Seit Yvon Mvogo im Sommer 2017 zu den Roten Bullen gewechselt ist, kam er lediglich vierzehnmal zum Einsatz. Viel zu wenig für den ambitionierten Schweizer, der in seiner Heimat mit 16 Jahren in der 3. Liga debütierte und mit der Erfahrung von über 150 Pflichtspielen für Young Boys Bern nach Deutschland kam. Es ist kein Geheimnis, dass Mvogo unzufrieden ist. Darüber gesprochen hat der Schlussmann allerdings selten – bis jetzt.
„Ich war bei YB die Nummer eins, habe immer gespielt und kam mit genau dieser Erwartungshaltung hierher. Das war am schwierigsten. Von hundert auf null“, berichtet Mvogo im „Blick“-Interview von seiner Anfangszeit in Leipzig. Unter Ralph Hasenhüttl kam er im ersten Jahr nur zu einem einzigen Pflichtspieleinsatz. Während der letzten Saison gewährte ihm Ralf Rangnick zehn Einsätze, in der Europa League war Mvogo sogar gesetzt. Julian Nagelsmann setzt hingegen auch international auf Stammkeeper Peter Gulacsi. „Es ist schwierig für den Coach, denjenigen rauszunehmen, der im Tor gestanden ist, als sich RB für die Champions League qualifizierte“, weiß Mvogo.
Unbedingt spielen will er trotzdem. Mit Nagelsmann habe er „diese Diskussion mehr als einmal gehabt. Und die Antwort war immer dieselbe. Er sagte: ‚Hör zu, Yvon. Wir zählen auf dich. Und du wirst deine Spiele kriegen.‘ Ohne mir eine Zahl Spiele oder einen Termin zu nennen, freilich. Und auch nicht, ob das die Bundesliga, der Pokal oder die Champions League sein wird. Deshalb trainiere ich so, wie wenn ich jedes Wochenende spielen würde.“ Dennoch steht für ihn fest: „Da muss eine Lösung her.“
Ständig auf der Bank zu sitzen, sei schließlich „frustrierend, klar. Aber wenn ich jetzt den Kopf hängen lasse, werden sich die Dinge nie ändern“. Wie in der Nationalmannschaft gehe er „trotz meiner Situation, die total, total, total unzufriedenstellend ist“ auch im Klub „an jedes Training mit einer positiven Geisteshaltung und einem Lächeln“. In der Nati hat er mittlerweile den Status erster Vertreter von Gladbachs Yann Sommer eingebüßt. „Ich verstehe diese Entscheidung, ja sie ist total logisch. Ich spiele kaum, Jonas Omlin immer. Da muss ich meinen Stolz hintenanstellen“. Roman Bürkis Entschluss, nicht mehr als Sommers Ersatzmann anzureisen, kann Mvogo nachvollziehen. „Er war sehr frustriert, die Nummer zwei zu sein. Er spielt in der Bundesliga und in der Champions League immer – und macht tolle Spiele.“
Mvogo brennt darauf, endlich den Status als Dauerreservist abzulegen. „Das erste ist, zu spielen. Dann will ich in der Nati meinen Platz als Nummer zwei zurückholen. Denn ich will an der Euro 2020 unbedingt dabei sein“. Sei Vertrag läuft noch bis 2021, die Sachsenmetropole will er aber schnellstmöglich verlassen. „Im Sommer, als mit Augsburg alles klar war, sagten meine Bosse: ‚Du musst bleiben!‘ Das war schon schwierig zu schlucken, denn ich will weg, ja.“ Im ersten Pokalspiel gegen Osnabrück (3:2) durfte Mvogo ran. Ob Nagelsmann am kommenden Mittwoch um 18:30 Uhr in Wolfsburg auch in der nächsten Runde auf ihn setzt, weiß er nicht. „Der Coach hat mir gesagt, dass ich zu Spielen kommen werde. Aber nicht wann.“
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