TSG 1899 Hoffenheim

TSG Hoffenheim geht unter: Geiger fehlen Worte, Schicker die Härte?

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Die TSG Hoffenheim rutscht immer tiefer in die Krise: Am Samstagnachmittag verloren die Kraichgauer desaströs gegen Union Berlin (0:4). Während die Spieler, allen voran Dennis Geiger, zum Rundumschlag ausholten, will Sportdirektor Andreas Schicker weitermachen wie bisher.

Klatsche gegen Union: Geiger sprachlos

Mittelfeldspieler Dennis Geiger war nach dem Schlusspfiff ratlos. Zuvor hatte er mit der TSG Hoffenheim das fünfte von sieben Pflichtspielen in diesem Jahr verloren. Am „Sky“-Mikrofon wusste der 26-Jährige erst nicht, was er zur aktuellen Situation sagen sollte. „Mir fehlen die Worte, ehrlich“, so Geiger. Als er sie wiederfand, wurde er mehr als deutlich und ordnete auch die Gesamtsituation des Vereins ein. Ende Januar fand schon Leistungsträger Andrej Kramaric in einer Wutrede deutliche Worte. Zitat: „Wenn ich jetzt ehrlich spreche, bekomme ich wahrscheinlich die höchste Strafe, die es in der Bundesliga je gegeben hat.“

Geigers Rundumschlag begann dahingegen relativ harmlos: „Wie wir ins Spiel kommen, die ersten 25, 30 Minuten, das ist unfassbar“, so der Mittelfeldspieler, der in dieser Saison erst fünfmal in der Startelf stand. „Dann wird es schwer, wenn wir immer in Rückstand geraten, immer hinterherlaufen. Ich hatte das Gefühl, wir waren in der ersten halben Stunde komplett verunsichert.“ Mit Unsicherheiten im Spiel luden die Sinsheimer die Gegner aus Berlin-Köpenick regelmäßig ein. Einzig die Unions verhaltene Spielweise sorgte wohl dafür, dass es nach einer halben Stunde nur 0:1 stand (Hollerbach traf nach 24 Minuten).

Doppelpack für Union: Matchwinner Hollerbach. Foto: Alex Grimm/Getty Images

Bülter deutlich: „So“ wird Hoffenheim absteigen

In der Viertelstunde vor der Pause habe die TSG besser gespielt, so Geiger. „Union kam in dieser Phase nicht einmal hinten raus. So muss es halt aussehen, wenn du gewinnen willst“, analysierte er. Doch selbst in diesen 15 Minuten konnten die Sinsheimer kein Tor erzielen. Im zweiten Durchgang wurde es dann „gefühlt immer schlimmer.“ Die Hoffenheimer wirkten wie aufgelöst und wurden von der zuvor schwächsten Offensive der Liga (Union erzielte vor dem Spiel in 20 Partien nur 16 Treffer) bestraft. Winter-Neuzugang Marin Ljubicic (61.) und Andrej Ilic (73.) stellten auf 3:0 für Union Berlin. Benedict Hollerbach setzte mit seinem zweiten Tor den Deckel drauf (89.) – der 4:0-Endstand.

„Das ist am Ende peinlich und auch in der Höhe verdient“, gab Hoffenheims Marius Bülter im Nachhinein zu. Vor allem die Schlussphase der TSG sei katastrophal gewesen, sagte der 31-Jährige: „Am Ende haben wir uns aufgegeben. Da war gar keine Gegenwehr mehr.“ Mit einem solchen Auftritt wie gegen die „Eisernen“ würde man keine Spiele gewinnen. Im Bundesliga-Abstiegskampf eine fatale Diagnose. „So werden wir am Ende absteigen“, stellte Bülter klar.

Hoffenheim im Jahr 2025 „eigentlich ordentlich“

Dabei gab es keine Anzeichen für eine so deutliche Pleite. Im Gegenteil: Abgesehen von den Niederlagen gegen die Meisterschaftskandidaten Bayern München (0:5) und Bayer Leverkusen (1:3), habe die TSG in diesem Kalendarjahr „eigentlich immer ordentlich“ gespielt, so Geiger. Die Kraichgauer verloren nur knapp gegen den VfL Wolfsburg (0:1), gegen Eintracht Frankfurt gelang ihnen ein 2:2-Unentschieden. Im Spiel zuvor gegen Aufsteiger Holstein Kiel sogar der erste Liga-Dreier seit Oktober 2024 (3:1).

Warum gegen Union Berlin plötzlich fast nichts mehr funktionierte, weiß auch Geiger nicht. „Vielleicht wollten wir heute zu viel. Uns war natürlich klar, was heute auf dem Spiel stand, dass man mit einem Dreier einen riesigen Schritt machen kann. Aber mit so einer Leistung wird es schwer.“ Generell ist der sportliche Erfolg der Sinsheimer gemessen an den durch Investor Dietmar Hopp gegebenen finanziellen Möglichkeiten ernüchternd. Geiger, der den Verein gut kennt, überschlug Hoffenheims Ausgaben seit dem vergangenen Sommer.

Millionen-Ausgaben – „und wievielter sind wir?“

„Wir geben 90 Millionen Euro aus“, schätzte der 26-Jährige. Insgesamt waren es für Neuverpflichtungen wie Adam Hložek (kam im Sommer für 18 Mio. € von Bayer Leverkusen), Alexander Prass (kam im Sommer für 12 Mio. € von Sturm Graz) oder Talent Bazoumana Touré (Winter-Neuzugang von Hammarby If/Schweden, 10 Mio. € Ablöse) „nur“ rund 74 Millionen Euro. Zwar 18 Millionen weniger als Geigers Schätzung, allerdings haben die Millionen-Ausgaben keine sportlichen Erträge gebracht.

Neuzugänge wie Östigaard (rechts) haben es in Sinsheim schwer. Foto: Alex Grimm/Getty Images

„Und wievielter sind wir? Viertletzter. Das kann natürlich nicht der Anspruch sein“, wurde Geiger deutlich. Auch hätten die Neuzugänge kaum eine Chance, bei der sportlichen Situation zu performen. „Wenn die Mannschaft so spielt, wie willst du da rein finden?“, fragte sich der Mittelfeldspieler, der seit 2016 bei den TSG-Profis spielt. Gegen Union Berlin setzte Trainer Christian Ilzer mit den Neuen Leo Östigaard und Touré den 33. bzw. 34. verschiedenen Spieler in dieser Saison ein. „Das spricht für sich“, so Geiger.

Trotz Krise: Schicker verteidigt Trainer Ilzer

Generell würden Neuzugänge die Kernprobleme des Klubs nicht lösen. Mannschaftskollege Bülter forderte, die internen Dinge „klar anzusprechen.“ Um sportlich erfolgreicher zu werden, müssten alle anpacken, so der Offensivspieler. „Jeder muss sich selbst hinterfragen, ob man in der Situation, in der wir gerade stecken, alles dafür tut, um da wieder rauszukommen.“ Die Spieler machen aber nicht Trainer Christian Ilzer für die sportliche Misere verantwortlichen.

Der Übungsleiter, der Mitte November 2024 als Wunschtrainer vom österreichischen SK Sturm Graz zur TSG wechselte, steht schon länger unter medialem Druck. Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker sprach ihm trotz des „klaren Rückschritts, der „einige Fragen“ aufwerfe, bei „Sky“ das Vertrauen aus.  Es ist jedoch fraglich, ob Schicker den 47-Jährigen nach nur wenigen Monaten entlassen würde. Der Geschäftsführer kennt Ilzer gut aus gemeinsamen Zeiten in Graz, wo sie zwischen 2020 und Sommer 2024 drei Titel gewannen.

Während Geiger oder Bülter zum Rundumschlag ausholten, äußerte sich Schicker entspannter. Die TSG Hoffenheim sei „auf dem richtigen Weg.“ Eine Trainer-Entlassung stehe nicht zur Debatte: „Natürlich ist es so, dass die Ergebnisse ausbleiben, dadurch wird es immer schwierig im Fußball. Aber derzeit beschäftigen wir uns im gesamten Verein nicht mit diesem Szenario.“ Damit wird Ilzer auch im kommenden Bundesligaspiel gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr) auf der Bank sitzen.

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