Die TSG 1899 Hoffenheim spielte in der abgelaufenen Spielzeit die beste Saison der Vereinsgeschichte. Mit einem beeindruckenden dritten Platz erreichte man am Ende die direkte Qualifikation zur Champions League. Nach dem letztjährigen Ausscheiden in der Qualifikation gegen den späteren Finalteilnehmer aus Liverpool steht damit in diesem Jahr die Premiere in der Königsklasse für die Kraichgauer an. Bereits im letzten Jahr hatte die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann allerdings unter der Dreifachbelastung zu leiden und konnte ihre Spitzenleistungen erst nach Ausscheiden aus der Europa League konstant abrufen. Wie werden Sie sich dieses Jahr schlagen, wenn die Gegner statt Braga und Ludogorez plötzlich Madrid und Paris lauten könnten?
Bereits vor Ablauf der vergangenen Saison war klar, dass Hoffenheim in diesem Jahr auf einige Leistungsträger verzichten muss. So machten die Verantwortlichen des FC Bayerns schon früh deutlich, dass sie fest mit einer Rückkehr ihres Leihspielers Serge Gnabry planen. Der 23-jährige Linksaußen spielte im abgelaufenen Wettbewerb groß auf und hatte mit 17 Torbeteiligungen in 22 Bundesligaspielen einen großen Anteil am Erfolg der Sinsheimer. Gleiches gilt für den Offensivmann Mark Uth, welcher mit Ablauf seines Vertrages in Hoffenheim nach Gelsenkirchen wechselte. Mit 14 Toren und 8 Vorlagen in 31 Bundesligaspielen war er eben neben Gnabry und Kramaric einer der Garanten für die Offensivstärke der Kraichgauer.
Die ausbleibenden Transfereinnahmen machten die Transferperiode zu einer schwierigen Aufgabe für Sportchef Rosen. Erst die Einnahmen durch die starke Platzierung in der Bundesliga und der damit verbundenen Teilnahme am internationalen Geschäft machten größere Transfers möglich. Dabei stand vor allem die Kompensation des Weggangs Serge Gnabrys im Vordergrund. Zu diesem Zweck bediente sich die TSG beim abgestiegenen Traditionsverein aus Köln. Für eine Ablösesumme von 6 Millionen Euro kam der hoch veranlagte Leonardo Bittencourt ins Kraichgau. Für selbige Position wurde zudem Vincenzo Grifo aus Gladbach (Ablöse: 5,5 Millionen Euro) zurück nach Hoffenheim geholt. Als weiterer Offensivmann wurde Ishak Belfodil verpflichtet. Der Mann für die zentrale Offensivposition wurde für eine Ablöse von 5,5 Millionen Euro aus Belgien geholt.
Um der Defensive mehr Stabilität zu verleihen wechselten zudem Kasim Adams (Innenverteidiger, zuvor Young Boys Bern) und Joshua Brenet (Linksverteidiger, zuvor PSV Eindhoven) zum Champions League Teilnehmer. Mit 8 Millionen Euro Ablöse war Adams der teuerste Neuzugang dieser Transferperiode. Dementsprechend ruhen besondere Hoffnungen auf ihm, die Löcher in der eigenen Abwehrreihe zu schließen.
Der Abgang der Leistungsträger Uth und Gnabry stellt eine eindeutige Schwächung der Offensive der Kraichgauer dar. Ob Belfodil, Grifo und Bittencourt diese gleichwertig ersetzen können, ist mehr als fragwürdig. Dennoch haben sie mit Kramaric nach wie vor einen der stärksten Offensivspieler der Liga in ihren Reihen. Besonders mit dem spielstarken Mittelfeld aus Demirbay und Amiri stellt die Offensive wie auch in der vergangenen Saison das Prunkstück der Blauen dar. Eine weitere große Stärke ist die Tiefe des Kaders von Julian Nagelsmann. Mit 33 Spielern kann der junge Trainer auf jeder Position auf mindestens zwei Spieler zurückgreifen. Dies ist besonders in Anbetracht der Dreichfachbelastung von immenser Bedeutung. Die hohe Anzahl an Spielern birgt allerdings auch die Gefahr unzufriedener Spieler. Hier muss Nagelsmann Fingerspitzengefühl beweisen, um seinen Kader bei Laune zu halten.
Die größte Schwäche der Hoffenheimer wird, wie auch schon im letzten Jahr, die Defensive sein. Ob die beiden Neuzugänge die erhoffte Stabilität bringen, bleibt abzuwarten. Angesichts der offensiven und mutigen Spielweise, die Nagelsmann bevorzugt, ist es allerdings auch nicht einfach für die Abwehrreihe. Eine Abkehr von dieser Strategie ist nicht zu erwarten und so wird es wahrscheinlich wieder hauptsächlich darum gehen, vorne ein Tor mehr zu erzielen, als hinten gefangen wird. In den bisherigen Testspielen zeigte sich dieser Plan als erfolgreich, nach bisher fünf Testspielen stehen vier Siege und ein Torverhältnis von 21:4 zu Buche.
Nach nun zwei Spielzeiten unter den Top 4 der Liga sind die Ambitionen in Hoffenheim natürlich deutlich gestiegen. Zudem steht die erste Champions League Saison in der Vereinshistorie an. Die Euphorie ist dementsprechend groß, doch der Respekt vor der schwierigen Aufgabe ist allgegenwärtig. Die abgewanderten Leistungsträger konnten wegen ausbleibender Transfererlöse nicht eins zu eins ersetzt werden und auch die defensiven Neuzugänge müssen noch unter Beweis stellen, dass sie der Hintermannschaft Stabilität verleihen können. Hinzu kommt, dass dies die letzte Saison für Trainer Nagelsmann im Kraichgau sein wird. Im kommenden Jahr wird er für RB Leipzig an der Seitenlinie stehen. Da dies eine einzigartige Situation für die Mannschaft und das Trainerteam ist, lässt sich nur schwer prognostizieren, wie die Saison verlaufen wird.
In der Champions League wird es ganz darauf ankommen, wie hold das Losglück den Sinsheimern ist. Doch auch mit vergleichsweise schwachen Gegnern wird das Überstehen der Gruppenphase ein schwieriges Unterfangen. Das Erreichen des 3. Platzes und damit verbunden die weitere Teilnahme an der Europa League würde schon einen Erfolg darstellen. Dennoch haben in den vergangenen Jahren auch schon kleinere Vereine bewiesen, dass sie den Großen ein Bein stellen können. Durch die starke Offensive kann Hoffenheim überall Tore erzielen und Spiele gewinnen.
Trotz des schwierigen Saisonstarts mit den Duellen gegen München (1. Spieltag) und Dortmund (4. Spieltag) hat die Elf von Julian Nagelsmann durchaus gute Chancen, ordentlich in die Saison zu starten. Mit der Erfahrung aus dem letzten Jahr sollte auch mit der Doppelbelastung deutlich besser umgegangen werden können. Eine Spitzenposition und die Qualifikation für die Champions League ist somit auch in dieser Saison durchaus möglich und als Ziel ausgegeben.
Oliver Baumann – Kevin Vogt, Kasim Adams, Benjamin Hübner – Nico Schulz, kerem Demirbay, Pavel Kaderabek – Nadiem Amiri, Leonardo Bittencourt – Andrej Kramaric, Adam Szalai
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