Heißt der deutsche Meister der Saison 2019/20 bald RB Leipzig? Dazu könnte es kommen. Die DFL muss aufgrund der Corona-Pandemie und der EURO 2020 vor Augen alle Szenarien in Betracht ziehen. Die laufende Spielzeit muss beendet werden. Doch in welcher Form? Eine Antwort auf diese Frage ist zum aktuellen Zeitpunkt noch völlig offen.
Der erfahrene Anwalt Dr. Marius Breucker hat in Vergangenheit bereits regelmäßig Verbände, Vereine und Athleten beraten. Auch den DFB beriet der Rechtsanwalt bei der Weltmeisterschaft 2006. Gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“ zählte er nun verschiedene Szenarien auf, wie man die Saison 2019/20 glatt über die Bühne bringen könnte. Die Vereine drängeln, schließlich sind sie es, die weiterhin Gehälter, Mieten, Pachten oder Zinsen zahlen.
Ein Vorschlag ist, dass man mit der Hinrundentabelle die Saison beendet. „Mehr spräche meines Erachtens dafür, die Tabelle der Hinrunde zugrunde zu legen, da dann jeder einmal gegen jeden gespielt hat”, erklärt Breucker gegenüber der Zeitung. Dies sei nach Ansicht des Sportjuristen „die fairste Lösung.“ Damit wäre RB Leipzig Meister und Borussia Mönchengladbach würde zum Vizemeister erklärt werden. Ein akzeptables Szenario für alle Parteien?
Die beiden deutschen Schwergewichte FC Bayern München und Borussia Dortmund belegten in der Hinrunde Platz drei und vier. In der jetzigen Saisonphase haben die Münchener jedoch wieder Fahrt aufgenommen und die Tabellenspitze erobert. Borussia Dortmund hat sich ebenfalls gefangen und belegt aktuell Platz zwei. Leipzig ist nur noch Dritter. Es ist schwer vorstellbar, dass die beiden deutschen Schwergewichte sich mit dem Tabellenstand nach der Vorrunde zufrieden geben.
Auch Bayer 04 Leverkusen hat nach einem Aufschwung in der Rückrunde Platz fünf erobert und liegt momentan nur zwei Punkte hinter dem vierten Tabellenplatz, den Borussia Mönchengladbach belegt. Dieser vierte Platz berechtigt zur Champions League Qualifikation.
„Naheliegend erscheint es, den derzeitigen Tabellenstand als endgültigen zu nehmen, wobei dann das Problem besteht, dass nicht alle die gleiche Anzahl von Spielen haben“, erläutert Breucker eine weitere Alternative. Doch was bedeutet das für die unteren Tabellenregionen? Vor allem im Abstiegskampf ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Existenzen von Vereinen können von einem Abstieg und dessen wirtschaftlichen Einbußen abhängen. „Diskutiert wird auch eine Aufstockung der Ligen, um als ungerecht empfundene – und potenziell haftungsträchtige – Abstiege möglichst zu vermeiden”, so der 46-Jährige, der auch als Richter am Deutschen Schiedsgericht tätig ist, weiter.
Einen kompletten Abbruch der Saison hält Breucker hingegen für unwahrscheinlich: „Theoretisch kann die Runde komplett annulliert werden, was vielen Clubs nicht gefallen und Schadensersatzansprüche auslösen dürfte.“ Ob Schadensersatzklagen auch im Falle einer Entscheidung für die Lösung, nur die Rückrundentabelle als Maßstab zu nehmen, folgen könnte, sind nach Angaben des Sportrechtlers „derzeit völlig offen“. In jedem Fall dürfte es schwer werden, die Klubs von diesem Vorhaben zu überzeugen.
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