Julian Nagelsmann gilt als das wohl spannendste Trainer-Talent des deutschen Fußballs. Der Gewinn eines großen Titel ist ihm trotz vieler Lobeshymnen bisher allerdings verwehrt geblieben. Abgesehen von der U19-Meisterschaft mit der TSG Hoffenheim herrscht in seinem Trophäenschrank noch gähnende Leere. Nagelsmann gilt zwar als extrem ambitioniert, dennoch will er sein Lebensglück nicht von seinen Erfolgen auf der Trainerbank abhängig machen.
„Natürlich habe ich die Idee, in den nächsten zehn Jahren Titel zu gewinnen. Aber ich würde nicht unglücklich ins Grab fallen, wenn das nicht klappen sollte“, stellt der 32-Jährige im Interview mit der „Welt“ klar. Zur Wahrheit gehört schließlich auch, dass er seinen ersten Trainerjob in der Bundesliga nicht bei einem Klub ausgeübt hatte, dem ernsthaft Titel zugetraut werden. Dennoch gelang es ihm, die Sinsheimer immerhin zu ihrer ersten Champions-League-Teilnahme zu führen. Seit dem letzten Sommer trifft Nagelsmann nun in Leipzig auf ein hochambitioniertes Vereinsumfeld, dass wie er selbst ganz nach oben schielt. „Natürlich wollen wir deutscher Meister werden“, gibt der gebürtige Landsberger selbstbewusst die Richtung vor. Mit nur vier Punkten Rückstand und einem Spiel weniger sind die Sachsen derzeit der erste Verfolger von Rekordmeister Bayern München.
Trotz all seiner Titelträume hat sich Nagelsmann dem Profifußball jedoch nicht auf Lebenszeit verschrieben. Sein Lebensplan sehe schließlich nicht vor, die Tätigkeit an der Seitenlinie auch die nächsten „25 Jahre lang zu machen, weil der Job kräftezehrend ist und ich noch gern ein paar andere Dinge machen möchte.“ Fußball sei ihm wichtig, für den jüngsten Bundesliga-Trainer aller Zeiten jedoch nicht alles. „Die Fußballwelt ist eine Blase, aber es gibt noch ein Leben außerhalb. Das kannst du leider nicht so genießen, wenn du in der Blase bist“, erklärt er.
Bei den Gedanken an ein Karriereende werde ihm daher nicht Angst und Bange, schließlich sei er aktuell beruflich über das gesamte Jahr hinweg durchgehend eingespannt. „Deshalb freue ich mich auf die Zeit, in der ich dann vielleicht kein fixes Gehalt brauche, weil ich genug Euro verdient habe, um das zu machen, was ich jetzt nicht machen kann.“ Nagelsmann möchte gern einmal zu Fuß die Alpen überqueren, Zeit für sich finde er derzeit allerdings kaum. „Wenn ich in der Stadt bin, bin ich ja auch nicht allein. Es gibt da keine ruhigen Momente mehr. Mal einen Kaffee trinken und einfach ins Nichts starren, das gibt es nicht mehr. Wirklich Zeit für mich gibt es am ehesten allein in den Alpen.“
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