Mit dem FC Augsburg wechselte in dieser Saison auch der fünfte und letzte Verein der unteren Tabellenplätze seinen Trainer. Zwischen Oktober und April kam es zu einer selten zuvor gesehenen Rotation auf den Trainerbänken der Abstiegskandidaten. Abgesehen von den krisengebeutelten Mannschaften der Bundesliga hat lediglich Bayer 04 Leverkusen seinen Übungsleiter ausgetauscht. Doch wie effektiv war der Trainerwechsel im Falle des FC Ausgburg wirklich?
Manuel Baum übernahm Ende 2016 des Amt von Dirk Schuster. Er war als Verantwortlicher der Nachwuchsabteilung eine interne Lösung des Vereins. Zunächst als Interimstrainer, gaben die Augsburger Baum quasi als nachträgliches Weihnachtsgeschenk einen Vertrag als Cheftrainer bis 2020. Die Bilanz der Saisons 2016/17 und 2017/18 waren die Plätze 13 und 12. Der Verein, zu diesem Zeitpunkt gerade mal fünf Jahre in der Bundesliga, fand seinen festen Platz im deutschen Oberhaus.
Doch mit der Saison 18/19 kam es zum Einbruch. Der freche, körperbetonte Spielstil, welcher die Konkurrenz oft an den Rand der Verzweiflung brachte, war auf dem Platz nicht mehr zu erkennen. Trotz breitem und vernünftigem Kader, gelang es Manuel Baum nicht die Mannschaft zur gewohnten Bissigkeit zu motivieren. Zu oft waren herausragende Einzelleistungen notwendig um die vereinzelten Siege zu erlangen. Sechs mal gab es unter dem geborenen Dingolfinger einen Dreier, hinzu kommen sieben Remis und 15 Niederlagen. Eine schlechte Bilanz, die der Kader nominell schlicht nicht vermuten lies.
Baum versuchte zu rotieren, bewies jedoch zu wenig Kreativität. Die personelle Unruhe um Flügelspieler Caiuby – letzte Saison noch absoluter Leistungsträger – untergrub die Autorität des Trainers. Gekrönt wurden die krisengeborenen Nebenschauplätze der Saison der Fuggerstädter noch durch die offene Trainerkritik durch Stammspieler Martin Hinteregger. Es folgte die Leihe in Richtung Frankfurt. Auch Kapitän Daniel Baier verweigerte zuletzt immer wieder Statements zu seinem Trainer.
Die Folge des internen Chaos: Martin Schmidt übernahm im April die Geschicke als Cheftrainer. Der Schweizer hatte die zweite Mannschaft des 1. FSV Mainz 05 von der Regionalliga West in vier Jahren in die 3. Liga geführt. Es folgte sein Cheftrainerdebüt bei der ersten Mannschaft der Mainzer in der Bundesliga. Schmidt bewies sich als solider Trainer. Kurios ist bis heute seine lange Remis-Serie mit dem VfL Wolfsburg in der Saison 2017/18.
Für viele ist die Reaktion des Vereins auf die schwache Saison zu spät gekommen. Die noch glimpfliche Positionierung auf Platz 15 ist lediglich den noch schlechteren Leistungen der Konkurrenz geschuldet. Neue Ideen brauchte der Verein. Jens Lehmann, als Co-Trainer zur Rückrunde eingestellt, brachte diese definitiv nicht zur Genüge.
Und tatsächlich holten die Augsburger mit neuen Impulsen beim Schmidt-Debüt am letzten Wochenende einen unerwarteten Dreier. Die Offensivmacht von Eintracht Frankfurt unterlag der Augsburger Mannschaftsleistung. Marco Richter brillierte, Augsburg gewann mit 3:1 und Schmidt jubelte. Um den Schweizer schon als Retter zu betiteln, mag es etwas zu früh sein. Doch der Sieg beweist, dass Augsburg lebt und bereit ist, die Krise hinter sich zu lassen. Die offene Unzufriedenheit der Mannschaft mit Trainer Baum, so beweist der Sieg in Frankfurt, schien auch die Leistung und den Willen der Spieler zu beeinflussen.
Der Trainerwechsel hätte bereits früher kommen können. Der Verein wollte sich dem Unmut der Spieler nicht beugen und vertraute auf den verdienten Manuel Baum. Der Sieg in Frankfurt beweist, dass nicht das Können der Mannschaft fehlte, sondern der Wille. Der Sympath Martin Schmidt könnte die richtige Personalie sein, um Augsburg endgültig aus dem Abstiegsgeschehen zu führen. Ein Trainerwechsel, der einer Notbremse gleicht und doch die richtigen Impulse setzt. Augsburg wird mit Martin Schmidt, von den untersten fünf Mannschaften, wohl am wenigsten mit dem Abstieg zu tun haben.
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