Unsauberes Geschäft: Berater sprechen junge Spieler immer früher an
In der „kicker„-Serie „Jugendsünden“ stellt das Sportmagazin die Probleme im deutschen Nachwuchsfußball dar. In der heutigen Ausgabe stand das Thema Berater im Mittelpunkt. Diese führen junge Spieler immer früher in Versuchung und locken diese mit Prämien. Wie kam es zu dieser Entwicklung und was sagen die Spieler selbst dazu?
Zunahme an „schwarzen Schafen“ in der Beraterbranche
Die Beraterbranche hat sich grundsätzlich durch zwei verschiedene Einflüsse verändert. Zunächst einmal ist zu nennen, dass seit April 2015 eine Lizenzierung für in Deutschland tätige Berater keine Pflicht mehr ist, stattdessen kann sich jeder für eine Gebühr in Höhe von 500 Euro beim DFB als Berater registrieren lassen. Hinzu kommt der Einfluss der sozialen Medien. Für hinterlistige Berater ist es wesentlich einfacher geworden, junge Spieler zu kontaktieren, die oftmals noch nicht einmal wissen, wie sie mit solchen Situationen umzugehen haben.
Der Mainzer Nachwuchsleistungszentrumsleiter Volker Kersting brachte die Beraterbranche mit „Kinderhandel“ in Verbindung und bezeichnet sie gegenüber dem „kicker“ als „Talentvernichter“. Diesen drastischen Worten widerspricht Gregor Reiter, welcher der Geschäftsführer der Deutschen Fußballspieler-Vermittler Vereinigung ist. Er stimme Kersting zwar in vielen Teilen zu, halte „Pauschalisierungen und Plattitüden“ allerdings nicht für sinnvoll. Dadurch werde „das Berufsbild der Berater in der Öffentlichkeit verzerrt“.
Problematisch sind vor allem die Berater, die an sehr junge Spieler herantreten. Offiziell ist das Herantreten an 13- oder 14-Jährige „verboten“, wie es Reiter beschreibt, verhindert werden kann es dennoch oftmals nicht. Immer öfter kontaktierten diese dennoch jungen Spieler und machen ihnen große Versprechungen, wie beispielsweise Ausrüsterverträge oder mögliche Prämien. Junge Spieler, die nicht aus einem stabilen Umfeld stammen, können auf solche Tricks durchaus hereinfallen.
Gian-Luca Itter erlebt(e) Kontaktversuche am eigenen Leib
Um diese Probleme mit Beispielen zu belegen, kontaktierte der „kicker“ den Gewinner der goldenen Fritz-Walter-Medaille 2016, Gian-Luca Itter. Dieser ist Profi beim VfL Wolfsburg. Er beschreibt, dass er „12 oder 13 Jahre alt war“, als er „erstmals angesprochen wurde“. Auch über die sozialen Medien erfuhr er zahlreiche Kontaktversuche von vermeintlichen Beratern. Zudem erklärt er, dass diese Vorkommnisse keine Einzelfälle seien: „Auch von Mitspielern sehe ich immer wieder Chatverläufe, wie sie kontaktiert wurden.“
Er selbst entschied sich erst kurz vor seinem 16. Geburtstag dazu, einen Berater zu kontaktieren. Diesen fand er über die Agentur „Sportstotal“. Vor allem war ihm dabei wichtig, wer ihn „als Sportler im Vordergrund sieht“, und eben nicht nur wegen der monetären Aspekte an ihm interessiert sei. Grundsätzlich ist es schwierig, den nicht erlaubten Annäherungsversuchen an Nachwuchsfußballer ein Ende zu setzen. Speziell durch Facebook, Instagram und weiteren Plattformen haben es jene Leute leicht, an junge Spieler heranzukommen. Eine Lösung wäre wohl die konsequente Bestrafung zu früher Kontaktversuche. Aber auch das wäre wohl schwierig umzusetzen.