Im heutigen Zeitalter stehen Trainer noch mehr im Fokus und müssen den Ansprüchen von Vereinen gerecht werden. Trainerwechsel sind schon fast Alltag in der Bundesliga. Werden die Ansprüche nicht erfüllt, wird der Mann an der Seitenlinie entlassen und einer neuer Trainer übernimmt das Kommando. Doch mittlerweile entscheidet nicht mehr nur der Verein über die Zukunft eines Fußballehrer. Trotz bestehender Verträge haben viele Bundesliga-Trainer in naher Vergangenheit ihre Zukunft immer mehr selbst in die Hand genommen. Das hat Folgen für Vereine und Verantwortliche.
Julian Nagelsmann, Marco Rose und auch Adi Hütter sind aktuelle Beispiele von Trainer, die noch gültige Verträge bei ihren jeweiligen Vereinen hatten, als bekannt wurde, dass sie im nächsten Jahr für einen neuen Verein arbeiten würden. Mitverantwortlich dafür: die Ausstiegsklausel. Gegen Ende der Saison hagelte es deshalb Kritik an Rose, da sein Team seit der Verkündung nicht mehr die Ergebnisse erzielte, die vorher mit bester Spiellaune erzielt werden konnten.
„Die Trainer nehmen ihre Karriereplanung zusehends selbst in die Hand und warten nicht mehr darauf, dass sie irgendwann herausgeworfen werden. Aus Sicht eines erwachsenen Menschen halte ich das auch für absolut richtig und vernünftig“, erklärter Marc Kosicke, langjähriger Trainerberater, im Interview mit dem „kicker“.
Für Kosicke sind die Ausstiegsklauseln somit legitim. Dennoch zeigen die Beispiele von Nagelsmann und vor allem dem ehemaligen Gladbach-Trainer, dass die Frist der Klausel entscheidend ist. Es ist legitim, diese vor Saisonende zu vollziehen. Die Fans als auch das Umfeld mag vielleicht empfindlich reagieren, aber dennoch hat es seine klaren Vorteile. Besonders für den Verein, der dem Trainer nachtrauern muss: „Ein Verein braucht natürlich Planungssicherheit. Das spielt für die folgende Saison eine wichtige Rolle“, so der Berater weiter.
Der Trainer ist heutzutage nicht mehr nur der Mann für die Ansprachen. Er ist zugleich Psychologe, Organisator, PR-Mann und Analytiker zugleich. Die Verantwortung und der damit verbundene Druck ist derweil nicht gesunken. Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, hat dabei klare Vorstellungen, die ein Trainer erfüllen sollte. „Er macht im bestenfalls jeden Spieler ein bisschen besser und verbessert somit die ganze Mannschaft“, sagte der 47-Jährige im Frühjahr dem „kicker“.
Trainersein bedeute somit auch, einen Verein als Führungspersönlichkeit zu repräsentieren. Wenn die Chemie zwischen Verein und dem Fußballehrer stimmt, lohnt sich auch das Investment in neue Trainer. „Es ist absolut okay für einen Trainer auch Geld zu zahlen. Ich gehe sogar weiter und sage: Ehe verzichte ich auf einen Spieler und leiste mir einen Wunschtrainer“, so Eberl seinerzeit.
In den vergangene zehn Jahren ist die Anzahl der Trainerwechsel bei 15 vor zehn Jahren und 17 in der vergangenen Saison fast gleich geblieben. Dennoch: Das Trainergeschäft ist anspruchsvoller geworden und mittlerweile kommen nur noch drei Bundesliga-Trainer ohne einen professionellen Berater aus. Die Eigeninitiative wird zudem größer.
Inwieweit das Trainerkarussell der abgelaufenen Saison auch seine sportliche Kontinuität erzielt, wird sich zeigen. Ein Blick ins Ausland macht eines deutlich: England hat eine größere Toleranzschwelle, was Trainerwechsel angeht. Vor allem, da sie den kompletten sportlichen Bereich verantworten. Ein mögliches Zukunftsmodell für die Bundesliga?
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