Schreuder packt im TV über Hoffenheim-Abschied aus: „Es ist eine Schande“
Am 9. Juni hatte die TSG Hoffenheim für einen Paukenschlag gesorgt. Die Kraichgauer trennten sich mitten in der Saison von ihrem Trainer Alfred Schreuder. Einen auf den ersten Blick ersichtlichen sportlichen Anlass gab es allerdings nicht. Hoffenheim stand zum damaligen Zeitpunkt auf dem siebten Platz und dass man letztlich in die Europa League eingezogen ist, hat man auch Schreuders Arbeit zu verdanken. Beim niederländischen TV-Sender „Ziggo Sport“ hat er sich nun über seinen Abschied geäußert.
Schreuder vermisste „langfristige Antworten“
Mit seinem Punktschnitt von 1,43 ist Schreuder hinter Julian Nagelsmann (1,65) und Ralf Rangnick (1,44) der drittbeste Trainer in Hoffenheims Bundesliga-Geschichte. Umso größer war bundesweit die Verwunderung, als der 47-Jährige trotz eines Vertrags bis 2022 vorzeitig seinen Hut nehmen musste. „Es hat mich auch überrascht, dass es so schnell ging“, gestand Schreuder in der Talkshow „Rondo“. Allerdings seien zuvor „Dinge passiert, die mich daran hinderten, den Weg zu sehen, den ich mit dem Klub einschlagen wollte“.
Letztlich zog die sportliche Führung um Sportchef Alexander Rosen die Reißleine und Schreuder ahnt, warum es so weit kommen musste. „Vielleicht hat es auch mit mir als jungem Trainer zu tun. Ich habe eine klare Art zu trainieren, die von mir auch erwartet wurde“, erklärte Schreuder. „Im Sommer hatte sich in der Mannschaft viel geändert und eine neue Hierarchie musste eingerichtet werden. Während der Saison wollte ich auswählen und weiter suchen. Ich habe kurzfristig gearbeitet, aber auch langfristig und ich denke, letzteres ist sehr wichtig“, lässt Schreuder durchklingen, dass die Frage nach der perspektivischen Ausrichtung des Kaders ein großer Reibungspunkt mit den Verantwortlichen gewesen sein muss. „Ich wollte langfristige Antworten, und sie kamen nicht. Vielleicht hat mich das etwas ungeduldig gemacht“.
Der Fall Kaderabek: „Andere Vorstellung von Profifußball“
Dennoch stehe er dazu, wie er mit der Situation umgegangen sei. „Es ist eine Schande, dass ich die Saison nicht beenden konnte, dabei kann ich in den Spiegel schauen“, fühlt sich frühere Co-Trainer seines Vorgängers Nagelsmann ungerecht behandelt. Großen Groll hegt Schreuder, der vor seiner Rückkehr nach Hoffenheim bei Ajax Amsterdam auch anderthalb Jahre Erik ten Hag assistierte, jedoch nicht. „Vielleicht hätte ich es besser machen sollen. Der Verein hat das Recht, die Dinge anders zu sehen.“
Auch zu einem öffentlich gewordenen Vorfall mit Pavel Kaderabek bezog Schreuder offen Stellung. „Diese Geschichte ist richtig. Anderthalb Stunden vor dem Spiel gab er an, dass er mental nicht in der Lage sei zu spielen, weil sein Hund eingeschläfert wurde. Ich habe da eine andere Vorstellung von Profifußball als der Spieler und der Verein“, machte der Trainer seine Position deutlich. „Die kann richtig oder falsch sein, aber ich denke anders“. Fest stehe daher, dass „du bei mir dann im nächsten Spiel nicht spielen wirst.“
„…dann solltest du nicht weitermachen“
Trotzdem bedaure Schreuder sehr, dass es im Kraichgau nicht geklappt hat, denn „Hoffenheim ist ein großartiger Verein mit guten Leuten. Aber es gibt manchmal Meinungsverschiedenheiten“, die einen Verbleib unmöglich machen würden. Er habe „eine Idee davon, wie man mit Menschen arbeitet. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Zukunft schwierig wird und vielleicht dieselben Fehler wie in der vorherigen Saison gemacht werden, solltest du nicht weitermachen. Vielleicht irre ich mich, das ist möglich.“ Bei welchem Klub Schreuder als Nächstes arbeiten wird, ist offen. „Mein Berater hat einige Kontakte, aber noch ist nichts konkret.“