Nach ablösefreien Abgängen von Vereinslegenden, wie Javier Martinez oder David Alaba, sieht sich der FC Bayern München zum wiederholten Male mit der Problematik auslaufender Verträge wichtiger Spieler konfrontiert. Derzeit geistern Namen wie Neuer, Müller und Lewandowski besonders oft durch die Medien. Aber auch die Verträge anderer Akteure enden im Sommer 2023.
Sollten die Verträge bis zum Ende der Spielzeit 2022/23 nicht verlängert werden, steht es den Spielern frei, den Rekordmeister ablösefrei zu verlassen – einer von ihnen ist Serge Gnabry. Dieser erweckte bereits das Interesse mehrerer Klubs, wie Tottenham Hotspur. Jedoch stellt sich die Frage: Wie sinnvoll ist ein Transfer Gnabrys für den FC Bayern München und für den Flügelstürmer selbst?
Serge Gnabry ist einer der wertvollsten Spieler des FC Bayern München. Sein Marktwert wird von „transfermarkt“ auf 70 Millionen Euro geschätzt. Sollte der deutsche Flügelstürmer seinen 2023 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, ist der kommende Transfersommer die letzte große Chance eine Ablösesumme für den Spieler zu erhalten. Nach vielen ablösefreien Abgängen möchten die Verantwortlichen des Rekordmeisters dieses Szenario unbedingt verhindern. Dementsprechend erscheint ein Wechsel denkbar, sollte ein Verein die Absicht signalisieren, eine akzeptable Ablösesumme zahlen zu wollen. Zudem scheinen die Verantwortlichen „90min“-Informationen zufolge nicht komplett vom Nationalspieler überzeugt zu sein – obwohl seine Statistiken für ihn sprechen.
Diese Saison kam der 26-Jährige bei 42 Einsätzen auf 10 Vorlagen und schoss dabei 16 Tore. Sein häufig in Kritik stehender Konkurrent Leroy Sané hat in 43 Einsätzen 15 Tore direkt vorbereitet und 14 Treffer selbst erzielt. Somit braucht der Linksfuß durchschnittlich 100 Minuten, um ein Tor vorzubereiten oder zu schießen. Gnabry benötigt mit 96 Minuten pro Scorerpunkt geringfügig weniger Zeit. Zum Vergleich: Vereinslegende Franck Ribéry brauchte im Bayern-Trikot 99 Minuten pro Torbeteiligung. Nur Arjen Robben war mit knapp 87 Minuten besser.
Der statistische Unterschied zwischen den beiden deutschen Flügelspielern ist gering. Spielerisch scheint der französische Nationalspieler Kingsley Coman die Verantwortlichen am meisten überzeugt zu haben. Zudem steht mit Jamal Musiala ein technisch hochveranlagter Mittelfeldspieler zur Verfügung, der aufgrund seiner Variabilität auch auf den Außen eingesetzt werden kann. Mit guten Leistungen konnte er sich für höhere Aufgaben empfehlen. Zudem kann Vereinsikone Thomas Müller auf der rechten Außenseite agieren und somit das Zentrum für den 19-jährigen Dribbelkünstler frei machen.
Ein Wechsel ins Ausland ist für viele Spieler eine interessante Option. Gnabry wird aber kaum zu einem Verein wechseln wollen, der unter dem sportlichen Leistungsniveau des FCB operiert. Dementsprechend kommen wenige Vereine als neue Arbeitgeber infrage. In München spielt der Nationalspieler 70 % aller möglichen Spielminuten bei einem der besten Vereine der Welt. Einen Stammplatz müsste er sich bei seinem neuen Verein erst erarbeiten. Andere große Spieler, wie Gareth Bale und Eden Hazard, haben vor ihren Wechseln zu Real Madrid herausragende Leistungen erbracht. Dennoch kamen sie in Madrid nicht in Fahrt.
In acht Spielzeiten bei den Königlichen kam Bale auf 176 Einsätze in der ersten spanischen Liga. Gnabry absolvierte bei Bayern in vier Spielzeiten 119 Einsätze. Dementsprechend birgt ein Wechsel zu hochklassigen Vereinen immer ein hohes Risiko, was für den Rechtsfuß zu berücksichtigen gilt. Zudem hat er in München die Gelegenheit, mit langjährigen Weggefährten zusammenzuspielen.
Serge Gnabry ist ein wichtiger Baustein eines hochambitionierten Vereins. Möchte der deutsche Rekordmeister in der Champions League langfristig eine entscheidende Rolle spielen, werden sie Spieler brauchen, die Tore und Vorlagen garantieren. Mit Sané, Coman und Musiala stehen zwar noch drei hochbegabte Spieler für die Flügelpositionen zur Verfügung. Drei Spieler für zwei Positionen sind aber in Hinblick auf mögliche Verletzungen zu wenig und würden Rotationen kaum ermöglichen.
Dementsprechend müssen die Verantwortlichen sicherstellen, dass dem Trainer ein weiterer Flügelspieler zur Verfügung stehen wird. Ob es Serge Gnabry ist oder nicht. Die Mannschaft und der Trainerstab würden ihn sicher gerne behalten wollen. In sportlicher Hinsicht würde ein Verbleib auch für den 26-jährigen Sinn ergeben. Ob sich die Vereinsführung und der Nationalspieler bezüglich des neuen Gehalts einigen können, wird interessant zu beobachten sein.
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