Bayer Leverkusen gegen FC Bayern München 3:0 (1:0) zum Letzten – Das Bundesliga-Spitzenspiel bot fast eine Woche lang Diskussions- und Analysestoff. Da war er wieder, der Attacke-Uli! Bayern-Ehrenpräsident Ulrich „Uli“ Hoeneß (72) konnte sich vor dem Hit eine Spitze gegen den rheinischen Rivalen nicht verkneifen. Der Bayern-Macher blickte vor allem auf zwei Top-Transfers der Leverkusener – Boniface und Grimaldo.
„Sie haben aber auch ein bisschen Glück gehabt mit ihren Transfers, das muss man schon sagen“, stichelte Hoeneß in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F. A. Z.), „den Boniface haben alle anderen nicht gesehen. Und den Grimaldo kannte davor auch kein Mensch.“ Damit liegt Hoeneß („Leverkusen wird in 100 Jahren nicht vor uns stehen“) nur zum Teil richtig.
Ja, die Bayer-Kaderplaner, die auch Mittelfeld-Motor Granit Xhaka in die Bundesliga zurückholten, haben vor allem bei Victor Boniface genau hingeschaut.
Der nach einer Leisten-Operation zum Zuschauen verdammte Nigerianer war nämlich im letzten Jahr in der Europa League im Viertelfinale mit den Belgiern von Union Saint-Gilloise Gegner der Leverkusener. Auch am 13. April 2023 traf er beim 1:1 in der BayArena für die Gelb-Blauen.
Der 23-Jährige sorgte mit 6 Treffern in 10 Europa-League-Spielen für Furore. Leverkusen erkannte das Potenzial und der Stürmer wechselte im Sommer 2023 für 20,5 Mio. Euro unters Bayer-Kreuz.
Ablösefrei kam Alex Grimaldo von Benfica Lissabon, den nach Hoeneß‘ Meinung „zuvor kein Mensch kannte“.
Ähm, Einspruch, Euer Hoeneß! Zumindest in Lissabon hat man den Namen schon mal gehört. Und bei der Champions-League-Präsenz der Portugiesen ist es kein Hexenwerk, Benfica-Spiele live im TV anzuschauen.
Benfica Lissabon ist für seine Transfer-Hotspots bekannt. Der FC Liverpool holte beispielsweise den Uruguayer Darwin Nunez vom portugiesischen Rekordmeister. Guter Tipp. Der für Benfica aktive argentinische Weltmeister Enzo Fernandez wurde im Januar 2023 beim FC Chelsea zum teuersten Premier-League-Import (121 Mio. Euro). Der damals erst 19 Jahre alte Joao Felix, größtes Versprechen des portugiesischen Fußballs seit einem gewissen Cristiano Ronaldo (Sporting), wurde mit 127,2 Mio. Euro Ablöse 2019 zum Rekord-Abgang der „Adler“, als er sich Atlético Madrid anschloss. Klingelt es?
Bayern München verpflichtete zuletzt 2016 einen Spieler von Benfica Lissabon. Es war der erst 18 Jahre alte Europameister Renato Sanches, der aber in München nicht glücklich wurde und bereits nach einer Saison auf Leihbasis zu Swansea City ging.
Und Grimaldo? Der war Wettbewerb übergreifend für Benfica 2022/2023 in 54 von 55 möglichen Spielen im Einsatz.
Der Spanier lieferte dabei 8 Treffer und 16 Vorarbeiten. Hätte man mal vorab drauf schauen können, doch im Medien-München gab es offenbar wichtigeres.
Der 26-Jährige debütierte in Leverkusen auch für Spaniens Nationalmannschaft und ist einer von vielen Nationalspielern, die Bayer-Coach Xabi Alonso formte.
In dieser Bundesliga-Saison ist Grimaldo an 17 Toren direkt beteiligt gewesen. Er traf zum vorentscheidenden 2:0 gegen die Bayern, kommt auf 8 Treffer und 9 Tor-Vorlagen.
Seit Beginn der Datenerfassung zur Bundesliga 2004/2005 gab es nur einen Leverkusen-Profi, der nach 21 Spielen mehr Tor-Beteiligungen vorweisen konnte und das war Patrick Helmes in der Saison 2008/2009 (19).
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