Nach seinem emotionalen Abschied von Bayern München hätte es Rafinha rein sportlich nicht besser ergehen können. Der Rechtsverteidiger gewann mit seinem neuen Klub Flamengo Rio de Janeiro sofort die Meisterschaft und die Copa Libertadores, das südamerikanische Pendant zur Champions League. Auch in Brasilien hat er seinen langjährigen Arbeitgeber weiterhin im Blick, die jüngsten Entwicklungen bei den Münchnern sind ihm schließlich nicht verborgen geblieben.
Im Finale der Copa Libertadores hatte Flamengo Ende November 2019 über River Plate triumphiert. Das Team um Rafinha, den ehemaligen Bremer und Wolfsburger Diego und Inter-Leihgabe Gabriel Barbosa konnte nun im Februar auch noch die Finalspiele um die Recopa Sudamericana gegen Independiente del Valle aus Ecuador für sich entscheiden. Der Gewinn des Gegenstücks zum europäischen Supercup bedeutete für Rafinha die 21. Trophäe seiner Laufbahn. „Ich werde überall gefeiert – egal, ob auf der Straße, im Restaurant oder am Strand. Es ist verrückt, aber ich genieße das“, sagt der 34-Jährige im Gespräch mit „SportBild“. Überhaupt sei Rio „eine super Stadt. Es macht mich traurig, dass oft nur die Kriminalität von hier gezeigt wird. Die Menschen hier haben vielleicht nicht so viel Geld, aber immer gute Laune. Ich liebe das Leben hier, Brasilien ist das Paradies.“
Nicht ganz so paradiesisch verliefen für Rafinha die letzten Monate seiner insgesamt acht Jahre beim deutschen Rekordmeister. „Es war eine schwierige Phase unter Niko Kovac. Ich hatte ihn vor der Saison 2018/19 um die Freigabe gebeten, da ich ein Angebot von Bayer Leverkusen hatte. Er meinte: ‚Nein, bitte bleib, ich brauche dich!‘ In der Rückrunde bekam ich kaum noch Einsätze“, klagt Rafinha. Er habe zwar „Respekt vor Kovac“, macht den Kroaten allerdings für viele Abgänge veranwortlich. „Wenn der Umgang anders gewesen wäre, dann wären wir möglicherweise alle noch da: Arjen Robben, Franck Ribery, James, Mats Hummels, Renato Sanches, Arturo Vidal oder ich. Das wäre nicht unwahrscheinlich gewesen. Aber unter Kovac ging es leider zuende.“
Für die Zeit nach der aktiven Spielerkarriere hat der frühere Schalker „einen ganz konkreten Plan: sechs Monate Deutschland, sechs Monate Brasilien. Denn ich bin auch Deutscher! Das ist meine zweite Heimat und ich vermisse meine Freunde dort.“ Noch vermisst wird in München auch ein Philippe Coutinho in Top-Form. „Ich hoffe, dass Bayern ihn nach der Saison fest verpflichtet. Bayern braucht einen Brasilianer in der Mannschaft!“ Der 27-Jährige sei schließlich „ein Weltklassespieler, der den Unterschied ausmachen kann. Dass er am Anfang in seiner neuen Heimat Schwierigkeiten hatte, ist ganz normal. Ich hoffe, dass er sein wahres Niveau noch zeigen kann.“
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