Trainer wechsel dich! – Bundesliga-Saison mit acht neuen Gesichtern
Bei den Top-Clubs der Fußball-Bundesliga ist auf der Trainerbank nichts mehr, wie es war. Die sechs Erstplatzierten haben allesamt den Chefcoach gewechselt. In der an diesem Freitag startenden Saison wird es somit einige Wiedersehen geben. Allerdings verlief der Abschied nicht immer reibungslos.
FC Bayern: Nagelsmann beerbt Flick
Als Nachfolger von Allesgewinner Hansi Flick (56), der als Bundestrainer zum DFB wechselte, tritt der noch titellose Julian Nagelsmann in München ein schwieriges Erbe an. Als die Bayern anfragten, wollte der 34-Jährige unbedingt den „Traumjob“ beim Rekordmeister. Dieser musste dafür eine zweistellige Millionensumme an RB Leipzig überweisen. In München erhielt Nagelsmann einen Fünfjahresvertrag, was Sportvorstand Hasan Salihamidzic als „Statement“ bezeichnete. Nach einer holprigen Vorbereitung und dem späten Trainingseinstieg der EM-Teilnehmer hofft Nagelsmann jetzt auf einen erfolgreichen Bundesliga-Start am Freitag bei Borussia Mönchengladbach. Anschließend geht es im Spiel um den nationalen Supercup gegen Borussia Dortmund: „Dann können wir angreifen.“ Das Ziel lautet: Titel holen.
Leipzig: Marsch ersetzt Nagelsmann
Die Verpflichtung des 47-Jährigen von Schwesterklub Red Bull Salzburg war für diese Saison sicher nicht geplant. Dann aber wollte Nagelsmann zu den Bayern – und Ersatz musste her. Der ehemalige US-Profi ist in der Bundesliga kein gänzlich unbeschriebenes Blatt, einst war Jesse Marsch in Leipzig Assistent von Ralf Rangnick. Als Chef muss er gleichwohl hohe Erwartungen bei den Fans des Vizemeisters erfüllen. Das weiß er. Gegen „Top-Top-Gegner“ wolle er mit RB den nächsten großen Schritt machen, hatte der Coach beim Trainingsauftakt gesagt. „Ich will die besten Dinge aus den letzten zwei Jahren nutzen, aber wir bleiben auch bei unserer Fußball-Philosophie von vor drei Jahren oder wie zuletzt in Salzburg.“
Dortmund: Rose folgt auf Terzic
Was für ein Saisonfinale. Mit sieben Bundesligasiegen in Serie und dem Triumph im Pokalfinale hinterließ Edin Terzic (38) mächtig Eindruck. Das macht die ohnehin schwierige Aufgabe für seinen Nachfolger Marco Rose (44) nicht einfacher. Doch der ehemalige Gladbach-Coach kommt in Dortmund bisher gut an. Schon gibt es erste Vergleiche mit Jürgen Klopp. Roses auf Pressing angelehnte Philosophie und seine kommunikative Art erinnern an die BVB-Kultfigur. Sportdirektor Michael Zorc war nach der kniffligen Vorbereitung mit vielen fehlenden EM-Teilnehmern und verletzten Profis voll des Lobes: „Mir gefällt seine sehr kommunikative Art. Er ist ein Trainer, der in seinem Umfeld eine positive Energie erzeugt. Genau das brauchen wir. Und seine fachliche Qualität ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben.“
Gladbach: Hütter statt Rose
In Adi Hütter (51) habe Borussia Mönchengladbach den Trainer verpflichtet, der am besten zum Klub passe, erklärte Sportdirektor Max Eberl seine Entscheidung, den ehemaligen Frankfurter Coach als Nachfolger für den zuletzt nicht mehr gehypten Marco Rose als Nachfolger zu verpflichten. Für Borussia ist es eine Art Neubeginn nach der zweijährigen Rose-Ära. Hütter, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt und sich von der schwierigen Vorbereitung mit wenig Stammspielern nicht irritieren ließ, ist schnell angekommen bei den Borussen-Profis. „Ich habe einen guten Eindruck von ihm, er fordert sehr viel und hat hohe Ansprüche an unser Team“, sagte Torhüter Yann Sommer.
Frankfurt: Glasner für Hütter
Adi Hütter hatte die Eintracht-Fans schwer verärgert, weil er nach einem Bekenntnis zum Klub doch noch wegging. Dessen österreichischer Landsmann Oliver Glasner wurde am Main dann mit offenen Armen empfangen – schließlich hatte der 46-Jährige den VfL Wolfsburg seinerseits in die Champions League geführt. Die Hessen hatten einen Platz für die Königsklasse hingegen verspielt. „Ich habe Bock darauf, hier etwas auf die Beine zu stellen und erfolgreich Fußball spielen zu lassen“, hatte Glasner bei seiner Vorstellung gesagt. Am Sonntag folgte allerdings mit dem Aus im DFB-Pokal der erste herbe Rückschlag. „Wir werden sehr, sehr hart mit uns ins Gericht gehen“, sagte Glasner. Auch Hütter war 2018 bei seinem Pflichtspieldebüt gleich in der ersten Pokalrunde rausgeflogen.
Wolfsburg: van Bommel als Ersatz für Glasner
Viel schlechter hätte der Pflichtspielstart für den einstigen Mittelfeldabräumer kaum laufen können. Zwar reichte es in der ersten Runde im DFB-Pokal beim Viertligisten SC Preußen Münster gerade so zu einem 3:1-Sieg nach Verlängerung. Mark van Bommel (44) unterlief aber ein möglicherweise folgenschwerer Wechselfehler in der Verlängerung. Wäre das Oliver Glasner auch passiert? Spekulation. Bei seiner Vorstellung hatte der Niederländer, der auch für die Bayern gespielt hatte, seine Unterschrift beim VfL als „Riesenchance“ in seiner noch jungen Trainerkarriere bezeichnet.
Leverkusen: Seoane folgt auf Wolf
Gerardo Seoane (42) kam mit vielen Vorschusslorbeeren und großen Zielen aus Bern. Das Gebilde wurde in der Vorbereitung aber gleich mal auf eine harte Probe gestellt. Verletzungen, einige EM-Teilnehmer und eine schleppend verlaufende Transferperiode sorgten für Probleme. «Es gibt sicher einfachere Starts», sagte der Schweizer mit galizischen Wurzeln. Mit dem 3:0 bei Lok Leipzig wurde die Pokalhürde souverän und glanzlos gemeistert, und Bayer wird sicher noch neue Spieler verpflichten. Bis dahin müssen sich die Werkself und ihr neuer Trainer, der so gerne eine neue Spielidee einpflanzen würde, noch etwas durchschleppen.
Köln: Baumgart anstelle von Funkel
Im Gegensatz zu Vor-Vorgänger Markus Gisdol (51), der durch Interimstrainer Friedhelm Funkel (67) abgelöst worden war, spricht Steffen Baumgart (49) nicht über Negativszenarien und Schadensminimierung. Er will immer das Optimale und spricht das auch offen aus. In der Bundesliga will er nicht nur gegen den Abstieg spielen, im Pokal träumte er offen vom Endspiel. Damit riss er den Verein etwas aus der Lethargie und sorgte fast für so etwas wie Euphorie. Doch der Ex-Paderborner wird sich an seinen forschen Vorgaben auch messen lassen müssen. Von der Euphorie bis zur Krise ist es in Köln oft nicht weit. Und das Pokal-Aus war es auch nicht: Beim Viertligisten Jena gewann der FC bei Baumgarts Pflichtspieldebüt erst im Elfmeterschießen.
Das Urgestein: Christian Streich
Für Christian Streich (56) steht bald ein besonderes Jubiläum an. Im Winter feiert er sein zehnjähriges Jubiläum als Trainer des SC Freiburg. Seit Ende 2011 ist der frühere Jugendcoach für die SC-Profis verantwortlich, kein anderer Bundesligist lebt diese Kontinuität in sportlichen Führungspositionen wie die Freiburger. Obwohl er schon so lange da ist, treibt Streich seine Spieler immer wieder zu Höchstleistungen an. In der vergangenen Bundesliga-Saison wurde der Europapokal nur knapp verpasst. Auch in der neuen Spielzeit dürfte der SC mit dem Abstieg nichts zu tun haben.