FC Bayern München

Niko Kovač und der FC Bayern: Sieglos, planlos, perspektivlos?

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Die Krise des FC Bayern München hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Beim 3:3-Unentschieden gegen den Tabellenvorletzten Fortuna Düsseldorf in der heimischen Allianz Arena offenbarte sich die taktische Planlosigkeit der Münchener deutlicher denn je. Niko Kovač scheint massiv angezählt und hat nur noch eine Gnadenfrist bis zum Champions League-Heimspiel gegen Benfica Lissabon bekommen. Dabei ist der Kroate kaum gewillt, Risiken einzugehen und das spielerische System zu ändern.

Düsseldorf deckt defensive Schwächen der Bayern auf

4-3-3, viel Ballbesitz und auf die individuelle Klasse der eigenen Flügelspieler hoffen. Niko Kovač‘ Spielidee für den FC Bayern ist denkbar einfach und dementsprechend auch leicht für den Gegner auszurechnen. Friedhelm Funkel deutete bereits vor dem Spiel an: „Wir werden natürlich auf Konter setzen. Wenn du gnadenlos effektiv bist und sehr, sehr gut verteidigst, hat man auch in München die Möglichkeit, zu punkten.“ Dass die Düsseldorfer nicht einmal auf die kompakte Defensive angewiesen waren, hatten sie der defensiven Leichtsinnigkeit des FC Bayern zu verdanken.

Obwohl die Münchner bereits in der 20. Spielminute mit 2:0 führten, ließen sie sich dreimal mit langen Bällen der Gäste mustergültig auskontern. In den letzten Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass sich der Rekordmeister ein Spiel im eigenen Stadion noch so aus der Hand hätte reißen lassen. Einmal mehr rückte Niko Kovač nach dem Spiel in den Fokus der Kritik. Trotz komfortabler Führung rückte die gesamte Viererkette der Bayern bei eigenem Ballbesitz immer wieder unverständlich weit nach vorne auf und bot der Fortuna so enorme Räume in der Umschaltbewegung. Symptomatisch, dass Boateng und Süle bei den Gegentoren zum 3:2 und 3:3 ihre Laufduelle gegen den Dreifachtorschützen Dodi Lukebakio dann auch noch klar und deutlich verloren. Warum griff Kovač nicht früher ein und stellte die Mannschaft nach zweimaliger Zwei-Tore-Führung defensiver ein?

Kovač‘ taktische Alternativlosigkeit

Eins haben die letzten Wochen des FC Bayern deutlich gezeigt. Niko Kovač hält stur an seinem taktischen System fest und ist nicht gewillt, Anpassungen an seinem 4-3-3 vorzunehmen. Während des Spiels wirkt er in Phasen, in denen es bei seinem Team nicht läuft, zeitweise sogar ohnmächtig. Trainer wie Lucien Favre, Julian Nagelsmann oder auch Florian Kohfeldt sind dafür bekannt, ihren Mannschaften in solchen Phasen noch einmal den benötigten Impuls mitgeben zu können. Bislang lässt Kovač das beim FC Bayern schmerzlichst vermissen. Hinzu kommt, dass er jungen Spielern kaum eine Chance gibt. Viele fragen sich, ob talentierte Perspektivspieler momentan nicht befreiter aufspielen könnten als die Stars der letzten Jahre. Viel zu verlieren hat Kovač so oder so nicht mehr.

Natürlich hat der Trainer bei weitem nicht die alleinige Schuld an der fehlenden Leistung seiner Mannschaft. Kovač hat die Mannschaft im Sommer fast eins zu eins von Jupp Heynckes übernommen. Keiner der Spieler wird über die Sommerpause das Fußballspielen verlernt haben. Robert Lewandowski vergab gegen Düsseldorf frei stehend drei Riesenchancen. Mats Hummels sah sich während des 3:3-Ausgleichstreffer auch eher als offensiven Mittelfeldspieler berufen, anstatt seiner Mannschaft die nötige defensive Absicherung zu verschaffen. Als letztes Glied bekommt zudem auch Manuel Neuer in den letzten Wochen kaum einen Ball zu fassen. Viele Schüsse, die auf sein Tor kommen, sind zugegebenermaßen nicht haltbar. Doch beim 3:2 gegen Düsseldorf in die Torwartecke sah er zumindest unglücklich aus und eine tolle Parade würde der Mannschaft auch sicherlich wieder einen Ruck geben.

Schafft Kovač die Wende oder kommt Wenger?

Spielt die Mannschaft gegen den Trainer? Hat Kovač sich die Krise selbst zuzuschreiben? All diese Fragen könnten bald nicht mehr relevant sein. Der Münchner Trainer ist zum Siegen verdammt und das schon am Dienstagabend gegen Benfica Lissabon im fünften Champions League-Gruppenspiel. Einigen reicht selbst das nicht mehr. Es ist keine spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft, wie sie unter Jupp Heynckes oder Pep Guardiola zu sehen war.

Der letzte Trainer, der diese Entwicklung ebenfalls vermissen ließ, war Carlo Ancelotti. Er musste den Verein in der vergangenen Saison sogar noch früher verlassen. Kovac scheint bei Vorstand und Präsidium noch etwas mehr Kredit zu besitzen. Der Geduldsfaden wird allerdings immer kürzer. „Wir müssen beim FC Bayern jetzt alles hinterfragen, warum wir so spielen, wie wir spielen. Wir können nicht sagen, es wird schon werden. Das ist nie Position des FC Bayern gewesen. Es gehe nun darum, die richtige Lösung zu finden“, äußerte sich Uli Hoeneß im Interview nach Spielschluss.

Ein Name, der schon länger beim FC Bayern im Raum steht, ist Arsène Wenger. Seit Sommer ist der Franzose vertragslos. Er wäre sicherlich ein Kandidat, der sich auch vorübergehend bis Saisonende auf die Münchener Trainerbank setzen würde. Bis dahin hätten die Münchner Zeit, sich wie bereits in der Vorsaison nach einem Trainer für die neue Saison umzusehen. Wenger spricht fließend Deutsch, hat seine Qualitäten auf internationaler Bühne bewiesen und würde vielleicht wieder etwas mehr Autorität in die Kabine bringen. Viele zweifeln zudem am Standing von Niko Kovač in der Mannschaft.

Überzeugende Siege gegen die Krise?

Fest steht: Sollte er es nicht schaffen, dem deutschen Rekordmeister schnellstmöglich neues Leben einzuhauchen, wird Niko Kovač früher als später nicht mehr auf der Trainerbank der Bayern sitzen. Hierbei helfen nicht nur Siege, sondern vor allem die Art und Weise, Fußball zu spielen. Das Spiel der Mannschaft muss wieder deutlich attraktiver werden. Kovač muss seine fußballerische Identität sofort weiterentwickeln, um noch eine Chance in München zu bekommen. Ein deutlicher Sieg gegen Lissabon würde die Gemüter vermutlich vorübergehend beruhigen. Danach folgt das Bundesligaduell gegen Bremen. Werder entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer Art Lieblingsgegner der Münchner. Die letzten 17 Partien gewann allesamt der deutsche Rekordmeister. Es kann wieder aufwärts gehen beim FC Bayern, doch dann muss sich radikal und vor allem schnell etwas im Denken von Trainer und Spielern ändern.

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