Wie im Vorjahr hat der FC Augsburg die Liga auf Rang 15 abgeschlossen, womit die Fuggerstädter dem Abstieg erneut nur knapp entronnen sind. Die fetten Jahre unter Markus Weinzierl mit Platz fünf und Reisen durch Europa sind vorbei, dennoch soll Heiko Herrlich in Augsburgs zehnter Erstliga-Spielzeit in Folge mehr als nur den Klassenerhalt erreichen.
Über dem Strich zu landen genießt in Augsburg Priorität, und so hält man sich mit forschen Äußerungen dann auch zurück – in der Sorge, ein öffentliches Vorpreschen könnte einem später auf die Füße fallen. Hinter verschlossenen Türen dürfte sich der zunehmend in die Kritik geratene Stefan Reuter jedoch ambitionierter positionieren.
Nach fast einem Jahrzehnt im Oberhaus gilt der FCA als etablierter Bundesligist, doch wer fünfmal in Serie unter den letzten Sieben landet und zuletzt mit 13 Punkten seine schwächste Rückrunde seit dem Aufstieg 2011 hingelegt hat, muss sich steigern.
Sieht auch der FCA-Manager so: „Es ist wichtig, dass wir wieder eine andere Mentalität und Gier reinbringen.“ Ein Selbstläufer wird das für den in der Etat-Tabelle im unteren Drittel rangierenden FCA allerdings nicht – weshalb Reuter mit Daniel Caligiuri, Rafal Giekiwicz und Tobias Strobl gleich drei Routiniers ablösefrei an den Lech holte.
Der Trainerverschleiß im beschaulichen Augsburg hat in den letzten vier Jahren merklich zugenommen. Herrlich, einst gemeinsam mit Reuter für den BVB am Ball, beerbte in der Corona-Pause Martin Schmidt und holte anschließend nur zwei Siege aus neun Spielen. Am Ende stand dennoch der Klassenerhalt und bei Reuter die Erkenntnis, dass „nicht alles optimal“ war.
Von sieben Testspielen gewann man vier, die Generalprobe gegen Ajax Amsterdam ging 0:1 verloren. „Wir konnten gegen einen Top-Gegner sehr gut dagegenhalten“, ordnete Herrlich den Abschluss der Vorbereitung ein. Im Pokal fertigte man Oberligist Eintracht Celle mit 7:0 ab.
Top-Zugang: Felix Uduokhai
Im Vorsommer für 1,5 Mio. von Wolfsburg ausgeliehen, zahlt der FCA für den Abwehrmann nun die vereinbarte Kaufoption von sieben Mio. in Raten ab. Das macht den 22-Jährigen zu einem der kostspieligsten Zugänge der Klubhistorie. Weitere zwei Mio. flossen für den talentierten Rechtsverteidiger Robert Gumny.
Feste Zugänge
Leih-Rückkehrer
Schwerster Abgang: Philipp Max
In der Vergangenheit gab es oft Abschiedsgerüchte, zeitweise wurde der 26-Jährige unter anderem auch in Dortmund gehandelt. Als Linksverteidiger traf er zuletzt acht mal und bereitete sechs Tore vor, gar auf 13 Assists kam Max in der Saison 2016/17. Nun ließ Augsburg den Standardexperten nach Eindhoven ziehen, mit einer Ablöse von bis zu zehn Mio. inklusive möglicher Boni geht Max als zweitteuerster Abgang der Vereinsgeschichte und hinterlässt darüber hinaus große Fußstapfen.
Hinten links kommt es jetzt stattdessen auf Rückkehrer Mads Pedersen und den wiedergenesenen Italo-Brasilianer Iago an. Nach elf Jahren im FCA-Trikot stellt auch die Vertragsauflösung des langjährigen Kapitäns Daniel Baier einen harten Einschnitt dar. Sein Nachfolger im Amt des Spielführers ist Jeffrey Gouweleeuw.
Feste Abgänge
Verliehen
Der aufgeblähte Kader wurde ausgemistet, vorne ist man nicht zuletzt dank der Torjäger Alfred Finnbogason und Florian Niederlechner (letzte Saison 13 Tore und acht Assists) gut besetzt. Das Torwartproblem könnte mit der Verpflichtung von Giekiwicz gelöst sein.
Beim Aufbau einer neuen Hierarchie eine Schlüsselrolle einnehmen sollen die drei Ü30-Neuzugänge Caligiuri („Ich komme über die Mentalität, über die Power und bin ein Spieler, der niemals aufgibt“), ein lange verletzter Strobl, der „seine Tugenden einbringen und der Mannschaft helfen“ und eben Gikiewicz – der sagt: „Wir sind eine gute Mannschaft und spielen die zehnte Saison in Folge Bundesliga. Da müssen wir einfach große Ziele haben.“
Rang 15 ist damit wohl nicht gemeint und ein Platz im gesicherten Mittelfeld ist für den FCA fraglos möglich. Doch nur wenn alles passt, kann man womöglich für eine Überraschung sorgen.
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