Schalkes verzweifelte Jagd nach Sündenböcken
Ruhe ist etwas Schönes. Zumindest, wenn sie bei einem herrscht.
Ruhe? Was ist Ruhe eigentlich? Eine legitime Frage für alle, die sich mit den königsblauen Schalkern verbunden fühlen. Der Duden findet eine schöne Definition für diesen Begriff: „durch keinerlei Unfrieden, keinen Kampf, Streit o. Ä. beeinträchtigter [normaler] Zustand„. Ruhe ist hausgemacht. Unruhe ebenso.
Der FC Schalke 04 ist ein Verein, der immer im medialen Gespräch ist. Der zweitgrößte Bundesligaverein hat den Anspruch an sich selbst regelmäßig in den Schlagzeilen zu sein. Allerdings waren das zuletzt zumeist Schlagzeilen, die man als Fan als „unnötig“ bezeichnen möchte. Klar polarisiert der Verein, aber als Fan vermisst man manchmal die Überlegtheit, darüber, wann ein öffentliches Statement dem Verein in seiner Situation tatsächlich weiterhilft. Sicherlich ist so manche Kritik an Medien, die diese Statements verarbeiten, nicht unberechtigt, aber jeder, der sich äußert, weiß genau, wie eine Äußerung ausgelegt werden kann.
Jeder im Verein Aktive, wie auch rund um den Verein engagierte weiß, wie er die aktuelle Situation des FC Schalke 04 auslegen muss. Der Klub steckt im Abstiegskampf. Der Klub spielt die schwächste Saison im neuen Jahrtausend. Ganze vier Punkte trennen den europa-ambitionierten Verein noch vom Relegationsplatz. Fehlerursachen-Suche läuft. Öffentliche Schuldzuweisungen haben aber Schalke-typisch bereits stattgefunden. Schauen wir doch einmal zurück, wen es so alles schon getroffen hat. Hier die ersten 3 Personalien.
Neuzugang Naldo
Er war der erste Transferhammer des Neu-Managers Christian Heidel. In der Sommerpause wurde der doch sehr überraschende ablösefreie Wechsel des inzwischen 34-jährigen schussgewaltigen Brasilianers bekannt gegeben. Der 1,98m-Hühne ersetzte somit quantitativ den ablösefrei gewechselten Joel Matip (FC Liverpool, England) 1:1 auf der Innenverteidiger-Position. Ob er die gewünschte qualitative Verstärkung war, konnte der Brasilianer anfangs noch nicht bestätigen. Ähnlich wie der Rest des Teams konnte auch er zu Saisonbeginn nicht überzeugen und sah einige Male sehr wacklig aus. Aber im Laufe der Saison wurde der immer gut gelaunte ‚Riese‘ zu einer echten Bank in der Abwehrdreierkette – dazu später mehr. Umso schmerzhafter ist nun der Ausfall nach der verletzungsbedingten Auswechslung im Euro-League-Rückspiel gegen PAOK.
Neuzugang Benjamin Stambouli
Der Franzose wurde im Sommer fix vom französischen Meister Paris St. Germain verpflichtet. Auch er fiel dem schwachen Saisonstart zum Opfer. Nach einigen Abstimmungsfehlern, die durch die späte Verpflichtung kurz vor Transferende und damit fehlender Eingewöhnungszeit in der Saisonvorbereitung, sortierte Weinzierl den Franzosen lange aus. Nun, als einziger Sechser, was auch Stamboulis Naturell entspricht, blüht der Franzose auf und entwickelt langsam eine Konstanz. Das Spiel nach vorn überlässt er dabei eher den technisch versierteren Achtern Nabil Bentaleb und Leon Goretzka. Dafür gewinnt er viele Zweikämpfe und lässt sich in die Kategorie „auffällig unauffälig“ einordnen. Tendenz steigend, trotz des Fehlers in Gladbach, der zum zwischenzeitlichen 1:3 führte.
Eric Maxim Choupo-Moting
Im Sommer 2014 wechselte der Kameruner nach starken Leistungen beim 1.FSV Mainz 05 und für seine Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Der Wechsel sorgte für viel Zuspruch, da der Kameruner Flügelstürmer ablösefrei nach Vertragsende aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt kam. Der inzwischen 27-jährige stagnierte aber in seiner Entwicklung und galt als Sinnbild der schwachen letzten Saison, sowie der Hinrunde in dieser Saison. Vor allem war dabei zunehmende offensive Zweikampfschwäche zu erkennen.
Choupo blieb aufgrund seiner Verspieltheit zu oft hängen und wirkte auch in seinen Dribblings sehr behäbig. Nach der Verpflichtung von Guido Burgstaller als klassischen Stürmer wurde auch der Kameruner Opfer des Spielsystems. Während auf der linken Außenbahn Sead Kolasinac fest gesetzt ist, ist so nun auch im Sturm kein Platz mehr für Choupo. Dass er zuletzt beim Auswärts-Debakel in Mönchengladbach nicht einmal mehr im Kader berücksichtigt wurde, spricht Bände. Eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrages scheint inzwischen auch unwahrscheinlich.
Im nächsten Teil betrachten wir weitere Spielerpersonalien.