Schalkes Champions-League-Gegner Galatasaray im Porträt
Erstmals seit der Saison 2015/2016 geht Galatasaray Istanbul dieses Jahr wieder in der Champions League an den Start. Sein Auftaktspiel gegen Lokomotive Moskau konnte der amtierende türkische Meister mit 3:0 souverän für sich entscheiden, beim FC Porto unterlag man zuletzt jedoch mit 0:1. Seine 2011 eröffnete Heimstätte, das Türk Telekom Stadyumu, ist mit einem Fassungsvermögen von 52.650 Zuschauern nicht nur die zweitgrößte, sondern auch die modernste Arena des Landes. Dort empfangen die Aslanlar (die Löwen; Anm.) – wie schon im Champions-League-Achtelfinale 2013 – nun den FC Schalke 04.
Das Nonplusultra im türkischen Fußball
Vor knapp fünf Jahre hatte Galatasaray das Rückspiel auf Schalke mit 3:2 gewonnen, nach dem 1:1 im Hinspiel reichte das zum Weiterkommen. Anschließend schied man jedoch gegen Real Madrid aus. Der Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse war dem türkischen Traditionsverein zuvor allerdings erst einmal gelungen. Bereits in der Saison 2000/01 hatte man in der Runde der letzten Acht in den Königlichen seinen Meister gefunden. Für Galatasaray ist es mittlerweile die 15. Champions-League-Teilnahme. Elfmal war schon nach der Gruppenphase Schluss, allerdings zog man bei zwei der letzten vier Teilnahmen ins Achtelfinale ein.
Insgesamt gab es 28 Duelle gegen deutsche Vereine, die Bilanz ist mit sieben Siegen, zwölf Remis und neun Niederlagen ausgeglichen. Mit dem ersten Meistertitel seit 2015 hat der 1905 gegründete Rekordmeister seinen Vorsprung auf die Stadtrivalen Fenerbahçe (19) und Beşiktaş (16) in diesen Sommer ausgebaut und steht nun bei 21 Meisterschaften. Darüber hinaus ist Galatasaray mit 17 Pokalsiegen auch türkischer Rekordpokalsieger, ebenfalls unerreicht ist auf nationaler Ebene der 14-malige Gewinn des Superpokals.
Der „Imperator“ schwingt den Taktstock
Doch auch außerhalb der Landesgrenzen haben die Aslanlar ihre Spuren hinterlassen. So sind ihre Triumpfe im UEFA-Cup und Super-Cup aus dem Jahr 2000 bis heute die einzigen internationalen Titel, die eine türkische Mannschaft für sich verbuchen kann. Galatasarays Fans sind europaweit für ihren lautstarken Support bekannt. Die berühmt-berüchtigte Fanorganisation „UltrAslan“ ist in über 60 Ländern aktiv und sorgt bei Auswärtsspielen in ganz Europa für eine stimmgewaltige Unterstützung. In der heimischen Süper Lig liegt Galatasaray nach dem 9. Spieltag derzeit mit 19 Zählern auf Platz 1. Auf die ersten Verfolger Başakşehir und Kasımpaşa hat man jedoch nur einen Punkt Vorsprung.
Der Trainer Fatih Terim dürfte nicht zuletzt aufgrund seiner vier Amtszeiten als türkischer Nationaltrainer auch in Deutschland vielen ein Begriff sein. Als Spieler war der 65-Jährige selbst über zehn Jahre für Galatasaray aktiv und ist seit Ende des letzten Jahres zum vierten Mal Trainer der Rot-Gelben. Terim, der wegen seines rigorosen Führungstils „Imperator“ genannt wird, ist am Bosporus eine echte Institution und war bereits in über 300 Spielen Galatasarays Hauptverantwortlicher an der Seitenlinie. Erst unlängst wurde sein Vertrag vorzeitig um zwei weitere Jahre bis 2021 (plus Option für drei weitere Jahre) verlängert.
Die fetten Jahre sind vorbei
In den letzten sieben Jahren hieß der türkische Meister viermal Galatasaray, dreimal davon unter Aufsicht des Disziplin-Fanatikers Terim. Der war auch beim Viertelfinal-Aus 2013 gegen Real Madrid Galatasaray-Coach, ein halbes Jahr später allerdings geschasst worden. Anschließend verschlissen die Aslanlar in den vier Jahren bis zu Terims erneuten Rückkehr sechs Trainer.
Wie viele türkische Klubs setzt auch Galatasaray seit Jahren mit Vorliebe auf erfahrene Profis im fortgeschrittenen Fußballalter. Die spektakulären Verpflichtungen von Wesley Sneijder, Didier Drogba oder Lukas Podoski stehen exemplarisch für eine Transferpolitik der Kurzfristigkeit. Die herausragende sportliche Qualität solcher kostspieligen Routiniers ist zwar unbestritten, doch die Talentförderung leidet enorm. Da man sich in schöner Regelmäßigkeit dafür entscheidet, auch unter Gesichtspunkten des Marketings, namhafte Spieler im Spätherbst ihrer Karriere mit hochdotierten Kontrakten auszustatten, hat man sich in eine finanzielle Bredouille gebracht. Es fehlt das Geld, um perspektivisch in den Nachwuchs zu investieren und so der Überalterung entgegenzuwirken.
Harte Strafen von der UEFA
Auf dem Verein von Präsident Mustafa Cengiz lasten Verbindlichkeiten von fast einer halben Milliarde Euro. So durfte Galatasaray als Folge einer UEFA-Strafe lediglich 21 statt der üblichen 25 Spieler für die Champions League nominieren. Weil man die erlaubte Gewinnschwelle verletzt hatte, wurde der Klub im Zuge des Financial Fairplay obendrein zu einer Zahlung von sechs Millionen Euro verdonnert und durfte im abgelaufenen Transferfenster nur so viele Spieler verpflichten, wie er selbst abgibt. Es ist somit keine Überraschung, dass viele Schlüsselspieler die 30 Jahre bereits überschritten haben.
Sicherer Rückhalt ist der 32-jährige uruguayische Nationaltorwart Fernando Muslera. Im Abwehrzentrum ist der 30 Jahre alte Brasilianer Maicon gesetzt, links verteidigt der 32-jährige Japaner Yuto Nagatomo, ehemals Inter Mailand. Sein Pendant auf der rechten Abwehrseite ist Maicons 32-jähriger Landsmann Mariano. Der dritte Brasilianer im Kader ist der Ex-ManCity-Star Fernando. Vor seiner Zeit in Englang stand der Mittelfeldabräumer beim Gruppengegner Porto unter Vertrag, mit einer Oberschenkelverletzung fällt der 31-Jährige aber voraussichtlich noch bis Anfang November aus.
Verletzungssorgen bei Galatasaray
Der 68-malige türkische Nationalspieler Selcuk Inan ist zwar etatmäßiger Kapitän, mit seinen 33 Jahren inzwischen aber nur noch Teilzeitarbeiter. Mit Younes Belhanda befindet sich auch ein Ex-Schalker in den Reihen von Galatasaray. Zu den Lichtblicken gehört der vom englischen Zweitligisten Stoke City ausgeliehene Rückkehrer Badou Ndiaye. Der 27-jährige Senegalese ist mit einem Marktwert von 15 Millionen Euro der wertvollste Akteur im gesamten Kader.
Königstransfer des Sommers war indessen der für vier Millionen Euro vom Ligakonkurrenten Alanyaspor verpflichtete Emre Akbaba. Der 26-Jährige hatte in der letzten Saison als Mittelfeldmann in 32 Einsätzen 14 Tore erzielt und war damit fünfbester Torschütze der Süper Lig. Doch da sich Akbaba Ende September den Mittelfuß gebrochen hat, wird er dieses Jahr nicht mehr für Galatasaray auflaufen. Trotz des Abgangs von Torschützenkönig Bafetimbi Gomis (zuletzt 29 Tore in 33 Spielen) ist man in der Offensive ordentlich besetzt. Sowohl Everton-Leihgabe Henry Onyekuru als auch Sofiane Feghouli fallen jedoch derzeit mit Oberschenkelverletzungen aus. In der Offensive ruhen die Hoffnungen derzeit somit vor allem auf dem 30-jährigen Ex-Leverkusener Eren Derdiyok