Holger Badstubers Verlängerung – im Schatten der Pavard-Frage
Holger Badstuber hat am Dienstag entgegen der Erwartungen vieler seinen Vertrag beim VfB Stuttgart verlängert. Während der ehemalige Nationalspieler damit auf sich selbst wettet, bietet der Deal den Schwaben in erster Linie eine neugewonnene Variabilität im Umgang mit der langfristigen Planung im Abwehrzentrum.
Badstuber will mit dem VfB etwas aufbauen
Als Sportdirektor Michael Reschke gestern Nachmittag zur Pressekonferenz lud, erwartete man vor allem die Vorstellung von Nicolas Gonzalez, dem neuesten Südamerikaimport der Schwaben. Zwar folgte diese im Laufe der 30-minütigen Gesprächsrunde, der Fokus lag überraschenderweise aber auf einer ganz anderen Personalie.
Statt dem argentinischen Youngster saß um 14:30 Uhr nämlich Holger Badstuber am Podium. Wenige Stunden zuvor hatte der 29-Jährige an der Mercedes-Straße noch seine Unterschrift unter einen frisch gedruckten und bis 2021 datierten Vertrag gesetzt. Für viele im Umfeld des VfB eine erstaunliche Wendung. Denn bis zuletzt lag der Fokus bei Badstuber noch auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, der ihm noch einmal den Traum von der Königsklasse erfüllen kann.
„Für mich war die Frage, ob ich künftig für einen Verein in der Champions League auflaufen möchte, zu dem ich praktisch keinen Bezug habe, oder ob ich hier beim VfB etwas mit aufbaue.“ Badstuber entschied sich für letzteres. „Ich hatte Angebote von Champions-League-Teilnehmern, aber […] Ich brauche eine Verbindung zum Verein und zur Stadt“, erklärte der Innenverteidiger. „In Stuttgart fühle ich mich wohl.“
Zusätzlich zum Wohlfühlfaktor wird er in der Neckarmetropole zukünftig nach „Bild“-Informationen auch fürstlich entlohnt. Eine Gehaltsaufstockung von einer auf drei Millionen Euro jährlich stehe zu Buche. Auch in Jahr eins nach der Ausgliederung noch eine hohe Summe für die Stuttgarter. Für die sportliche Führung um Michael Reschke ist die Verlängerung aber mehr als nur ein sportlicher Gewinn.
Risikominimierung vor den entscheidenden Wochen
Wer einen Blick auf den Kader des VfB wirft, sieht nun also fünf Konkurrenten auf der Innenverteidigerpostion. Mit Holger Badstuber, Timo Baumgartl, Marc-Oliver Kempf und dem noch auf WM-Reise befindlichen Benjamin Pavard gar vier mit Stammelf-Ambitionen. Vermeintlich zu viel für den Kader eines Mittelfeldklubs der Bundesliga. Für die bevorstehenden Verhandlungen um Pavards Zukunft und die Planungen darüber hinaus aber goldwert.
Erst nach Ende der WM wird eine Tendenz erkennbar werden, ob man den französischen Nationalspieler noch bis 2019 halten wird oder bereits im Sommer abgibt. Sollte die Differenz zwischen in den nächsten Monaten gebotenem und Ausstiegsklausel in 2019 (ca. 35 Millionen Euro) zu groß werden, wird auch Michael Reschke die Zusatzmillionen nicht ablehnen können.
Tritt dieser Fall ein haben die Schwaben nun mit Badstuber auch ohne Benjamin Pavard eine schlagkräftige Zentrale zur Verfügung. Die Suche nach einem langfristigen Ersatz für den 22-Jährigen wird damit ungleich einfacher. Ohne Zeitdruck kann man die Verhandlungen mit allen Jokern in der eigenen Hand angehen. Wird man diesen Sommer nicht mehr fündig, ließe sich die Fahndung dann auch ohne Probleme auf den kommenden Sommer vertagen.
Eine Planungssicherheit, die für alle Verantwortlichen von besonderer Wichtigkeit ist. Denn was Michael Reschke mit genügend Zeit und Ressourcen anfangen kann, ist nicht erst seit den vergangenen Wochen bekannt.