Bredlow vor „Hertha-Debüt“ – Mathenia in Lauerstellung
Der Kampf um den Platz zwischen den Pfosten beim 1.FC Nürnberg ist seit gut einer Woche entschieden – zumindest vorerst. Trainer Michael Köllner hat sich mit Fabian Bredlow vorläufig für die Nummer 1 aus der Aufstiegssaison entschieden. Das Nachsehen in dem engen Duell hatte mit Christian Mathenia der bisher (gemeinsam mit Yuya Kubo) teuerste Club-Neuzugang der laufenden Transferperiode. Vorerst? Vorläufig? Köllner betonte zuletzt auf der Spieltagskonferenz vor dem Pokalspiel einmal mehr, dass es ihm fern liegt, Stammplätze zu verteilen. Er vertraut seinen Spielern, allzu sicher fühlen darf sich bei ihm allerdings niemand.
Köllner hält die Spannung hoch
Bei Köllner muss sich jeder tagtäglich im Training beweisen, um am Spieltag eine „Eintrittkarte für den Kader“ zu erhalten. Vergangene Saison ging die Methode auf, der Aufstieg spricht für sich. Bredlow selbst hat das strenge Leistungsprinzip des Oberpfälzers bereits am eigenen Leib erfahren. In die vergangene Saison beim FCN ging der damalige Neuzugang als Nummer zwei und konnte den mittlerweile zu Leverkusen gewechselten Thorsten Kirschbaum erst am 14.Spieltag aus dem Tor verdrängen. Seinen Platz ließ er sich daraufhin nicht mehr nehmen – auch nicht von Mathenia.
Seinen Status als Nummer eins ebenfalls verteidigen konnte Konkurrent Mathenia 2015 nach dem Aufstieg mit Darmstadt 98. Beim Hamburger SV musste er dann zunächst René Adler den Vortritt lassen. Als der sich verletzte, schlug die Stunde des 26-Jährigen. Doch wirklich überzeugen konnte Mathenia in der Hansestadt nicht. In der zurückliegenden Spielzeit, die im unvermeidbaren Abstieg des HSV mündete, verlor er in der zweiten Saisonhälfte seinen Startelfplatz sogar zweimal an Julian Pollersbeck.
Beide wissen also, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Laut Köllner waren bei dem Beschluss „Nuancen entscheidend“ und der 48-jährige Verfechter des offenen Konkurrenzkampfes hat klargestelllt, dass die Auswahl lediglich „für die erste Phase“, also die ersten drei Pflichtspiele gilt. Der 2:1-Sieg im DFB-Pokal gegen Fünftligist Linx ist Vergangenheit, nun stehen für Bredlow die ersten beiden Bundesligaspiele auf dem Programm.
Berlin? Bredlow „musste schmunzeln“
Besonders seine Bundesliga-Premiere gegen die Hertha ist für den 23-jährigen Bredlow ein besonderes Spiel. Die Eltern des gebürtigen Berliners sind „Hertha-Fans“, den kleinen Fabian haben sie oft „mit ins Stadion genommen“. Damals stand er meistens „in der Ostkurve“, die nun anstehende Rückkehr empfindet der Ex-Hallenser als „surreal“. Wie er den „Nürnberger Nachrichten“ verriet, musste Bredlow dementsprechend „schon ein bisschen schmunzeln“ als er den Spielplan des Clubs erstmals in Augenschein nahm.
Als der 1,90-Meter-Mann vor seinem Wechsel in die U19 von RB Leipzig 2012 noch in Berlin bei Hertha Zehlendorf spielte, hatte er bei Hertha BSC „eine Saison lang das Torwart-Training einmal in der Woche mitgemacht“. Zu einem Engagement kam es jedoch nicht, es gab „nie die Möglichkeit für mich, zu wechseln“. Bredlow hat demnach „noch nie auf dem Rasen in Berlin gestanden“, für die alte und neue Nummer 1 des 1.FC Nürnberg wird somit ein Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Seine Familie ist am Samstag im Stadion, hat sich „Karten direkt neben dem Nürnberger Fanblock geholt“.
Mathenia fühlt sich „pudelwohl“
Nicht auf der Tribüne aber auf der Bank wird im Olympiastadion Christian Mathenia sitzen. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagt er dem „kicker“. Der Schlussmann nimmt es aber spportlich und will sich nicht hängenlassen. „Ich muss damit umgehen und werde trotzdem meine Leistung bringen, um gewappnet zu sein“ – falls es sich Köllner, der stets auf die aktuelle Form achten will, eben doch mal anders überlegt. Weshalb der spannende Zweikampf zu seinen Ungunsten ausgegangen ist? „Fabi hatte durch die letzte Saison einen Bonus, das muss man respektieren. Er kennt die Mannschaft und die Taktik, dadurch hatte er einen Vorteil“, erklärt Mathenia.
Mit 71 Erstligaeinsätzen ist er der Erfahrenste im FCN-Kader. Sein Konkurrent steht wie viele beim Club nun hingegen vor seinem Bundesliga-Debüt. „Das ist natürlich traurig für Chris, aber am Ende kann nur einer spielen“, so Etappensieger Bredlow. Mathenia sieht seinen Wechsel nach Nürnberg derweil auch nicht als Fehler. Mit all seiner Routine ist ihm klar, dass es „in der Karriere eines Profis“ auch „immer Rückschläge“ gibt. „Ich freue mich trotzdem, Teil des FCN zu sein und fühle mich pudelwohl“ – was für eine wirklich gute Stimmung beim Aufsteiger spricht.
Mathenia sitzt Bredlow in einem von Köllner angeheizten Konkurrenzkampf jedoch natürlich weiterhin im Nacken: „Ich werde ordentlich arbeiten und auf meine Chance lauern“.