Bis zum Abpfiff sollten drei Spieler für Werder Bremen gegen Leipzig aufgelaufen sein, die normalerweise nicht Teil des Profikaders sind. Florian Kohfeldt und sein Verein durchleben personell schwierige Zeiten. Auf den Tabellenführer aus Leipzig folgt am kommenden Wochenende ein weiteres Schwergewicht. Vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund müssen die Hansestädter mentale Stärke beweisen. Findet Werder zurück zur Leichtigkeit?
In der 80. Minute brachte Florian Kohfeldt den 19-jährigen Luc Ihorst beim 2:0-Zwischenstand. Neuzugang Benjamin Goller spielte die gesamte Partie durch. Das U21-Trio wurde vom Urgestein der zweiten Mannschaft, Christian Groß, komplettiert. Sie sind normalerweise nicht Teil der Profimannschaft. Doch gegen Leipzig fehlten elf Profis, fast alle potentielle Startelf-Kandidaten und Florian Kohfeldt musste auf die Jugend bauen. Doch der Plan ging nicht auf. Goller und Groß zeigten zwar ein mehr als vernünftiges Spiel, doch Leipzig gewann quasi problemlos. Sie rissen das Spiel schnell an sich und erfüllten die Favoritenrolle mit einer Selbstverständlichkeit.
Nun ist Florian Kohfeldt vergebens auf der Suche nach der Leichtigkeit der Vorbereitung. „Wir haben eine brutale Mentalität und werden Punkte holen. Definitiv“, zitiert der „kicker“ den Trainer. Das, was hier nach allem außer Leichtigkeit klingt, ist das Zeichen für eine Wand im Rücken der Bremer. Kohfeldt ist bewusst gegen welche Problematik und welche Mechanismen man antrainiert. Stammspieler, die wochenlang ausfallen, daraus resultierende Systemumstellungen und die Spiele gegen Dortmund, Frankfurt und Leverkusen innerhalb der nächsten vier Ligapartien. In der letzten Saison gelang es Bremen einige Male, vermeintlich stärkere Gegner durch eisernen Willen in die Knie zu zwingen. Diese Mentalität ist in der aktuellen Situation die größte Hoffnung.
Zugegebenermaßen ist Leipzig in der derzeitigen Verfassung ein mehr als undankbarerer Gegner. Doch Kohfeldt, bekannt für eben jene benötigte Motivation zur mentalen Höchstleistung, konnte gegen den überragenden Gegner seiner Mannschaft die notwendigen Schritte kaum vermitteln. Statt hohem Pressing, voller Offensivkraft und langen Bällen auf die eingewechselten Offensivakteure, schien Bremen sich dem Gegner irgendwann zu ergeben. Mit dem 3:0-Schlusspunkt in der 84. Minute durch Marcelo Saracchi war alles aus, Bremen am Ende.
Unter der Woche wird die Defensive verletzte Akteure dazu gewinnen. Milos Veljkovic und Sebastian Langkamp könnten zumindest der Abwehr gegen Dortmund zuletzt fehlende Stabilität verpassen. Goller und Ihorst werden dabei wohl erneut im Kader der Hansestädter stehen. Florian Kohfeldt muss seiner Mannschaft den Ernst der Lage vermitteln. Vielleicht gelingt es ausgerechnet den jungen, noch unerfahreneren Spielern, die benötigte Mentalität auf den Platz zu bringen. Werder benötigt Leichtigkeit in einer Situation, die alles andere als leicht ist.
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