Kevin-Prince Boateng hat bislang eine außergewöhnliche Karriere hingelegt und bei zehn verschiedenen Vereinen gespielt. In den letzten Jahren hat der Deutsch-Ghanaer jedoch viel Aufsehen neben dem Platz erregt. Boateng setzt sich seit Jahren stark gegen Rassismus in der Gesellschaft und im Fußball ein. Von der FIFA ist der 31-Jährige in der Hinsicht schwer enttäuscht.
Vor sechs Jahren kam es zu einem denkwürdigen Moment während eines Freundschaftsspiels des AC Mailand gegen Aurora Pro Patria. Damals spielte Kevin-Prince für die Mailänder und verließ bereits in der 26. Minute gemeinsam mit seinen Kollegen das Feld. Einige Anhänger von Pro Partia machten geschmacklose Tierrufe während schwarze Spieler am Ball waren, wodurch Boateng der Kragen platzte. Die Szenen gingen um die Welt und lösten eine Debatte rund um Rassismus im Fußball aus. „Es war die richtige Entscheidung vom Platz zu gehen, wenn man mit sowas konfrontiert wird“, erklärte der damalige Milan-Trainer Massimiliano Allegri.
Kurz darauf trat Boateng einer neugegründeten Task-Force der FIFA bei, die speziell Strategien gegen Rassismus und Diskriminierung ausarbeiten soll. Doch trotz Boatengs Bemühungen etwas zu bewegen, hat sich bisher kaum etwas geändert. Der geborene Berliner hat nun seit langer Zeit nicht mehr mit der FIFA geredet, denn er ist schwer enttäuscht.
Im Interview mit „ESPN“ macht Boateng nun seinem Unmut Luft und kritisiert die FIFA. „Ich hatte drei oder vier Ideen und habe sie der FIFA vorgeschlagen, doch es ist nichts passiert. Nichts hat sich geändert“, resümiert der 31-Jährige. Für Boateng ist allerdings nicht nur die FIFA im Umgang mit Rassismus zu kritisieren. „Es fühlt sich so an, als würden wir mehr gegen Pyrotechnik als gegen Rassismus kämpfen. Wenn im Stadion jemand Pyro zündet, gibt es eine Stadiondurchsage und 20.000 Euro Strafe, aber bei rassistischen Chören scheint niemand hinzuhören“, kritisiert der ehemalige ghanaische Nationalspieler.
Die Ereignisse des vergangenen Sommers in Chemnitz und anderen deutschen Städten stellen für Boateng die Wiederkehr des Hasses dar: „Wenn du nach Deutschland kommst, siehst du Leute auf die Straße gehen. Da laufen drei oder viertrausend Rassisten durch die Straße und heben den Arm zum Hitlergruß. Kommt schon! Sowas können wir nicht zulassen!“ Boateng versucht nun die Plattform des Sports zu nutzen, um auf soziale Probleme hinzuweisen. Für ihn sind große Einzelpersonen wichtig für den Kampf gegen Rassismus: „Du brauchst Leute wie Colin Kaepernick, er ist ein Held. Du brauchst diese Persönlichkeiten, die großes Leisten, denn ansonsten ändert sich nichts.“
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