Hoffenheim im Transfer-Check – Wer kann Gnabry und Uth ersetzen?
Auf das Team rund um Alexander Rosen und Julian Nagelsmann kam vor der Saison eine schwierige Aufgabe zu. Nicht nur mussten die Abgänge von absoluten Schlüsselspielern wie Serge Gnabry und Mark Uth kompensiert werden, dies musste auch noch ohne nennenswerte Einnahmen durch Ablösen angegangen werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Kraichgauer vergleichsweise wenig Geld in die Hand genommen haben. Dennoch können die Verantwortlichen mit dem Saisonstart durchaus zufrieden sein. Mit einem Sieg gegen Freiburg und einer ansehnlichen Leistung in München startet der Champions League Teilnehmer gut in die Saison. Mit von der Partie waren in beiden Spielen die Neuzugänge Kasim Adams und Leonardo Bittencourt.
Prunkstück Offensive
Das Prunkstück der Hoffenheimer ist seit jeher die Offensive. Waren es früher Spieler wie Kevin Volland oder Roberto Firmino, führte in der letzten Saison das Offensiv-Trio aus Kramaric, Uth und Gnabry die Blau-Weißen bis in die Champions League. Uth (ablösefrei, Schalke 04) und Gnabry (Leihende, Bayern München) mussten vor der Saison allerdings abgegeben werden. Um die Ausfälle zu kompensieren, musste die sportliche Leitung kreativ werden. Trotz der erstmaligen Qualifikation für die Champions League fehlt es den Kraichgauern an dem nötigen Kleingeld und der Zugkraft, um die großen Namen nach Sinsheim zu locken.
Deshalb bediente sich Alexander Rosen beim abgestiegenen 1. FC Köln. Mit Leonardo Bittencourt verpflichtete er für nur sechs Millionen Euro einen der Schlüsselspieler der Rheinländer. Mit seinen erst 24 Jahren gilt er als noch entwicklungsfähig, blickt jedoch schon auf die Erfahrung aus weit über 100 Bundesligaspielen zurück. Ein Spieler der dem Verein sofort helfen kann, aber seinen Wert für die Mannschaft mit der Zeit auch noch steigern wird. Auf der linken Außenseite der Hoffenheimer muss er allerdings in große Fußstapfen treten. Sein Vorgänger Gnabry kam in 22 Spielen auf 17 Scorerpunkte, ein absoluter Top-Wert. Dass Bittencourt einen Spieler von diesem Kaliber sofort eins zu eins ersetzen kann, ist fraglich. Zum Saisonstart empfahl er sich allerdings mit guten Leistungen in seinen beiden Startelfeinsätzen, gegen Freiburg bereitet er sogar das 3:1 vor.
Schlechte Karten für Grifo und Belfodil
Druck soll Bittencourt von Vincenzo Grifo bekommen. Der Italiener kam vor der Saison für 5,5 Millionen Euro vom Ligakonkurrenten aus Gladbach. Nach einer starken Saison im Dress der Freiburger konnte der Linksaußen für die Rheinländer allerdings nicht überzeugen und kam auf lediglich 17 Partien (4 Scorerpunkte). Dass er das Zeug zu einem guten Bundesligaspieler hat, hat er aber bereits bewiesen. Besonders seine Standards sind ligaweit gefürchtet. Doch ob er sein Potenzial nun in Hoffenheim abrufen kann, bleibt fraglich. Zum Saisonauftakt durfte er direkt von Beginn an ran, wurde nach schwachen 45 Minuten jedoch umgehend ausgewechselt. Gegen Freiburg saß er dann 90 Minuten auf der Bank. Besonders wenn Spieler wie Nadiem Amiri, Andrej Kramaric und Kerem Demirbay wieder fit sind, dürfte es für den 25-Jährigen schwierig werden, sich einen Platz in der Startelf zu erkämpfen.
Ergänzt wird die Offensivreihe der Hoffenheimer durch Ishak Belfodil. Im Wettbieten setzen sie sich gegen Werder Bremen durch und überwiesen letztlich 5,5 Millionen Euro an Standard Lüttich. Im bisherigen Saisonverlauf kam er allerdings nicht zum Einsatz. Das Rennen um die begehrten Plätze im Sturmzentrum entschieden schließlich Adam Szalai und der von seiner Leihe zurückgekehrte Joelinton für sich. Besonders Szalai bedankte sich mit Toren und guten Leistungen bei seinem Trainer. Wenn sich nun auch noch Andrej Kramaric nach der Länderspielpause fit zurückmeldet, wird es für den Algerier immer enger. Seine mangelnde Torgefahr (26 Bundesligaspiele, 4 Tore) könnte ihm zum Verhängnis werden.
Adams soll die Abwehr stabilisieren
Mit 48 Gegentoren stellten die Kraichgauer unter den Topteams der Bundesliga eine der schlechtesten Abwehrreihen. Auch wenn sie keine nennenswerten Abgänge in dieser Region zu verzeichnen hatten, gab es hier eindeutigen Handlungsbedarf. Zum einen konnte der 24-jährigen Linksverteidiger Joshua Brenet für 3,5 Millionen Euro aus Eindhoven verpflichtet werden, gilt allerdings eher als Backup für den stark aufspielenden Nico Schulz.
Zum anderen und von deutlich größerer Bedeutung für den Erfolg der Sinsheimer ist die Verpflichtung von Kasim Adams. Mit einer Ablöse von acht Millionen Euro war er ihr teuerster Neuzugang in dieser Transferperiode. Dementsprechende Erwartungen lasten auch auf dem ehemaligen Abwehrchef des frisch gebackenen Schweizer Meisters Young Boys Bern. Sowohl gegen die Bayern als auch gegen Freiburg stand der 23-Jährige direkt im Startaufgebot von Julian Nagelsmann und konnte mit guten Leistungen punkten. Allerdings fällt der Ghanaer nun aufgrund einer Sprunggelenkverletzung für unbestimmte Zeit aus – ein wirklicher Rückschlag für die Blau-Weißen. Besonders weil mit Akpoguma und Hübner zwei weitere Innenverteidiger verletzungsbedingt pausieren müssen.
Neue Saison, alte Probleme
Die ersten beiden Saisonspiele deuten darauf hin, dass die TSG eine ähnliche Saison wie im letzten Jahr spielen wird. Getreu dem Motto „Vorne einen mehr schießen, als wir uns hinten fangen“ kassierten sie bereits vier Gegentore – schossen allerdings auch selbst vier. Auch wenn Adams gute Ansätze zeigte, muss nun abgewartet werden, wie er sich von seiner Verletzung erholt. Gelingt es ihm gemeinsam mit seinen erfahrenen Kollegen Vogt, Hübner und Bicackic, eine eingespielte Abwehrreihe auf die Beine zu stellen, könnten sie die vielen Gegentore des letzten Jahres vergessen machen. Vorne hingegen muss Bittencourt erst noch beweisen, dass er Gnabry ersetzen kann. Das schnelle, auf Gegenstöße ausgelegte Spiel liegt dem jungen Deutschen jedoch. Baut er im Laufe der Saison eine gute Harmonie mit seinen Offensivpartnern Kramaric, Szalai und Co. auf, steht einer erneuten Qualifikation für die Königsklasse wenig im Wege.