Der FC Bayern München wird mit einigen neuen Gesichtern in die 56. Bundesliga-Saison gehen. Mit Niko Kovac hat man einen jungen und ambitionierten Trainer verpflichten können. Nach international erfolgreichen Trainern wie Luis Van Gaal, Jupp Heynckes, Pep Guardiola und Carlo Ancelotti, erhält der Bayern einen Trainer, der international bisher noch keine allzu großen Spuren hinterlassen hat. Dafür bringt Kovac eine klare Spielphilosophie und viel Ehrgeiz mit an die Säbenerstraße. Personell setzen die Münchener auf junge Nationalspieler sowie ambitionierte Talente.
Konträr zu den europäischen Konkurrenten aus England oder Spanien hält man sich was horrende Millionen Transfers betrifft zurück. So hat man Leon Goretzka (23) verpflichtet, der ablösefrei vom FC Schalke 04 kam. Zusätzlich stoßen die Leihgaben Renato Sanchez (20) und Serge Gnabry (23) zurück in den Profi-Kader. Nach einer schwierigen Zeit bei Swansea City scheint sich Sanchez in München nun wohler als in seiner ersten Spielzeit zu fühlen. Während der USA-Reise zählte der 20-Jährige zu den auffälligsten Spielern im Team.
Ein echter Transfer-Coup ist Bayern mit der Verpflichtung des 17-jährigen Alphonso Davies gelungen. Davies gilt als größtes Talent der Major League Soccer in den Vereinigten Staaten. Das Nachwuchs-Talent soll zunächst in der zweiten Mannschaft, also im Regionalliga-Team des Rekordmeisters zum Einsatz kommen, jedoch mit den Profis trainieren. Der Spieler wird aber erst mit seiner Volljährigkeit zur Winterpause nach München wechseln. Der technisch versierte Linksfuß ist den Bayern zehn Millionen Euro wert.
Dass der FC Bayern verstärkt auf den Nachwuchs setzt, lässt sich auch an den vier Profiverträgen für Spieler aus den eigenen Reihen erkennen. In den vergangenen Monaten haben Ron-Thorben Hoffmann, Lars Lukas Mai, Meritan Shabani, Franck Evina und Maxime Awoudja den Sprung in den Profi-Kader geschafft.
Aufgrund des Überangebots an Mittelfeld-Spielern hat der FC Bayern jedoch auch einige Spieler abgegeben. So wechselte Arturo Vidal für 18 Millionen Euro zum FC Barcelona. Juventus Turin wird zudem die Kaufoption für den ausgeliehenen Douglas Costa ziehen. Der Brasilianer wechselt für 40 Millionen Euro nach Turin. Zudem verlassen die Spieler Felix Götze (FC Augsburg), Fabian Benko (LASK Linz) und Niklas Dorsch (1. FC Heidenheim) den Verein. Tom Starke wird seine Karriere im Alter von 37 Jahren beenden.
Für die Trainerbank konnte man Niko Kovac verpflichten. Der 46-Jährige hat einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021 unterschrieben und bringt als Co-Trainer seinen Bruder, Robert Kovac, mit an die Säbenerstraße. Dazu wird im Peter Herrmann als weiterer Co-Trainer zur Seite stehen. Der vorhandene Stallgeruch, ein guter Draht zu den Spielern und insbesondere die Erfahrungswerte im Rahmen der englischen Wochen, haben Kovac bewogen auf die Dienste des ehemaligen Heynckes-Assistenten zu setzen.
Von dem qualitativ starken Kader, werden die Münchener auch in dieser Saison profitieren. Die Star-Dichte im Kader bringt aber auch die eine oder andere Gefahr mit sich. Die Kunst wird darin liegen, Spieler wie Arjen Robben oder Franck Ribery bei Laune zu halten – gerade dann, wenn sie nicht zum Einsatz kommen. Kovac wird beweisen müssen, dass er auch einen europäischen Top-Club trainieren kann. Bei seiner Vorstellung erklärte der neue Trainer, dass er versuchen möchte, jeden Einzelnen besser zu machen. Vor zehn Jahren versuchte Jürgen Klinsmann mit ähnlichen Worten seine Ziele bei Bayern München zu beschreiben, der Erfolg blieb jedoch aus. Kovac muss versuchen die Balance zwischen den typischen Stärken der Münchener und neuen Impulsen zu wahren.
Sollte sich der 46-Jährige weiterhin positiv in seinem neuen Job zurechtfinden, könnte er die taktische Variabilität optimieren und die Bayern noch unberechenbarer machen. So erklärt der Kroate auch, dass man zusätzliche Spielsysteme integrieren wolle – „um auf den Gegner reagieren zu können.“ Durch neue und schnelle Spieler wie Gnabry und Davies könnte das Umschaltspiel und das Spiel in die Spitze belebt werden. Insbesondere im Verbund mit dem pfeilschnellen Kingsley Coman haben die Bayern neue Optionen um den Gegner explosionsartig zu überrennen. Sicherlich wird man auch das Spielsystem an die aktuelle Entwicklung des internationalen Fußballs anpassen. Das Ballbesitz-Spiel wird sicherlich nach wie vor elementar sein. Eine defensivere Ausrichtung, das Konterspiel sowie eine bessere Verwertung von Standards werden aber zusätzlich ganz oben auf der Agenda stehen.
Nachdem es in den letzten zwei Jahren verpasst wurde den DFB-Pokal zu gewinnen, wird auch der Pokal-Sieg ein Ziel der Münchener bleiben. Es ist kein Geheimnis, dass sich der Verein in den letzten Jahren den einen oder anderen Titel mehr gewünscht hat. In den letzten zwei Jahren holte man unter Ancelotti und Heynckes „nur“ die deutsche Meisterschaft. Die Führungsetage forciert dazu besonders die Champions League. Karl-Heinz Rummenigge sagte im Rahmen der USA-Reise, dass ein Champions-League-Sieg „in naher Zukunft“ ganz oben auf dem Wunschzettel des deutschen Rekordmeister stehe. In den vergangenen fünf Jahren scheiterte der Bayern vier Mal im Halbfinale. Auch in diesem Jahr steht ein ambitionierte Ziel ganz oben auf der Liste der Münchener – das Triple.
Darüber hinaus wird die Kunst auch in diesem Jahr darin liegen, die Spannung bis zum Ende hochzuhalten. Es wird wichtig sein, dass Kovac das Team als homogene Einheit fit und nicht überspielt in das nächste Frühjahr bringt. Die deutschen Nationalspieler müssen zudem nach dem schlechten Abschneiden bei der Weltmeisterschaft in Russland wieder in die Spur finden. Sollte dies gelingen, ist auch in dieser Saison in allen Wettbewerben der maximale Erfolg möglich.
Neuer – Kimmich, Boateng, Hummels, Alaba – Javi Martinez – Müller, Thiago – Robben, Ribery – Lewandowski
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