Werders Davie Selke stärkt Trainer Kohfeldt den Rücken
Im Januar wechselte Davie Selke von Hertha BSC zu Werder Bremen. An der Weser ist Selke kein Fremder, denn er stand schon von 2013 bis 2015 bei Bremen unter Vertrag. In dieser Zeit absolvierte er 59 Spiele und erzielte zehn Treffer. Zudem durchlief der 25-Jährige seit der U16 alle deutschen Jugendnationalmannschaften. Im Interview mit „Sport Bild“ spricht Davie Selke über seinen Trainer Florian Kohfeldt und die sich immer mehr häufenden rassistischen Vorfälle in der Gesellschaft und auch im Fußball.
Selke: „Kohfeldt zählt zu meinen Top-3 Trainern“
Werder Bremen ist das große Sorgenkind der Liga. Mit nur 17 Punkten aus 23 Spielen steht das Team von Trainer Florian Kohfeldt auf einem direkten Abstiegsplatz (Rang 17, Anm. d. Red.). Bislang konnten die Bremer nur vier Siege feiern und mussten 14 Niederlagen hinnehmen. Gegen Borussia Dortmund verlor die Mannschaft am vergangenen Freitag mit 0:2 und verzeichneten somit die neunte Niederlage im zehnten Spiel. Trotz allem bleibt es im Umfeld der Bremer relativ ruhig, Florian Kohfeldt scheint nicht infrage gestellt zu werden. Davie Selke erklärt, warum sein Trainer der Richtige für das Team ist: „Er ist sehr klar in seinen Ansprachen. Er hat ein gutes Händchen im zwischenmenschlichen Bereich. Er ist nah an der Truppe, hält gleichzeitig den nötigen Abstand, um Entscheidungen treffen zu können. Meiner Meinung nach ist es DIE große Stärke von Werder, dass nicht die Ergebnisse, sondern die Arbeit des Trainers bewertet wird. Von uns überrascht es niemanden, dass er nicht infrage gestellt wird.“
Während seiner Karriere spielte Selke schon unter den verschiedensten Trainern. Florian Kohfeldt hat einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen und zählt zu Selkes Favoriten: „In meinen Top 3. Neben Florian Kohfeldt gehören Marcus Sorg und Ralf Rangnick dazu. Sorg ist für mich ein toller Trainer und ein Super-Typ, ganz ähnlich tickt Florian Kohfeldt auch. Ralf Rangnick und ihn verbindet, dass ich von ihnen vor allem im taktischen Bereich viel lernen konnte, beispielsweise was Laufwege und Pressing betrifft.“
Kein Platz für Rassismus
Nach dem schrecklichen Vorfall in Hanau vergangene Woche, dessen Motiv ganz klar rassistisch einzuordnen ist, wirkt auch Davie Selke sichtlich schockiert und fassungslos: „Die Ereignisse in diese Richtung nehmen zu. Ich habe alles darüber gelesen, was in Hanau geschehen ist. Das ist unglaublich schlimm. Aber ich war auch darüber schockiert, was Jordan (Torunarigha, Spieler von Hertha BSC, wurde beim Spiel Schalke – Hertha rassistisch beleidigt; Anm. d. Red.) passiert ist. Meine halbe Familie ist dunkelhäutig. Rassismus darf keinen Platz haben. Was ich nicht gut fand: dass es hieß, „DIE Schalke-Fans“. Es sind immer nur ein paar Idioten. Aber jeder Rassist ist einer zu viel. Ich habe Rassismus ja selbsterlebt.“
Selke erzählt weiter: „Ich war 15 Jahre alt und habe in der Jugend bei Hoffenheim gespielt. Ich war mit einem deutschen und einem ausländischen Freund bei einem Stadtfest im Nachbarort. Wir wussten nicht, dass dort auch Nazis feiern. Sie haben uns sehr deutlich gemacht, dass wir nicht erwünscht sind. Wenn wir nicht so schnell gelaufen wären, wäre es nicht nur bei Beleidigungen geblieben.“
Sollte auch Selke rassistischen Parolen während eines Spiels ausgeliefert werden, weiß der 25-Jährige genau, wie er handeln wird: „Wenn ich Opfer von Rassismus werde, gehe ich direkt in die Kabine. Wenn man weiterspielt, setzt man doch das Signal, dass es normal ist, was da passiert. Es ist aber nicht normal. Man sollte aufhören zu spielen, bis der Täter das Stadion verlassen hat.“