Es ist der siebte Spieltag. Die oberen Plätze der Bundesliga werden von etablierten Top-Clubs oder Energygetränkten Investorenclubs dominiert. Alle Plätze? Nein, nicht alle Plätze. Ein Verein aus dem Schwabenländle findet sich auf Platz zwei der Liga wieder: der VfB Stuttgart. Hatte man noch am Ende der letzten Saison das Überleben erst in der Relegation sichern können, rangiert man heute unter den ganz großen Clubs. Wie kam es dazu, dass sich der Verein so schnell wieder aufraffen konnten?
“Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey”, hallte es nach dem Sieg gegen den VfL Wolfsburg durch das weite Rund der MHP-Arena in Stuttgart. Der VfB war zumindest für einen Tag Tabellenführer. Sebastian Hoeneß hat aus dieser akut abstiegsbedrohten Mannschaft eine verschworene Einheit geformt. Offensichtlich war das vor der Saison keinesfalls. Verlor man doch mit Konstantinos Mavropanos und Wataru Endo wichtige Stützen, die in der Vorsaison noch Stabilität gaben.
Aber diese Namen sind inzwischen längst vergessen. Die neuen (und auch alten) Namen heißen jetzt Waldemar Anton oder Atakan Karazor. Auch Ex-Hoffenheimer Angelo Stiller übernimmt wichtige Rollen. Der erste Grund für den Erfolg ist also: Die Abgänge konnte man qualitativ gut ersetzen und sich so eine gute Startelf zusammenstellen. Im Tor konnte man mit Alexander Nübel sogar aufrüsten. Schließlich war in der vergangenen Saison weder Florian Müller noch Fabian Bredlow ein sicherer Rückhalt. Der ehemalige Monegasse macht es mehr als ordentlich.
Sebastian Hoeneß lässt den VfB in einem 4-3-3 auflaufen – mit Karazor als klaren defensiven Sechser und Stiller leicht vorgezogen. Die beiden können so ein perfektes Bindeglied zwischen der Defensive und der Offensive sein. So kann der VfB sein Ballbesitz-lastiges Spiel perfekt durchziehen. Ebenfalls kann auch Enzo Millot perfekt eingesetzt werden, um so die Offensive Dreierreihe anzuspielen und mit schnellem überfallartigen Angriffen den Gegner überrollen.
Um den Erfolg der Stuttgarter aber am besten zu beschreiben, muss man aber einfach nur auf den Sturm schauen und schlicht gesagt auf einen der aktuell besten Stürmer Europas: Serhou Guirassy. Nach seiner Zeit in Köln und einer Auszeit in Frankreich bei Amiens und Rennes ist die Nummer neun aus Guinea in der Bundesliga angekommen. In sieben Bundesligaspielen kommt er auf rekordverdächtige 13 Tore. Darunter je ein Dreierpack gegen Mainz und Wolfsburg. Guirassy ist das perfekte Beispiel, was Selbstvertrauen mit einem Spieler macht.
Dazu kommt ein frisch gebackener Nationalspieler: Chris Führich. Bereits in der letzten Saison konnte er mit seiner Schnelligkeit dem VfB schon einiges geben. Jetzt reitet er die Welle des Erfolgs nicht nur, er hat sie mit aufkommen lassen. Stuttgarts Sportdirektor Fabian Wohlgemuth lobte den 25-Jährigen auch nach seinem Kurzeinsatz gegen die USA: „Chris hatte in den zehn Minuten seines Debüts einige gute Ballkontakte“, sagte der 44-Jährige gegenüber dem „kicker“.
Ein paar gute Ballkontakte reichen zwar nicht für den Erfolg mit dem VfB Stuttgart. Die Nominierung für Führich ist allerdings schon Zeichen genug dafür, dass er inzwischen im gehobenen Bundesliga-Niveau angekommen ist. Aktuell steht Führich bei zwei Toren und fünf Assists in sieben Bundesligapartien.
Gemeinsam sind die beiden die großen Gewinner des Aufschwungs bei den Schwaben. Inzwischen scheinen sich beide schon fast blind zu verstehen. Gut erkennbar bei einem, leider durch Abseits aberkannten, Tor gegen Darmstadt. Ein doppelter Doppelpass zwischen den beiden Shootingstars hat gereicht, um die gesamte Abwehr der Lilien schwindelig zu spielen. Eine Kombination, die ein Tor verdient gehabt hätte.
Zwar werden die Fans des VfB Stuttgart am Ende der Saison höchstwahrscheinlich nicht Spitzenreiter sein, aber für einen der besten Saisonstarts der Saisons reicht es allemal. Nun liegt es sowohl an Trainer Hoeneß als auch an der Mannschaft, weiterhin einen kühlen Kopf zu bewahren und konzentrierte Leistung abzuliefern. Dazu braucht man natürlich auch einen Guirassy in Top-Form. Nach sieben Spieltagen kann man aber mindestens sagen: Der VfB Stuttgart ist eine Spitzenmannschaft der Bundesliga.
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