Richards und Booth in der Bayern-Akademie: „MLS hat kein Bundesliga-Level“
Immer noch schwer zu glauben für Chris Richards: Im Juni 2018 spielte er noch für FC Dallas, in einem Auswahlteam in San Diego, drei Wochen später sitzt er im Meeting Raum des FC Bayern München. Für den 19-Jährigen Amerikaner war dieser schnelle Schritt verrückt. „Man kann davon nur träumen, ein unglaubliches Gefühl“, sagt er. Richards ist einer von vielen amerikanischen Talenten, die in den letzten Jahren nach Europa gekommen sind. Der Innenverteidiger ist nun Teil der zweiten Mannschaft des FC Bayern und hat damit die Chance in die Profimannschaft des deutschen Rekordmeisters zu kommen. Mit der nordamerikanischen Sportseite „The Athletic“ sprachen er und sein Landsmann Taylor Booth über ihre Eindrücke.
Andere Bedingungen als in den USA
Richards ist zusammen mit dem 18-jährigen Taylor Booth (aus der Salt Lake Akademie) zum größten Verein Deutschlands gewechselt. Es ist nicht einfach für die beiden. „Es ist alles mit sehr viel Arbeit verbunden und man hat sich an viele Regeln zu halten“, sagen sie. Zudem ist das Zuhause weit entfernt. Dafür eröffnet sich ihnen der Weg, Profispieler zu werden.
Die Möglichkeiten, die die beiden jungen Kicker in München bekommen, hätten sie in den USA nicht erlangt, da sind sie sich sicher. “Ich denke der amerikanische Fußball wird missverstanden, technisch sind die Amerikaner auf einem Level, geht es aber um die Mentalität und Arbeit sind die Deutschen anders“. Das sei der Grund warum viele den Schritt nach Europa wagen. „Ich möchte die MLS nicht verurteilen, aber sie hat definitiv nicht das Level der Bundesliga“, meint Richards.
Mehr Wert auf junge Spieler
Münchens Akademie-Manager Jochen Sauer kam 2017 aus Salzburg zum FC Bayern gekommen und hatte das Ziel, die Qualität des Vereins zu maximieren. Bei einem Champions League-Teilnehmer wie Bayern ist es unglaublich schwer den Sprung in die Profimannschaft zu schaffen. „ Es ist aber möglich“, sagt Sauer.
Der FC Bayern München möchte in Zukunft mehr Wert auf junge Spieler aus den eigenen Reihen setzen. In Salzburg hat Sauer nämlich andere Erfahrungen gemacht: „Wenn du bei einem Klub bist, der außerhalb der Top 5-Ligen vertreten ist, erlebst du es viel öfter, dass junge Talente den Sprung schaffen. Deshalb möchte Bayern nun den Weg von der U19 in die zweite Herrenmannschaft erleichtern.“Wir wollen das aus den Spielern Profis werden, aber wir wissen auch das nicht jeder junge Spieler zu einem Bayern Profi wird“.
Scouting in den USA war zunächst schwierig
In den USA zu scouten, blieb länger eine große Frage. „Man bräuchte 100-200 Menschen, die sich jeden Tag Spiele und Turniere anschauen“. Stattdessen hat man sich für den Partner Klub FC Dallas entschieden, der den Weg für die jungen Spieler erleichtern soll. „Wenn wir nun Spieler zum FC Bayern holen, müssen wir sicher sein, dass sie das Potenzial haben, sich zu einem Bundesligaspieler zu entwickeln. Deshalb sind Chris Richards und Taylor Booth bei uns. Beide waren die besten in ihren amerikanischen Teams und müssen sich nun hier beweisen“, sagt Sauer.
Zukunft der Talente bleibt offen
Booth ist momentan verletzt und wird erstmal in der U19 starten, möchte nächste Saison aber unbedingt wieder in die zweite Herrenmannschaft. Für Richards ist es nach einer starken U20-Weltmeisterschaft kompliziert. „Durch das Innenverteidiger-Problem in der Profimannschaft könnte er bald eine Option für die erste Mannschaft sein“, meint Jochen Sauer. Allerdings könnte der Weg auch in die 2. Bundesliga gehen, um erstmal Spielpraxis zu sammeln.
Schafft einer der beiden jungen Talente den Sprung, so würde sich die Investition des FC Bayern in Nordamerika auszahlen. Beide müssen das Beste aus ihrem Potential machen und sich gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. “Wenn du einer der besten Spieler der Welt sein willst“, sagt Richards, „musst du diesen Schritt schaffen.“