Vor 30 Jahren fiel die Mauer, die Deutschland einst über 28 Jahre lang spaltete. Michael Ballack war damals 13 Jahre alt; wurde in der DDR geboren. Im Interview mit der „Sport Bild“ spricht er unter anderem über die Wende, den Beginn seiner fußballerischen Karriere und das Idol seiner Kindheit.
Ballack blickt auf eine titelreiche Karriere zurück: viermaliger Deutscher Meister, dreimaliger Pokalsieger, englischer Meister und unzählige weitere Auszeichnungen prägen den heute 43-Jährigen. Der Mauerfall war ausschlaggebend für seine Karriere, wie er der „Sport Bild“ erzählt: „Die Wende hat mir riesige Chancen eröffnet, diese habe ich glücklicherweise genutzt. (…) Wenn es den Mauerfall nicht gegeben hätte, hätte meine Laufbahn so nicht stattgefunden.
Nach seiner Geburt in Görlitz zogen Ballacks Eltern mit ihm nach Chemnitz (damals „Karl-Marx-Stadt“, Anm. d. R.). Dort machte er ab seinem siebten Lebensjahr die ersten Erfahrungen als Fußballer. Später besuchte Ballack die Sportschule des FC Karl-Marx-Stadt, in der er bis zu sieben Mal in der Woche trainierte und eine gute Ausbildung genoss.
Die Bundesliga konnte Ballack nicht verfolgen, zumindest nicht bis zum Mauerfall im Jahr 1989. Der „Sport Bild“ erzählt er: „Es gab ja nur die Fernsehsender DDR 1 und DDR 2. (…) Wenn du mal ganz viel Glück hattest und die Fernsehantenne richtig gedreht wurde, konntest du das ZDF empfangen. Aber mit viel Grieß. Das kann man sich heute gar nicht vorstellen.“ Bei den Übertragungen der Weltmeisterschaft hatte Michael Ballack Glück: „Die erste WM, die ich als Kind wahrgenommen habe, war die WM 1982 in Spanien. Die Italiener spielten gegen die Brasilianer, daran kann ich mich gut erinnern. (…) Für Brasilien spielte Sócrates, den fand ich überragend. Das war mein erster Kontakt zum internationalen Fußball.“
Ballacks Lieblingsspieler war damals Rico Steinmann, Mittelfeldspieler des damaligen FC Karl-Marx-Stadt. Der Mauerfall ‘89 war für den gebürtigen Görlitzer auch hinsichtlich der Bundesliga von großer Bedeutung, denn er hatte endlich die Möglichkeit, das Oberhaus des deutschen Fußballs zu verfolgen: „Ich habe mir nicht nur die Spiele im Fernsehen angeschaut, sondern sofort sämtliche Fußballzeitschriften gekauft. (…) Ich sammelte damals Fußballsouvenirs. Ich schrieb dann alle Vereine an, um Autogramme zu bekommen. Am meisten haben mir der 1. FC Kaiserslautern und Werder Bremen geschickt. Manchmal ganze Autogrammsätze. Das fand ich sensationell. Ich glaube, das war auch ein Indikator, dass ich damals Fan von Werder Bremen wurde.“
Dass sich in den letzten Jahren kein Verein außer RB Leipzig aus dem Osten in der Bundesliga etablieren konnte, liegt laut Ballack an der „Wirtschaftlichkeit“. Die finanzkräftigen Vereine seien im Westen. Ein mögliches Kippen der „50 plus 1“-Regel könnte Ballacks Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung sein: „Ich wäre dafür, wenn diese Regel abgeschafft werden würde, damit alle Vereine die Chance haben, mit dem Tempo mitgehen zu können. 50 plus 1 ist eine Limitierung. Wenn der DFB und die DFL diese Regel freigeben würden, heißt es ja nicht automatisch, dass ein Klub alle Anteile einem oder mehreren Investoren abtreten müsste. Die Klub-Verantwortlichen hätten die Möglichkeit, Investoren reinzuholen und wären freier in der Gestaltung ihres Vereins. Außer-em wäre man ja nicht automatisch fremdbestimmt, wenn man die Statuten verändern würde. Aber ich verstehe auf der anderen Seite die Leute, die Verantwortlichen und die Fans.“
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