Die meisten Bundesligaklubs verweilen derzeit in häuslicher Quarantäne; die Spieler absolvieren Trainingspläne Zuhause. Nicht aber der FC Augsburg, denn die Mannschaft trainiert wieder gemeinsam auf dem Rasen. Trainer Heiko Herrlich, der erst seit einigen Wochen Cheftrainer der Augsburger ist, spricht im „kicker“-Interview über die Risiken, den Ablauf des Trainings und die Zukunft der laufenden Bundesligasaison.
Anfang März fiel beim FC Augsburg die endgültige Entscheidung: Trainer Martin Schmidt musste den Verein verlassen; Augsburg stand zu diesem Zeitpunkt auf Platz 14 der Tabelle. Am 10. März gab der Verein dann den Nachfolger Schmidts bekannt: Heiko Herrlich nahm den Posten als Cheftrainer ein. Schmidts letztes Spiel (0:2-Niedelage gegen den FC Bayern, Anm. d. Red.) sollte auch vorerst das letzte Spiel für Augsburg in der Bundesliga sein. Am darauffolgenden Wochenende wurde die Liga wegen der Corona-Krise pausiert.
Heiko Herrlich übernahm die Mannschaft also zu einem sehr besonderen Zeitpunkt, und äußert sich im Interview nun zu den aktuellen Umständen: „Es ist eine eigenartige Situation, denn eigentlich möchtest du als Trainer, der neu zu einer Mannschaft kommt, viele Dinge aufschieben, Feuer und Leidenschaft im Training und natürlich in den Spielen im Stadion entfachen. Aber das alles geht jetzt nicht, weil der Gesundheitsschutz selbstverständlich an allererster Stelle steht. Dennoch wollen wir das Beste aus der Situation machen.“
Nun steht natürlich die Frage im Raum, warum der FC Augsburg nicht wie die meisten anderen individuell Zuhause trainiert, sondern sich trotz Vorsichtsmaßnahmen und Regeln zum Mannschafstraining verabredet. Herrlich schildert: „Jeder Fußballer möchte den Ball am Fuß und den Rasen spüren. Läufe, Kraft- und Stabilisationstraining gehören natürlich auch dazu. Am Ende ist es wichtig, das richtige Gefühl auf dem Platz zu haben, Laufwege und Automatismen einzuspielen. (…) Natürlich beschäftigen wir uns mit den Risiken und befinden uns in ständigem Austausch mit den Ärzten, Fachleuten, der Stadt und ihren Behörden, um uns an die Vorgaben zu halten und unter Einhaltung der gesundheitlichen Schutzmaßnahmen unserer Arbeit nachzugehen.“
Wie das Training derzeit abläuft, erklärt Herrlich anschließend auch: „Wir haben in dieser Woche bisher einmal täglich in Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten trainiert und penibel darauf geachtet, dass Abstände eingehalten werden und es zu keinen Situationen kommt, in denen die Distanz zwischen den Spielern zu gering wird. Wir machen Übungsformen, keine Spielformen, Zweikämpfe sind tabu. Aber auch Passformen und Läufen mit Ball kann man intensiv und im Detail trainieren. Darüber hinaus nutzen wir verschiedene Räumlichkeiten im Stadion als Kabinen, reinigen und desinfizieren diese nach jeder Gruppe.“
Die Bundesliga ist pausiert, aktuell bis Mitte April. Wann und ob es weitergeht, kann unter den aktuellen Umständen noch niemand sagen. Heiko Herrlich appelliert an eine Fortsetzung beziehungsweise eine Beendigung der Saison: „Für den gesamten deutschen Profifußball ist es von enormer Bedeutung, dass die Liga, wann auch immer, zu Ende gespielt wird. Daher hoffen wir, dass wir die Liga unter Einhaltung der gesundheitlichen Richtlinien fortsetzen können. (…) Es macht Sinn, die Liga zu beenden, auch ohne Zuschauer. Das wünscht sich niemand, aber es scheint nach Einschätzung der Experten die einzige Alternative zu sein, wenn wir die Saison fortsetzen wollen.“
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