Es ist ja schon eine ziemlich absurde Aussage, mit der Julian Nagelsmann am gestrigen Dienstag für Aufsehen gesorgt hat. „Ich bin sehr, sehr glücklich, aber der FC Bayern würde mich vielleicht noch ein Stück glücklicher machen”, sagte der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim in einem Interview mit dem Fernsehsender Eurosport. Ein Satz, der das mediale Umfeld der Münchener ordentlich zum wackeln brachte.
Nagelsmann gilt nicht umsonst als Shooting-Star der Branche und wurde in letzter Zeit schon des Öfteren als möglicher Ancelotti-Nachfolger gehandelt. Doch während sich die bayerische Seite früher oder später auf einen genialen Trainer freuen darf, macht sich der 30-Jährige mit dieser unangebrachten Ehrlichkeit auf Hoffenheimer Seite keine Freunde.
Ein Interview, wie das von Nagelsmann, hat es wohl lange nicht mehr gegeben. Mit einer erstaunlichen Lockerheit plauderte der Trainer im Gespräch mit dem Sender aus, dass er nicht nur irgendwann in München Trainer werden möchte – sondern auch, dass seine Familie in Zukunft dort sesshaft werden wird. „Meine Frau und mein Kind ziehen demnächst nach München. Wir bauen dort ein Haus. Wir haben eine familiäre Verbindung dorthin, das ist unsere Heimat“, sagte Nagelsmann. Es ist schön zu sehen, dass der Trainer des Jahres ziemlich ambitionierte Karrierepläne hat. Doch eine Sache hat er wohl vergessen: Seinen Vertrag bei der TSG Hoffenheim hat er erst im Sommer bis 2021 verlängert. Das ist ein Treuebekenntnis, welches durch das Eurosport-Interview deutlich an Wert verloren hat. Und gegenüber seinem Trainer-Kollegen Carlo Ancelotti sind diese Aussagen auch mehr als unfair. Schließlich durchlebt der Italiener in München nicht gerade rosige Zeiten.
Es steht außer Frage, dass Nagelsmann trotz dieses Interviews auch in Zukunft bei den Hoffenheimern eine hervorragende Arbeit leisten wird. Zumindest bis er dann irgendwann zum FC Bayern wechselt. Mit seinen Aussagen ist er aber eindeutig über das Ziel hinausgeschossen. Die Spieler wird die Zukunft ihres Trainers kaum tangieren, doch für die Hoffenheimer Fans ist der Vorstoß des 30-Jährigen eine ungewohnte Herausforderung. Es gibt sicherlich Anhänger in der Fußballwelt, die ihrem Trainer nach solchen Aussagen das Vertrauen entziehen würden. Grund genug, dass sich Nagelsmann ruhig einmal die Frage nach dem Sinn seiner Äußerungen stellen sollte. Es wäre ja tragisch, wenn seine beeindruckende Amtszeit bei der TSG am Ende mit dem Motto „Ich bin sehr, sehr glücklich, aber der FC Bayern würde mich vielleicht noch ein Stück glücklicher machen” beendet wird.
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