining und ein Startelfeinsatz im Spiel am Samstag wäre für die Fohlenelf „ein großer Vorteil“, so Hazard. „Raffael ist ein Faktor im Offensivspiel, will immer den Ball, schafft Platz für die Mitspieler und ist für den Gegner wegen seiner spielerischen Stärke eine echte Gefahr“, erläutert der Nationalspieler.
Obwohl es für Borussia in dieser Saison alles andere als gut läuft, endet die Bundesligasaison für den 24-Jährigen mit einem Jahreshöhepunkt. Der belgische Nationalspieler hat mit seiner Mannschaft kein Spiel der Qualifikation verloren und „mit England, Tunesien und Panama nicht die schwerste WM-Gruppe erwischt“. Für Hazard ist Belgien durchaus ein Geheimtipp, auch wenn „Brasilien, Argentinien, Weltmeister Deutschland und auch Frankreich favorisiert“ sind. „An einem sehr guten Tag können wir sie aber auch alle schlagen“, malt er sich die Chancen seines Landes bei der Weltmeisterschaft aus.
„Stecken aktuell in einer schwierigen Phase, die müssen wir beenden“
Doch nicht nur die Rückkehr von Spielmacher Raffael beschäftigt viele Borussia Fans. Auch der Verbleib Hazards über den Sommer hinaus, sollten die Fohlen den internationalen Wettbewerb erneut nicht erreichen. Wiederkehrende Gerüchte das Spitzenklubs wie der FC Chelsea Interesse zeigen, machen die Situation für den Vater zweier Mädchen nicht einfacher. Hazard betont: „Vor dem Ende der laufenden Saison ist das für mich kein Thema. Gladbach braucht einen kompletten Thorgan, auch gedanklich, damit es mit Europa noch klappen kann. Dass ich wie alle bei Borussia gern wieder international spielen würde, ist doch klar.“
„Ich spiele in Gladbach bei einem Topteam der Bundesliga und habe mich hier in den vergangenen dreieinhalb Jahren sehr gut entwickelt. Aber ich kann noch mehr. Wenn ein Spieler bei einem Topteam der Bundesliga permanent spielt, hat er auch England oder Spanien drauf“, übt sich der 24-Jährige mit einer Selbsteinschätzung.
Auch wenn seine Lieblingsposition als „Zehner“ in Gladbachs 4-4-2 nicht vorkommt, weiß Hazard auf den Flügen von sich zu überzeugen: „In unserer 4-4-2-Spieltaktik kommt der Zehner ja nicht vor, das muss ich respektieren. Auf der linken oder rechten Außenbahn bin ich aber auch zu gebrauchen und kann rochieren.“
Und obwohl Borussias Top-Scorer seit sieben Spielen nicht getroffen hat, wird er auch im nächsten Spiel in der Startelf stehen. Dennoch will Hazard die derzeitige Situation nicht schön reden: „Wir stecken aktuell in einer schwierigen Phase, die müssen wir beenden“. Mit etwas Glück kommt dieses Ende ja vielleicht sogar schon im morgigen Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim.